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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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spru<strong>ch</strong>t und muß au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>t werden 12 . Letztbegründung in Form eines<br />

transzendentalen Arguments <strong>der</strong> Diskursethik findet si<strong>ch</strong> beispielsweise bei Apel<br />

und Kuhlmann 13 . Das Argument besagt, daß ohne die Geltung <strong>der</strong> Diskursregeln (also<br />

Normen!) keine Kommunikation stattfinden könnte, Kommunikation aber notwendig<br />

stattfindet, die Diskursregeln also notwendig gelten müssen 14 . Au<strong>ch</strong> in hobbesianis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Theorien</strong> wird vereinzelt eine Letztbegründung versu<strong>ch</strong>t. Ein Beispiel<br />

dafür ist <strong>der</strong> bekennende 'Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsfundamentalismus' in <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorie<br />

Höffes 15 . Im übrigen aber bes<strong>ch</strong>ränken si<strong>ch</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien auf einen<br />

Geltungsanspru<strong>ch</strong> im Rahmen ihrer empiris<strong>ch</strong>en und normativen Prämissen. Die<br />

Überzeugungskraft dieser Prämissen ist auss<strong>ch</strong>laggebend für die Theorie insgesamt.<br />

Gerade deshalb versu<strong>ch</strong>en prozedurale <strong>Theorien</strong>, si<strong>ch</strong> auf mögli<strong>ch</strong>st starke prozedurale<br />

Elemente und mögli<strong>ch</strong>st s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e materiale Prämissen zu stützen 16 .<br />

Die Letztbegründung von Normen erweist si<strong>ch</strong> jedenfalls für die Aufgabenstellung<br />

von <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien als entbehrli<strong>ch</strong> 17 . Wenn beispielsweise eine Theorie<br />

von <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en materialen Prämisse ausgeht, daß Mens<strong>ch</strong>en kommunizieren und<br />

dabei die Geltung von Diskursregeln voraussetzen, dann muß ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine<br />

Letztbegründung geführt werden, daß die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Kommunikation notwendig<br />

in alle Ewigkeit zu den mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Aktivitäten gehört 18 . Der Sa<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> ist das ein<br />

Abbru<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Begründung im Sinne Alberts – aber kein unakzeptabler. Zwar kann bei<br />

einem 'Abbru<strong>ch</strong>' <strong>der</strong> Begründung nur no<strong>ch</strong> in einem einges<strong>ch</strong>ränkten Sinn von Ri<strong>ch</strong>tigkeit<br />

gespro<strong>ch</strong>en werden 19 . Eine <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorie wäre s<strong>ch</strong>on dann falsifiziert,<br />

12 Ausdrückli<strong>ch</strong> J. Habermas, Erläuterungen zur Diskursethik (1991), S. 194 f.: »Der im s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en<br />

Sinne transzendentale Na<strong>ch</strong>weis ... genügt freili<strong>ch</strong>, um den universalistis<strong>ch</strong>en, nämli<strong>ch</strong> für alle<br />

spra<strong>ch</strong>- und handlungsfähigen Subjekte verbindli<strong>ch</strong>en Geltungsanspru<strong>ch</strong> eines prozedural gefaßten<br />

Moralprinzips zu begründen. ... Eine Letztbegründung <strong>der</strong> Ethik ist we<strong>der</strong> mögli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> nötig.«<br />

Vgl. P. Gril, Alexys Version einer transzendentalpragmatis<strong>ch</strong>en Begründung <strong>der</strong> Diskursregeln<br />

im Unters<strong>ch</strong>ied zu Habermas (1997), S. 215 f.; <strong>der</strong>s., Mögli<strong>ch</strong>keit praktis<strong>ch</strong>er Erkenntnis<br />

(1998), S. 149 f. – Gril meint indes, die Theorie Alexys könne an<strong>der</strong>s als diejenige von Habermas das<br />

Mün<strong>ch</strong>hausen-Trilemma ni<strong>ch</strong>t vermeiden. Das ist s<strong>ch</strong>on deshalb wenig plausibel, weil Alexy ausdrückli<strong>ch</strong><br />

eine im Verglei<strong>ch</strong> zu Habermas »s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ere Variante« <strong>der</strong> Begründung von Diskursregeln<br />

vertritt; R. Alexy, Theorie <strong>der</strong> juristis<strong>ch</strong>en Argumentation (1978), S. 231. Vgl. zum relativen<br />

Ri<strong>ch</strong>tigkeitsanspru<strong>ch</strong> gegenüber einem absoluten Wahrheitsanspru<strong>ch</strong> ebd., S. 223 f.<br />

13 Zur Letztbegründung bei Apel bereits oben S. 233.<br />

14 Zur Analyse <strong>der</strong> logis<strong>ch</strong>en Struktur dieses tranzendentalen Arguments N. Jansen, Struktur <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong><br />

(1998), S. 191 f. Dazu oben S. 225 (transzendentales Argument), S. 229 (Letztbegründung<br />

als Variante <strong>der</strong> Diskurstheorie), S. 233 (Letztbegründung bei Apel).<br />

15 Dazu oben S. 193 ff. (Theorie des transzendentalen Taus<strong>ch</strong>es).<br />

16 Dazu oben S. 139 ff. (Grenzziehung zwis<strong>ch</strong>en prozeduralen und materialen <strong>Theorien</strong>).<br />

17 Ablehnend zur Letztbegründung als Aufgabe <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tsphilosophie au<strong>ch</strong> J. Habermas, Erläuterungen<br />

zur Diskursethik (1991), S. 195.<br />

18 Als Beispiel für eine sol<strong>ch</strong>e, ni<strong>ch</strong>t die Letztbegründung implizierende Begründung siehe die<br />

Theorie Alexys oben S. 247 ff. An<strong>der</strong>e Eins<strong>ch</strong>ätzung (Alexy meine Letztbegründung, s<strong>ch</strong>eitere aber<br />

an diesem Anspru<strong>ch</strong>) bei E. Hilgendorf, Zur transzendentalpragmatis<strong>ch</strong>en Begründung von Diskursregeln<br />

(1995), S. 199 f.; ansatzweise bereits <strong>der</strong>s., Argumentation in <strong>der</strong> Jurisprudenz (1991),<br />

S. 187.<br />

19 Zu dieser Folge einer 'Ri<strong>ch</strong>tigkeit' in einem einges<strong>ch</strong>ränkten Sinne R. Alexy, Theorie <strong>der</strong> juristis<strong>ch</strong>en<br />

Argumentation (1978), S. 223.<br />

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