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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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D. <strong>Prozedurale</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien<br />

I. Eine Definition <strong>der</strong> prozeduralen <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorie (D 4 )<br />

Bei '<strong>Prozedurale</strong>n <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>' 417 handelt es si<strong>ch</strong> um eine beson<strong>der</strong>e<br />

Form <strong>der</strong> 'prozeduralen <strong>Theorien</strong>' (D P ) – genauer: um einen Son<strong>der</strong>fall <strong>der</strong> 'prozeduralen<br />

<strong>Theorien</strong> praktis<strong>ch</strong>er Ri<strong>ch</strong>tigkeit' (D R ). Der Begriff <strong>der</strong> 'prozeduralen Theorie<br />

<strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>' läßt si<strong>ch</strong> damit in folgenden Stufen bestimmen:<br />

D P :<br />

D R :<br />

D 4N :<br />

<strong>Prozedurale</strong> <strong>Theorien</strong> sind <strong>Theorien</strong>, na<strong>ch</strong> denen eine<br />

Aussage genau dann wahr o<strong>der</strong> ri<strong>ch</strong>tig ist, wenn sie das<br />

Ergebnis einer bestimmten Prozedur sein kann.<br />

<strong>Prozedurale</strong> <strong>Theorien</strong> praktis<strong>ch</strong>er Ri<strong>ch</strong>tigkeit sind <strong>Theorien</strong>,<br />

na<strong>ch</strong> denen eine normative Aussage N genau dann<br />

ri<strong>ch</strong>tig ist, wenn sie das Ergebnis einer bestimmten Prozedur<br />

P sein kann. 418<br />

<strong>Prozedurale</strong> <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> sind <strong>Theorien</strong>,<br />

na<strong>ch</strong> denen eine <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>snorm N genau dann ri<strong>ch</strong>tig<br />

ist, wenn sie das Ergebnis einer bestimmten Prozedur<br />

P sein kann.<br />

Diese normbezogene Definition entspri<strong>ch</strong>t den normbezogenen Begriffsbestimmungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> in D 1N und <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorie in D 2N . Sie drückt außerdem<br />

reine prozedurale <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> im Sinne von D 3d aus. Ohne inhaltli<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>ied<br />

läßt si<strong>ch</strong> dazu eine handlungsbezogene Definition entspre<strong>ch</strong>end D 1 und D 2<br />

formulieren:<br />

D 4 :<br />

<strong>Prozedurale</strong> <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> sind <strong>Theorien</strong>,<br />

die die Behauptung <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> mit Verfahren begründen.<br />

417 Die hier definierten '<strong>Prozedurale</strong>n <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>' müssen von '<strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> prozeduralen<br />

<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>' unters<strong>ch</strong>ieden werden. Bei ersteren geht es um das <strong>Prozedurale</strong> <strong>der</strong> <strong>Theorien</strong>,<br />

bei letzteren um das <strong>Prozedurale</strong> <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>. Zwar hängen beide Theoriegruppen zusammen,<br />

weil in aller Regel eine Theorie über Verfahrensgere<strong>ch</strong>tigkeit selbst dem Begründungsmodell<br />

<strong>der</strong> Verfahrenstheorien folgt. Das ist aber ni<strong>ch</strong>t zwingend. Es wäre au<strong>ch</strong> denkbar, Verfahrensgere<strong>ch</strong>tigkeit<br />

material zu begründen (Beispiel: 'Es ist ein Gebot Gottes, daß je<strong>der</strong> Ri<strong>ch</strong>ter<br />

au<strong>ch</strong> die an<strong>der</strong>e Partei anhört!'). Hier besteht <strong>der</strong> Ausgangspunkt demgegenüber allein im Begriff<br />

<strong>der</strong> 'Verfahrenstheorie', ni<strong>ch</strong>t in dem <strong>der</strong> 'Theorie über Verfahren'. Das unters<strong>ch</strong>eidet die Untersu<strong>ch</strong>ung<br />

grundlegend von primär prozeßre<strong>ch</strong>tstheoretis<strong>ch</strong>en Studien, etwa <strong>der</strong>jenigen von<br />

R. Hoffmann, Verfahrensgere<strong>ch</strong>tigkeit (1992), S. 84 ff., 105 ff.; dort insbeson<strong>der</strong>e S. 158: »Verfahrensgere<strong>ch</strong>tigkeit<br />

[wird] zu einem prozeduralen Reflex materialer <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>.« Mit unglückli<strong>ch</strong>er<br />

Verquickung bei<strong>der</strong> Aspekte (Verfahrenstheorie und Theorie des Verfahrens) ebd., S. 166 ff.<br />

418 Vgl. R. Alexy, Die Idee einer prozeduralen Theorie <strong>der</strong> juristis<strong>ch</strong>en Argumentation (1979), S. 95:<br />

»D: Eine normative Aussage N ist ri<strong>ch</strong>tig genau dann, wenn sie das Ergebnis <strong>der</strong> Prozedur P sein<br />

kann.« Ebenso A. Aarnio/R. Alexy/A. Peczenik, Grundlagen <strong>der</strong> juristis<strong>ch</strong>en Argumentation (1983),<br />

S. 41.<br />

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