16.04.2014 Aufrufe

Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Politik eine zentrale Bedeutung in Habermas prozeduraler <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorie zu.<br />

Hier wird aufgezeigt, wie Anwendungsbedingungen und Verfahrensregeln außerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Verfahren die Legitimationskraft <strong>der</strong> innerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Verfahren stützen<br />

o<strong>der</strong> sogar erst begründen können.<br />

4. Theorie des analytis<strong>ch</strong>en Liberalismus (R. Alexy)<br />

Die auffälligste Beson<strong>der</strong>heit von Alexys Diskurstheorie zeigt si<strong>ch</strong> dort, wo sie im<br />

Rahmen eines Gesamtprojekts des 'analytis<strong>ch</strong>en Liberalismus' 607 zu einer Theorie des<br />

Re<strong>ch</strong>ts und damit zu einer Basistheorie <strong>der</strong> auf Diskussion angelegten Institutionen<br />

des demokratis<strong>ch</strong>en Verfassungsstaates ausgebaut wird 608 . Als Begründungslehre<br />

für die Ri<strong>ch</strong>tigkeit von Re<strong>ch</strong>t und Staat ist sie <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorie 609 . In Alexys Modell<br />

ist juristis<strong>ch</strong>e Argumentation eine beson<strong>der</strong>e Form des allgemeinen rationalen<br />

praktis<strong>ch</strong>en Diskurses (Son<strong>der</strong>fallthese 610 ). Systematis<strong>ch</strong> vor diesen Überlegungen<br />

zur allgemeinen Diskursivität des Re<strong>ch</strong>ts steht indes die Begründung <strong>der</strong>jenigen<br />

obersten <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>snormen, die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> positiviert als Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (Glei<strong>ch</strong>heit,<br />

Freiheit) und Demokratieprinzip staatli<strong>ch</strong> in Geltung gesetzt werden müssen (bd).<br />

Im Zusammenhang damit hat Alexy die Begründung <strong>der</strong> Diskursregeln um neue<br />

Argumente erweitert (a).<br />

a) Die Begründung <strong>der</strong> Diskursregeln<br />

Die bereits skizzierte Begründung <strong>der</strong> Diskursregeln mit Hilfe eines transzendentalen<br />

Arguments 611 wird bei Alexy dur<strong>ch</strong> zwei weitere Teile zu einer Trias erweitert –<br />

dur<strong>ch</strong> »ein auf individuelle Nutzenmaximierung abstellendes Argument« sowie »eine<br />

empiris<strong>ch</strong>e Prämisse über die Ausstattung von Mens<strong>ch</strong>en mit einem Interesse an<br />

Ri<strong>ch</strong>tigkeit« 612 (bb). Das transzendentale Argument zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> zudem bei Alexy<br />

607 So die selbstgewählte Bezei<strong>ch</strong>nung bei R. Alexy, Re<strong>ch</strong>t, Vernunft, Diskurs (1995), S. 10.<br />

608 Zur Diskurstheorie als Basistheorie des demokratis<strong>ch</strong>en Verfassungsstaates R. Alexy, Theorie <strong>der</strong><br />

juristis<strong>ch</strong>en Argumentation (1991), S. 417: »Der praktis<strong>ch</strong>e Wert <strong>der</strong> Diskurstheorie zeigt si<strong>ch</strong> in<br />

vollem Umfang erst, wenn sie zu einer Basistheorie <strong>der</strong> auf Diskussion angelegten Institutionen<br />

des demokratis<strong>ch</strong>en Verfassungsstaates gema<strong>ch</strong>t wird, also im Rahmen einer Theorie des Staates<br />

und des Re<strong>ch</strong>ts.« Außerdem <strong>der</strong>s., Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 164; <strong>der</strong>s., Grundgesetz<br />

und Diskurstheorie (1996), S. 343 ff. Zustimmend P. Ts<strong>ch</strong>annen, Stimmre<strong>ch</strong>t und politis<strong>ch</strong>e<br />

Verständigung (1995), S. 388, 391 ff.<br />

609 Vor allem die jüngeren Begründungen zur diskurstheoretis<strong>ch</strong>en Notwendigkeit von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten<br />

und Demokratie; R. Alexy, Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 127 ff.; <strong>der</strong>s., Discourse<br />

Theory and Human Rights (1996), S. 209 ff. Zum hier gemeinten Begriff <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorie<br />

vgl. oben S. 76 (D 2 ) sowie die kurze aber treffende Charakterisierung von Barry, na<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien <strong>Theorien</strong> darüber sind, wel<strong>ch</strong>e sozialen Arrangements verteidigt werden<br />

können; B. Barry, Theories of Justice (1989), S. 3.<br />

610 Dazu unten S. 255 ff. (Begründung von Re<strong>ch</strong>tsnormen). Vgl. R. Alexy, Theorie <strong>der</strong> juristis<strong>ch</strong>en<br />

Argumentation (1978), S. 261 ff.; <strong>der</strong>s., Theorie <strong>der</strong> juristis<strong>ch</strong>en Argumentation (1991), S. 426 ff.<br />

611 Dazu oben S. 225 (transzendentales Argument).<br />

612 R. Alexy, Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 133 ff. (133).<br />

247

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!