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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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Grundsätze von dem Autonomieprinzip A und dem allgemeinen Freiheitsre<strong>ch</strong>t R F<br />

80.<br />

Die Relativierung kann mit <strong>der</strong> Formulierung 'im Prinzip' ausgedrückt werden 81 :<br />

N S :<br />

N M :<br />

N E :<br />

N G :<br />

Grundsatz <strong>der</strong> anthropozentris<strong>ch</strong>en Souveränität: Im Prinzip<br />

haben Mens<strong>ch</strong>en das Re<strong>ch</strong>t, die Regeln <strong>der</strong> sie betreffenden<br />

sozialen Ordnung zu bestimmen.<br />

Grundsatz <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Meinungsfreiheit: Im Prinzip haben<br />

Mens<strong>ch</strong>en das Re<strong>ch</strong>t, ihre Meinung in politis<strong>ch</strong>en<br />

Angelegenheiten zu äußern.<br />

Grundsatz <strong>der</strong> mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Existenzbere<strong>ch</strong>tigung: Im Prinzip<br />

haben Mens<strong>ch</strong>en ein Re<strong>ch</strong>t auf Leben und körperli<strong>ch</strong>e<br />

Unversehrtheit.<br />

Grundsatz <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>heit: Bezügli<strong>ch</strong> dieser Grundsätze<br />

sind alle Mens<strong>ch</strong>en im Prinzip glei<strong>ch</strong>.<br />

Der inhaltli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e dieser Grundsätze 82 steht die Stärke ihrer Geltung gegenüber:<br />

Allein dur<strong>ch</strong> eine Analyse <strong>der</strong> Kommunikationsbedingungen zusammen mit<br />

<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en empiris<strong>ch</strong>en Prämisse über ein begrenztes objektives Interesse <strong>der</strong><br />

Regierenden an Ri<strong>ch</strong>tigkeit kann die diskurstheoretis<strong>ch</strong>e Notwendigkeit <strong>der</strong> Grundsätze<br />

begründet werden. Sie gelten deshalb zu allen Zeiten und an allen Orten, solange<br />

die Annahmen über die allgemeinste Lebensform des Mens<strong>ch</strong>en (Kommunikation)<br />

83 und das pragmatis<strong>ch</strong>e Interesse <strong>der</strong> Regierung zutreffend sind. Sie sind in<br />

diesem Sinne universell, wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t letztbegründet 84 .<br />

Folge <strong>der</strong> Universalität ist, ganz im Sinne <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsidee, ihre Unverzi<strong>ch</strong>tbarkeit<br />

und Unveräußerli<strong>ch</strong>keit 85 . Die Grundsätze können beispielsweise ni<strong>ch</strong>t<br />

80 Vgl. insoweit das Autonomieprinzip und das allgemeine Freiheitsre<strong>ch</strong>t (hier mit Hervorhebungen):<br />

zu A (»Es ist wüns<strong>ch</strong>enswert, daß [alle] Mens<strong>ch</strong>en ihr Verhalten nur na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> freien Annahme<br />

von Prinzipien ri<strong>ch</strong>ten, die sie, na<strong>ch</strong> genügen<strong>der</strong> Reflexion und Beratung, als gültig beurteilen.«)<br />

oben S. 250; zu R F (»Je<strong>der</strong> hat [zu jedem Zeitpunkt] das Re<strong>ch</strong>t, [in je<strong>der</strong> Hinsi<strong>ch</strong>t] frei zu beurteilen,<br />

was geboten und was gut ist, und entspre<strong>ch</strong>end zu handeln.«) oben S. 253.<br />

81 Es mag hier offen bleiben, ob N S bis N G trotz ihrer inhaltli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> Prinzipien im Sinne<br />

<strong>der</strong> Prinzipientheorie sind, also ni<strong>ch</strong>t-regelhafte Normen mit inhärenter Optimierungstendenz.<br />

Immerhin tragen N S bis N G die Ausnahmen bereits in si<strong>ch</strong>. Den Status von Optimierungsgeboten<br />

könnte man ihnen wohl nur zuspre<strong>ch</strong>en, wenn man glei<strong>ch</strong>zeitig ein starkes gegenläufiges Prinzip<br />

als abwägungsrelevant gegenüberstellte, etwa ein sol<strong>ch</strong>es <strong>der</strong> Realpolitik samt <strong>der</strong> damit implizierten<br />

Spielräume.<br />

82 Zu ihr soglei<strong>ch</strong> S. 325 (inhaltli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Prinzipien).<br />

83 Zu dieser Annahme als Teil <strong>der</strong> Begründung <strong>der</strong> Diskursregeln siehe oben S. 248 (Teilnahme an<br />

<strong>der</strong> allgemeinsten Lebensform als Begründungselement bei Alexy).<br />

84 Zur Kritik an <strong>der</strong> Letztbegründung vgl. oben S. 261 (Mün<strong>ch</strong>hausen-Trilemma). Zur Wi<strong>der</strong>legbarkeit<br />

<strong>der</strong> Grundsätze siehe unten S. 325 (mögli<strong>ch</strong>e Wi<strong>der</strong>legung).<br />

85 Vgl. zum Gedanken <strong>der</strong> Unveräußerli<strong>ch</strong>keit von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten: Allgemeine Erklärung <strong>der</strong><br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te, Resolution 217 (III) <strong>der</strong> Generalversammlung <strong>der</strong> Vereinten Nationen vom 10.<br />

Dezember 1948, übersetzt und abgedruckt in: B. Simma/U. Fastenrath (Hrsg.), Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

(1992), S. 5-10, Präambel: »Da die Anerkennung <strong>der</strong> allen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Familie<br />

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