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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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Geltung <strong>der</strong> vier Prinzipien bereits notwendig voraussetzt. Als empiris<strong>ch</strong>e Wi<strong>der</strong>legung<br />

müßte sie belegen, daß eine <strong>der</strong> empiris<strong>ch</strong>en Prämissen unzutreffend ist. Dazu<br />

könnte bezweifelt werden, daß ein argumentierendes Begründen zur allgemeinsten<br />

Lebensform des Mens<strong>ch</strong>en gehört. O<strong>der</strong> es könnte behauptet werden, daß es Regierungen<br />

gibt, die kein pragmatis<strong>ch</strong>es Interesse an Ri<strong>ch</strong>tigkeit haben. Am erfolgverspre<strong>ch</strong>endsten<br />

ers<strong>ch</strong>eint dieser letzte Wi<strong>der</strong>legungsversu<strong>ch</strong>. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> läßt si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t positiv beweisen, daß es niemals eine Regierung geben kann, die dauerhaft stabil<br />

ist, ohne die Ri<strong>ch</strong>tigkeit ihrer Herrs<strong>ch</strong>aft geltend zu ma<strong>ch</strong>en, also als offenes Unre<strong>ch</strong>tsregime.<br />

Aber gegen die empiris<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keit einer legitimationsfreien Stabilität<br />

spri<strong>ch</strong>t immerhin, daß es keine Regierungen gibt, die darauf verzi<strong>ch</strong>ten, ihre<br />

Legitimität zu behaupten 89 .<br />

5. Ergebnisse<br />

Eine um s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e empiris<strong>ch</strong>e Prämissen erweiterte Präsuppsitionsanalyse <strong>der</strong><br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Kommunikation kann begründen, daß die objektive Anerkennung <strong>der</strong><br />

Grundsätze <strong>der</strong> anthropozentris<strong>ch</strong>en Souveränität, <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>heit im Diskurs, <strong>der</strong><br />

politis<strong>ch</strong>en Meinungsfreiheit und <strong>der</strong> mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Existenzbere<strong>ch</strong>tigung diskurstheoretis<strong>ch</strong><br />

notwendig sind. Bestimmte Formen von Sklaverei, Apartheid und Genozid<br />

erweisen si<strong>ch</strong> bereits dadur<strong>ch</strong> als ungere<strong>ch</strong>t. Im übrigen erlauben die Grundsätze<br />

nur eine s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>skontrolle.<br />

III. Die diskursiv notwendigen <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>snormen<br />

1. Zur Begründung <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>heit<br />

Während bisher na<strong>ch</strong> denjenigen Normen gesu<strong>ch</strong>t wurde, die notwendige Voraussetzungen<br />

für Kommunikation und Staatli<strong>ch</strong>keit sind, soll nun dana<strong>ch</strong> gefragt werden,<br />

was die notwendigen Ergebnisse von Diskursen über <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>snormen sein müssen.<br />

Dabei sollen zunä<strong>ch</strong>st nur sol<strong>ch</strong>e Ergebnisse interessieren, die unabhängig von<br />

<strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>führung konkreter Diskurse eintreten müssen (unmittelbare Begründung).<br />

Man stellt dazu auf einen »hypothetis<strong>ch</strong>en Konsens ab, den reale Personen unter<br />

idealen Bedingungen errei<strong>ch</strong>en würden.« 90 Alexy hat für den allgemeinen Glei<strong>ch</strong>heitssatz<br />

bereits eine sol<strong>ch</strong>e Begründung vorgelegt (Konsensargument 91 ). Dem ist an<br />

dieser Stelle ni<strong>ch</strong>ts hinzuzufügen; <strong>der</strong> allgemeine Glei<strong>ch</strong>heitssatz ist diskursiv notwendig.<br />

Er s<strong>ch</strong>ließt sowohl rassistis<strong>ch</strong>e als au<strong>ch</strong> elitäre Begründungen von Re<strong>ch</strong>tsunglei<strong>ch</strong>heit<br />

aus.<br />

89 Vgl. dazu M. Kriele, Zur Universalität <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1993), S. 47 ff.<br />

90 R. Alexy, Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 157.<br />

91 R. Alexy, Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 155 ff. Dazu oben S. 254 (Begründung <strong>der</strong><br />

Glei<strong>ch</strong>heit).<br />

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