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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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versität anzusehen: Sie sind we<strong>der</strong> Freunde no<strong>ch</strong> Feinde und behandeln einan<strong>der</strong> distanziert,<br />

wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t unhöfli<strong>ch</strong> 240 .<br />

4. Ergebnisse<br />

<strong>Theorien</strong> zum Ni<strong>ch</strong>teinigungspunkt modellieren rationales Ents<strong>ch</strong>eiden etwas an<strong>der</strong>s<br />

als die spieltheoretis<strong>ch</strong>en Kalküle zu relativen Nutzenfaktoren. Bei ihnen geht<br />

es im Kern um die Frage, ob ein Drohspiel in die Bere<strong>ch</strong>nung <strong>der</strong> Ausgangsposition<br />

einbezogen werden muß und zu wel<strong>ch</strong>en Ergebnissen das führen würde. Diese Frage<br />

muß na<strong>ch</strong> wie vor als unbeantwortet angesehen werden 241 .<br />

IV. <strong>Theorien</strong> des neohobbesianis<strong>ch</strong>en Sozialvertrags<br />

Neohobbesianis<strong>ch</strong>e Sozialvertragstheorien sind diejenigen <strong>Theorien</strong> rationalen Ents<strong>ch</strong>eidens,<br />

die als Prozedur des rationalen Ents<strong>ch</strong>eidens im Sinne von D 4RC eine<br />

hypothetis<strong>ch</strong>e Vereinbarung egoistis<strong>ch</strong>er Nutzenmaximierer über die soziale Ordnung<br />

(Sozialvertrag) annehmen. Von den bislang behandelten <strong>Theorien</strong> unters<strong>ch</strong>eiden<br />

sie si<strong>ch</strong> in ihrem Gegenstandsberei<strong>ch</strong>: Sozialvertragstheorien sind Makrotheorien,<br />

Nutzenkalkültheorien hingegen Mikrotheorien <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> 242 ; die Verglei<strong>ch</strong>barkeit<br />

innerhalb dieser Theoriegruppe wird methodis<strong>ch</strong> erst dur<strong>ch</strong> die Skalierbarkeitsthese<br />

belegt 243 . Im Einzelfall können zu den neohobbesianis<strong>ch</strong>en Sozialvertragstheorien<br />

au<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e <strong>Theorien</strong> zählen, die als ihr historis<strong>ch</strong>es Vorbild ni<strong>ch</strong>t<br />

Hobbes, son<strong>der</strong>n Locke wählen.<br />

1. Theorie <strong>der</strong> Maximin-Wahl? (J. Rawls)<br />

In <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Philosophie von Rawls lassen si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>sbegründung<br />

drei vers<strong>ch</strong>iedene Elemente unters<strong>ch</strong>eiden. Das erste ist die ents<strong>ch</strong>eidungstheoretis<strong>ch</strong>e<br />

Begründung von Prinzipien mit Hilfe <strong>der</strong> Maximin-Regel. Das<br />

zweite ist die Bes<strong>ch</strong>reibung einer sozialvertragli<strong>ch</strong>en Ursprungssituation <strong>der</strong> Fairneß<br />

(original position). Das dritte ist die Stabilisierung des Ergebnisses mit Hilfe des Überlegungsglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts<br />

(reflective equilibrium). Die letzten beiden Elemente sind methodis<strong>ch</strong>,<br />

inhaltli<strong>ch</strong> und entwicklungszeitli<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Rawlss<strong>ch</strong>en Philosophie so deutli<strong>ch</strong><br />

getrennt, daß sie in dieser Untersu<strong>ch</strong>ung an späterer Stelle als zwei unters<strong>ch</strong>eidbare<br />

<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien behandelt werden, die mit '<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> als Fairneß'<br />

und 'Politis<strong>ch</strong>er Liberalismus' tituliert werden 244 . Hier soll zunä<strong>ch</strong>st nur das erste<br />

Element interessieren, denn mit <strong>der</strong> ents<strong>ch</strong>eidungstheoretis<strong>ch</strong>en Komponente ist<br />

letztli<strong>ch</strong> die Perspektive des egoistis<strong>ch</strong>en Nutzenmaximierers eingenommen, was<br />

240 J.R. Lucas, Moralists and Gamesmen (1959), S. 10: »There is no vindictiveness, only indifference.«<br />

241 Dazu unten S. 274 ff. (Grenzen <strong>der</strong> Spieltheorie als <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorie).<br />

242 Dazu oben S. 110 (Mikro-, Meso- und Makrotheorien).<br />

243 Dazu oben S. 111 (Skalierbarkeitsthese).<br />

244 Dazu unten S. 199 ff. (kantis<strong>ch</strong>e Sozialvertragstheorien).<br />

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