MDCK-MRP2 - Dkfz
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Forschungsschwerpunkt B<br />
Funktionelle und Strukturelle Genomforschung<br />
DNA-Flexibilität auf multiplen Größenskalen<br />
F. Lankas, J. Langowski<br />
In Zusammenarbeit mit Jiri Sponer (Universität Brno) und Thomas<br />
A. Cheatham III (University of Utah)<br />
Die mechanische Verformbarkeit der DNA spielt eine wichtige<br />
Rolle bei vielen biologischen Prozessen wie DNA-Protein-<br />
Wechselwirkung, Chromatinkompaktierung und der räumlichen<br />
Organisation des Genoms im Zellkern. Die Art der<br />
Deformation hängt von der Längenskala ab: beispielsweise<br />
ist die spezifische Bindung von Proteinen an DNA direkt<br />
mit den strukturellen und mechanischen Eigenschaften von<br />
konformationellen Unterzuständen der Nukleinsäure verknüpft.<br />
Auf größeren Längenskalen kann die gesamte DNA<br />
als flexible Kette durch Parameter wie die Biege- und<br />
Torsionsflexibilität beschrieben werden [3,9,15,29], und<br />
schließlich kann die Chromatinfiber selbst als flexibles Filament<br />
angenähert werden [28].<br />
Bis zu einer Länge von 10-20 Basenpaaren sind molekulardynamische<br />
Simulationen der DNA in atomarer Auflösung<br />
unter expliziter Einbeziehung von Gegenionen und Wasser<br />
möglich. Eine Reihe solcher Simulationen haben wir mit<br />
dem Programmsystem AMBER auf den Hochleistungsrechnern<br />
des DKFZ durchgeführt und Trajektorien von 5-10 ns<br />
Länge mit verschiedenen Methoden analysiert. Hierbei untersuchen<br />
wir einerseits mögliche konformationelle Unterzustände<br />
der DNA, sowie die Fluktuationen von<br />
Konformationsparametern für die Berechnung der sequenzabhängigen<br />
Flexibilität. Im allgemeinen finden wir eine erhöhte<br />
Flexibilität für Pyrimidin-Purin-Schritte. Eine<br />
Korrelationsanalyse der strukturellen Fluktuationen zeigte<br />
auch, dass die DNA-Flexibilität nicht nur von den direkten<br />
Nachbarn eines Basenpaars abhängt, sondern dass weiter<br />
reichende Effekte (bis zu 3-4 Basenpaaren) eine Rolle spielen<br />
[1,17,30].<br />
Modellierung der 30nm-Chromatinfiber<br />
F. Aumann, F. Lankas, K. Klenin, J. Langowski<br />
In unserem Computermodell der Chromatinfiber wird die<br />
DNA durch eine Kette von zylinderförmigen Segmenten<br />
dargestellt, auf der die Nukleosomen in regelmäßigen<br />
Abständen als flache Zylinder repräsentiert sind. Die Nukleosomen<br />
wechselwirken miteinander über ein schwach<br />
anziehendes Potential; die elektrostatische Wechselwirkung<br />
der DNA-Segmente wird in der Debye-Hückel-Näherung<br />
dargestellt. Konfigurationen der Polynukleosomenkette im<br />
thermodynamischen Gleichgewicht werden dann durch<br />
einen Metropolis-Monte Carlo-Algorithmus erzeugt. Das Simulationsprogramm<br />
wurde in C++ optimiert für parallele<br />
Rechnersysteme entwickelt.<br />
Simulationen von 100 Nukleosomen langen Ketten bei<br />
physiologischer Ionenstärke führen zu Strukturen, die die<br />
experimentell bekannten Eigenschaften von Chromatinfibern<br />
wie Durchmesser, Massenbelegungsdichte und Neigungswinkel<br />
der Nukleosomen zur Fiberachse gut reproduzieren.<br />
Besonders bemerkenswert ist, dass die simulierte<br />
Chromatinfiber eine spiralförmige Struktur hat, d.h., der<br />
äußere Aspekt ist ähnlich dem Solenoidmodell, wobei aber<br />
anders als bei letzterem keine starke Krümmung der Linker-DNA<br />
zwischen Nukleosomen notwendig ist [2].<br />
Simulationen zur Streckung der kondensierten Chromatinketten<br />
zeigen ein qualitativ ähnliches Verhalten im Vergleich<br />
mit experimentellen Daten [Bennink et al. 2001, Nat Struct<br />
Biol 8(7):606-10] und geben Aufschluss über eventuelle<br />
Abteilung B040<br />
Biophysik der Makromoleküle<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
geometrische Veränderungen der Chromatinkette bei der<br />
Streckung. Die aus den simulierten Streckexperimenten<br />
berechneten Elastizitätsparameter zeigen, dass die Chromatinfiber<br />
gegenüber Verbiegung deutlich flexibler ist als<br />
gegenüber Streckung.<br />
Flexibilität von Hefechromosomen<br />
L. Gehlen, J. Langowski<br />
In Zusammenarbeit mit Kerstin Bystricky und Susan Gasser,<br />
Universität Genf, Schweiz<br />
Hefe ist wegen des kleinen, gut charakterisierten Genoms<br />
ein ideales Modellsystem zur Untersuchung der Genomdynamik.<br />
In der Arbeitsgruppe von Prof. Susan Gasser (Uni Genf)<br />
ist die Dynamik von Chromosomen in Hefe unter Anwendung<br />
verschiedener Fluoreszenztechniken auf Zeitskalen<br />
von Zehntelsekunden bis hin zu Minuten untersucht worden.<br />
Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurde die Methode<br />
der Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie (FCS, siehe<br />
unten) eingesetzt, um die Beweglichkeit von Hefechromosomen<br />
auf kurzen Zeitskalen zu untersuchen. Dies sind die<br />
ersten bisher beschriebenen FCS-Messungen in Hefezellen.<br />
Zunächst wurde anhand der Diffusion von freiem GFP die<br />
Anwendbarkeit der Messmethode auf Hefezellen und ihre<br />
Kerne untersucht. Die spezifische Bindung eines mit GFP<br />
fusionierten Repressorproteins an einen DNA-Abschnitt<br />
wurde ausgenutzt, um die Bewegung von Chromosomen<br />
zu beobachten. Nach Anpassung einer Modellfunktion mit<br />
zwei Spezies konnten signifikante Unterschiede zwischen<br />
Zellen mit markiertem Chromosom und solchen, die nur<br />
den freien Repressor enthalten, festgestellt werden. Die<br />
Unterschiede liegen in der Diffusionszeit und der Amplitude<br />
einer langsamen Komponente, die von der Bewegung der<br />
Chromosomenarme herrührt.<br />
Um die Daten theoretisch zu untermauern, wurde unser<br />
Brownsche-Dynamik-Simulationsprogramm auf die Modellierung<br />
der 30nm-Chromatinfiber umgestellt und um Funktionen<br />
zur Simulation von Chromatin im Zellkern und die Bindung<br />
des Zentromers an den spindle pole body erweitert.<br />
Erste Ergebnisse der Simulation von Hefechromosomen deuten<br />
darauf hin, dass sich durch den Vergleich mit experimentellen<br />
Resultaten zwischen verschiedenen diskutierten Parametersätzen<br />
für die mechanischen Eigenschaften von Chromatin<br />
unterscheiden lässt [Gehlen, Diplomarbeit, Fak. für<br />
Physik, Uni Heidelberg; Bystricky et al. 2004 PNAS, eingereicht].<br />
Geometrie der Linker-DNA in Mononukleosomen<br />
- Effekt der Histonacetylierung<br />
K. Tóth, N. Brun, J. Langowski<br />
Die Struktur des Grundbausteines von Chromatin, des<br />
Nukleosoms, ist seit einiger Zeit in atomarem Detail bekannt.<br />
In der Chromatinfiber ist die DNA in regelmäßigen<br />
Abständen um Histonoktamere gewunden; wie die so gebildeten<br />
Nukleosomen dreidimensional zu einer übergeordneten<br />
Struktur arrangiert sind, ist jedoch noch nicht geklärt.<br />
Wir versuchen hier, durch Untersuchungen der DNA-Struktur<br />
in der Nähe des Histonkerns Aussagen über solche Strukturen<br />
zu gewinnen. Dazu werden Nukleosomen auf DNA-<br />
Fragmenten von 150-220 bp Länge rekonstituiert, die an<br />
den Enden mit jeweils einem Donor- und einem Akzeptor-<br />
Fluorophor markiert sind. Nach Bindung der DNA an den<br />
Histonkern wird durch FRET der mittlere Abstand zwischen<br />
den Fluorophoren als Funktion der DNA-Länge, der Salz-