MDCK-MRP2 - Dkfz
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334<br />
Forschungsschwerpunkt E<br />
Innovative Krebsdiagnostik und -therapie<br />
lung Bor-reicher Verbindungen für die Bor-Neutronen-<br />
Einfangtherapie (BNCT: Boron Neutron Capture<br />
Therapy). Hier gelang die Synthese eines Saccharid-modifizierten<br />
Moleküls mit insgesamt 40 Bor-Atomen, dessen<br />
therapeutische Wirkung Gegenstand zukünftiger Untersuchungen<br />
sein wird.<br />
Oligosaccharide dienen wegen ihrer komplexen Struktur<br />
als Informationsträger auf Zelloberflächen, indem sie an<br />
Proteine - sogenannte Lektine - binden, die spezifisch<br />
eine Struktur erkennen. Da die Synthese natürlicher<br />
Oligosaccharide sehr aufwendig ist, haben wir Oligosaccharid-Mimetika<br />
synthetisiert. Die Verwendung von Mimetika<br />
erlaubt es auch Bibliotheken solcher Moleküle zu generieren.<br />
Aus diesen Bibliotheken wurden Strukturen ermittelt,<br />
die spezifisch an die Zelloberfläche binden und<br />
die Adhäsion von Tumorzellen an die extrazelluläre Matrix<br />
und/oder deren Migration durch diese Matrix hemmen.<br />
Die Zellen eines Tumors haben einen hohen Bedarf an<br />
Energie und Aminosäuren, den sie auch durch die Aufnahme<br />
von Plasmaproteinen wie Albumin decken. Diese<br />
Eigenschaft wird ausgenutzt, um mit Albumin als Träger<br />
Tumortherapeutika in die entartete Zelle zu schleusen.<br />
Die Aufnahme in die Zelle erfolgt durch Endozytose,und<br />
nach lysosomalem Abbau wird das toxische Therapeutikum<br />
freigesetzt. Durch Kopplung an Albumin können toxische<br />
Substanzen gezielt zum Tumor dirigiert und Resistenzen<br />
gegen die nicht gekoppelten niedermolekularen<br />
toxischen Substanzen überwunden werden. Wir konnten<br />
Proteine auf der Tumorzelle identifizieren, die Albumin<br />
binden und vielleicht seine Endozytose vermitteln.<br />
Da die systemische Toxizität der Albumin-Konjugate<br />
deutlich geringer ist als die des freien niedermolekularen<br />
Liganden, soll das Prinzip der Kopplung an Albumin auf<br />
andere Therapeutika ausgeweitet werden.<br />
Eine weitere Aktivität der Abteilung gilt der Theapieresistenz<br />
von Tumoren. Wir arbeiten dabei mit der Universitäts-HNO-Klinik<br />
und der Thoraxklinik Heidelberg zusammen.<br />
Sinn dieser Zusammenarbeit ist die klinische Nutzbarmachung<br />
von experimentell erzielten Fortschritten auf<br />
dem Gebiet der Chemosensibilitäts-Testung von Tumoren.<br />
Im Berichtszeitraum bestätigten Studien an Kopf-<br />
Hals-Tumoren die zuvor bei Lungentumoren gemachte<br />
Feststellung, dass Stromazellen der Tumoren Chemoresistenz<br />
aufweisen. Die Berücksichtigung dieser Tatsache<br />
verbessert die Vorhersagbarkeit der Wirkung von Chemotherapie<br />
entscheidend. Ein entsprechendes Testverfahren<br />
wurde an Kopf-Hals-Tumoren erfolgreich erprobt. Es<br />
soll weiter optimiert und in eine prospektive klinische<br />
Studie eingebracht werden. Eine wichtige Voraussetzung<br />
dafür ist die tierexperimentelle Validierung des<br />
Tests. Die kalifornische Biotechnologiefirma AntiCancer<br />
(Präsident: Prof. Robert Hoffmann) führt entsprechende<br />
Tierexperimente in unserem Auftrag durch.<br />
Abteilung E080<br />
Molekulare Toxikologie<br />
Metabolische Aktivierung des carcinogenen<br />
Pflanzen-Inhaltsstoffes Aristolochiasäure im<br />
Menschen<br />
H.H. Schmeiser, M. Stiborová, C.A. Bieler, E. Frei und<br />
M. Wießler<br />
In Zusammenarbeit mit: Dr. Volker M. Arlt, Section of Molecular<br />
Carcinogenesis, Institute of Cancer Research, Sutton, UK; Dr.<br />
Joelle L. Nortier und Prof. Jean-Louis Vanherweghem, Nephrology<br />
Department, Hopital Erasme, Université Libre de Bruxelles,<br />
Belgien; Prof. Jean-Pierre Cosyns, University of Louvain, Medical<br />
School, Brüssel, Belgien; Annie Leszkowicz, Ecole Nationale<br />
Agronomique de Toulouse, Auzeville Tolosane, Frankreich.<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
Aristolochiasäure (AA), das Hauptalkaloid der Aristolochia-<br />
Arten, ist in hohen Dosen im Menschen nephrotoxisch,<br />
außerdem mutagen und carcinogen im Tierversuch [1].<br />
2002 wurden Heilkräuter, die Pflanzen-Arten der Gattung<br />
Aristolochia enthalten, von der IARC als Krebs erregend<br />
für den Menschen eingestuft [IARC Sci Publ 82 (2002)].<br />
Dieser Beschluß gründet sich auf das gehäufte Auftreten<br />
von Harnleiter-Krebs in einer belgischen Patientengruppe<br />
(ca. 100 Fälle) mit terminalem Nierenversagen (Chinesische<br />
Heilkräuter Nephropathie Patienten, CHN-Patienten)<br />
[Nortier et al., New England Journal of Medicine 342 (2000)<br />
1686 - 1692]. Alle diese CHN-Patienten haben in einer<br />
Klinik in Brüssel an einer Schlankheitskur teilgenommen,<br />
während der chinesische Heilkräuter, darunter auch<br />
Aristolochia fangchi, verabreicht wurden.<br />
Durch unsere Untersuchungen konnten wir nun die Beteiligung<br />
anderer Risikofaktoren außer der in A. fangchi enthaltenen<br />
AA an der Krebsentstehung in CHN-Patienten<br />
ausschließen [1][ [Nortier et al., New England Journal of<br />
Medicine 342 (2000) 1686-1692; Lord et al., Lancet 358<br />
(2001) 1515-1516]. Diese Untersuchungen basieren auf<br />
dem Nachweis von Aristolochiasäure-spezifischen DNA-<br />
Addukten in den Nieren und Harnleitern von CHN-Patienten<br />
mit der hoch-empfindlichen ³²P-postlabeling Methode.<br />
Bisher schien das Auftreten von Tumoren in CHN-Patienten<br />
an das terminale Nierenversagen gebunden zu sein.<br />
Ein weiterer Fall aus der belgischen Patientengruppe belegt<br />
nun, dass Harnleiter-Krebs auch ohne Beeinträchtigung<br />
der Nieren auftreten kann [2]. Dies bedeutet, dass<br />
die carcinogene Wirkung von AA unabhängig von der<br />
nierenschädigenden Wirkung ist und somit alle Personen<br />
( ca. 1500), die an der Schlankheitskur teilgenommen<br />
haben, ein erhöhtes Krebsrisiko aufweisen.<br />
In den letzten Jahren haben Berichte über das Auftreten<br />
von CHN außerhalb der belgischen Kohorte besonders im<br />
asiatischen Raum stark zugenommen. In den meisten Fällen<br />
konnte AA in den eingenommenen Kräutern nachgewiesen<br />
werden. In ländlichen Gebieten auf dem Balkan<br />
(Rumänien, Kroatien, Bosnien, Serbien und Bulgarien) kennt<br />
man seit Jahrzehnten eine Krankheit, die der CHN sehr<br />
ähnlich ist, die endemische Balkan Nephropathie (BEN).<br />
Auch BEN-Patienten erkranken häufig an Harnleiter-Krebs.<br />
Der Nachweis von Aristolochiasäure-spezifischen DNA-<br />
Addukten in den Nieren zweier von 3 untersuchten BEN-<br />
Patienten zeigt eindeutig, daß diese mit AA exponiert<br />
wurden und nährt den Verdacht, dass AA auch ursächlich<br />
mit BEN verbunden ist [3].<br />
Chemisch ist AA ein Gemisch, welches im wesentlichen<br />
aus den Nitrophenanthrencarbonsäuren Aristolochiasäure<br />
I (AAI) und Aristolochiasäure II (AAII), die sich nur durch<br />
eine Methoxygruppe unterscheiden, besteht. Bedingt<br />
durch die Bildung prämutagener Addukte mit der DNA sind