MDCK-MRP2 - Dkfz
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382<br />
Forschungsschwerpunkt F<br />
Infektion und Krebs<br />
die Anwesenheit von DNA genitaler Helferviren (Papillomviren,<br />
Zytomegalieviren) getestet.<br />
Papillomvirus-DNA konnte in keinem Fall nachgewiesen werden<br />
(K. Zscheppang, unveröffentlicht).<br />
Das zur Familie der Herpesviren gehörende humane Zytomegalievirus<br />
(HCMV) spielt als häufigste Ursache kongenitaler<br />
Virusinfektionen im Kontext von Schwangerschaft und<br />
fetaler Entwicklung eine wesentliche Rolle. Die klinischen<br />
Konsequenzen einer fetalen HCMV-Infektion sind individuell<br />
sehr unterschiedlich und wurden bislang nur in Kohorten<br />
schwangerer Frauen untersucht, die zuvor anhand eines<br />
serologischen HCMV-Befundes als Risikoschwangerschaften<br />
eingestuft wurden. In unserer Studie wurden somit zum<br />
ersten Mal in einer nicht selektierten Kohorte schwangerer<br />
Frauen die Prävalenz der in-utero-Infektion mit HCMV sowie<br />
die anti-HCMV-Antikörper-Prävalenzen bestimmt (C. Wenig,<br />
zur Publikation eingereicht).<br />
Die 403 Amniozenteseproben wurden mittels nested PCR<br />
auf das Vorhandensein von HCMV-DNA getestet, wobei<br />
pro Patientin jeweils zwei Aspirate vorlagen: das erste, welches<br />
auch mütterliche Zellen (darunter Muskelzellen der<br />
Bauchdeckenmuskulatur und des Uterus, Bindegewebs- und<br />
Fettzellen) enthält und normalerweise nach der Amniozentese<br />
verworfen wird, sowie das zweite Fruchtwasseraspirat<br />
aus der Amnionhöhle, welches theoretisch nur embryonale<br />
Zellen enthält. In dieser nicht selektierten Kohorte<br />
schwangerer Frauen war eine in-utero-Infektion mit HCMV<br />
mit einer Prävalenz von 3% selten.<br />
Es ergaben sich somit keine Hinweise auf eine Helferfunktion<br />
von HCMV oder HPV für AAV.<br />
Schwerwiegende klinische Befunde im Zusammenhang mit<br />
einem HCMV-DNA-positivem Fruchtwasserbefund wurden<br />
nicht beobachtet. Virologisch überraschend war, dass<br />
HCMV DNA mit einer größeren Häufigkeit im ersten Fruchtwasseraspirat<br />
nachgewiesen wurde. Demnach konnte erstmalig<br />
eine Persistenz von HCMV in mütterlichen Zellen<br />
schwangerer Frauen gezeigt werden.<br />
Die Serumproben (von der Mutter zum Zeitpunkt der<br />
Amniozentese und bei der Entbindung sowie Nabelschnurblut<br />
des Neugeborenen) wurden auf HCMV-spezifische IgGund<br />
IgM-Antikörper untersucht. Hinsichtlich der serologischen<br />
Untersuchungen wurden mit einer Prävalenz der<br />
HCMV-spezifischen IgG-Antikörper von 46,6 % zum Zeitpunkt<br />
der Amniozentese die Ergebnisse vorangegangener<br />
Studien bestätigt.<br />
b. AAV-Infektion und männliche Infertilität<br />
Die Infektion des weiblichen Genitaltrakts deutet auf eine<br />
sexuelle Übertragung von AAV hin. Deshalb untersuchten<br />
wir Proben aus dem männlichen Genitalbereich auf die Anwesenheit<br />
von AAV. Virale DNA wurde in ca. einem Drittel<br />
der Ejakulatproben infertiler Männer nachgewiesen [*Rohde,<br />
V. et al. (1999). Fertil. Steril. 72, 814-816], insbesondere<br />
bei Vorliegen eines pathologischen Spermiogramms, während<br />
AAV extrem selten bei „normalem“ Spermienbefund<br />
detektierbar war. Auch infektiöses AAV konnte aus dem<br />
Ejakulat isoliert werden. Außerdem konnte AAV-DNA auch<br />
in Hodenbiopsien infertiler Männer (26%) nachgewiesen<br />
werden, was eine Infektion der Samenzellen während der<br />
Spermatogenese nahe legt [Erles, K. et al. (2001) Hum.<br />
Reprod. 16, 2333-2337]. In Ejakulaten von Kontrollpersonen<br />
(fertile Männer) war AAV nur ganz selten detektierbar.<br />
Im Gegensatz zu AAV-DNA war DNA der AAV-Helferviren<br />
(Papillomviren, Zytomegalieviren) ebenso häufig in normalen<br />
wie in pathologischen Samenproben nachzuweisen.<br />
Abteilung F010<br />
Tumorvirologie<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
Diese Befunde unterstützen die Vermutung einer sexuellen<br />
Übertragung des Virus und weisen außerdem auf eine mögliche<br />
Rolle der AAV-Infektion bei der männlichen Infertilität<br />
hin [3].<br />
In Kooperation mit der Universitäts-Frauenklinik wurden weitere<br />
Untersuchungen zur genitalen AAV-Infektion bei infertilen<br />
Paaren durchgeführt. In 23% der Ejakulate und in<br />
17% der Zervix-Abstriche dieser Paare wurde AAV-DNA<br />
nachgewiesen. Bei 6% der Paare wurde virale DNA bei<br />
beiden Partnern detektiert. Aus 5 (18,5% von 27 untersuchten<br />
AAV-DNA-positiven) Ejakulaten konnten infektiöse<br />
AAV-Partikel angezüchtet werden. In 2 der 5 Fälle war<br />
AAV-DNA im Abstrich der Partnerinnen nachweisbar. Bei 4<br />
Paaren, die beide eine genitale AAV-Infektion hatten (AAV-<br />
DNA-Nachweis) wurde bei zwei der Männer auch infektiöses<br />
AAV im Sperma gefunden.<br />
Damit konnte erstmals die Möglichkeit der sexuellen Übertragung<br />
(durch Sperma) von AAV direkt nachgewiesen<br />
werden.<br />
Nach ersten Analysen scheint die Anwesenheit von AAV-<br />
DNA keinen Einfluß auf die intrinsische Motilität der Spermien<br />
und keinen negativen Einfluß auf den Spermatozoen-Cervixmucus-Penetrationstest<br />
(SCMPT-Test) zu haben. AAV<br />
wird offenbar nicht durch den Cervix-Mucus-Barriere „zurückgehalten“,<br />
womit die Möglichkeit einer Infektion des Endometrium<br />
oder ggf. eines Ovums gegeben ist.<br />
Zur Frage der AAV-Latenz in Hodengewebe wurden<br />
Orchiektomiepräparate von Patienten, die wegen eines<br />
Prostata-Karzinoms operiert worden waren, auf AAV-DNA<br />
untersucht, die 8 von 24 Proben nachgewiesen werden<br />
konnte [4]. In ersten Untersuchungen konnte für 3 Proben<br />
eine chromosomale Integration der viralen DNA aufgezeigt<br />
werden. Die DNA aus 2 Proben wurde kloniert<br />
und die Virus-DNA-Zell-DNA - Übergänge sequenziert. Es<br />
zeigte sich, dass eine Integration in der AAVS1-Region auf<br />
Chromosom 19 vorlag [4], wie dies bisher für die Integration<br />
von AAV-DNA in Zellkultur beschrieben ist. Weitere,<br />
vorläufige Analysen zeigten, daß die AAV-DNA in offenbar<br />
als vollständiges Genom integriert vorliegt [S. Hoecker, unveröffentlicht].<br />
Mit diesen Untersuchungen konnte somit<br />
zum ersten Mal eine Integration von AAV-DNA in menschlichem<br />
Gewebe (nach „natürlicher“ Infektion) nachgewiesen<br />
werden.<br />
Zur Frage eines möglichen Einflusses der AAV-Infektion auf<br />
Hodenzell- bzw. Spermienreifung wurden AAV-infizierte<br />
Hodenzelllinien in vitro untersucht. In Experimenten mit<br />
Leydig- und Sertoli-Zellinien der Maus (TM3 bzw. TM4)<br />
konnte gezeigt werden, dass diese Zelltypen mit AAV infizierbar<br />
sind, und dass - in Abhängigkeit von der Infektionsmultiplizität<br />
- die Infektion zu einer Reduzierung der Zellproliferation<br />
und des Zellwachstums führt, auch nach Stimulation<br />
der Zellen mit FSH. Dagegen scheint die Testosteronproduktion<br />
von Leydig-Zellen durch AAV-Infektion gesteigert<br />
zu werden [Till et al., in Vorbereitung].<br />
Die relativ hohe Prävalenz von AAV-DNA im Samen unfruchtbarer<br />
Männer und in Hodengewebe konnte somit weiter<br />
bestätigt werden. Das Vorkommen infektiöser Virionen im<br />
Samen belegt die Vermutung einer sexuellen Übertragung<br />
des Virus und wirft die Frage auf, ob es zu einer Übertragung<br />
auf die Eizelle kommen könnte, und ob dies mit der Entstehung<br />
einer Schwangerschaft vereinbar ist.<br />
Möglicherweise könnte eine AAV-Infektion des frühen Embryos<br />
zu Nidationsproblemen oder zu frühen Aborten führen.<br />
Hinweise auf einen solchen AAV-Effekt hatten wir in