MDCK-MRP2 - Dkfz
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184<br />
Forschungsschwerpunkt C<br />
Krebsrisikofaktoren und Krebsprävention<br />
Tests wird daher empfohlen. In Deutschland ist er bereits<br />
seit 1977 Bestandteil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms.<br />
Eine weitaus stärkere Senkung der Krebssterblichkeit<br />
ist allerdings von einer breiten Anwendung der vollständigen<br />
Koloskopie („Darmspiegelung“) zu erwarten, die<br />
im Jahr 2002 ebenfalls in das Früherkennungsprogramm<br />
aufgenommen wurde. Empfohlen wird eine Darmspiegelung<br />
im Alter von 55 Jahren und eine weitere 10 Jahre später.<br />
Derzeit wird ein Studienprotokoll für eine „quasi-experimentelle“<br />
prospektive Studie ausgearbeitet, die die in der Routineanwendung<br />
tatsächlich erreichbare Senkung der Sterblichkeit<br />
an kolorektalen Tumoren und andere wichtige, die<br />
Effektivität des Verfahren charakterisierende Parameter sowie<br />
mit dem Screening verbundene Risiken quantifizieren<br />
soll.<br />
Gebärmutterhalskrebs-Screening<br />
Gebärmutterhalskrebs ist weltweit eine der häufigsten<br />
Krebsarten (etwa 400 000 Neuerkrankungsfälle jährlich,<br />
10 % aller Krebsfälle bei Frauen). Aufgrund einer wirksamen<br />
Früherkennung ist in Deutschland diese Krebsart mit etwa<br />
7000 Neuerkrankungsfällen jährlich (4 %) weitaus seltener.<br />
Gleichwohl besteht nach wie vor Unsicherheit hinsichtlich<br />
der Screeninghäufigkeit und geeigneter Kriterien für eventuell<br />
erforderliche chirurgische Eingriffe. Viele der bei der<br />
Früherkennung entdeckten Läsionen hängen mit Infektionen<br />
mit Papillomviren (HPV) zusammen, die vorübergehend<br />
sind, so daß sich die Veränderungen von selbst wieder zurückbilden.<br />
Allerdings entwickelt sich ein kleiner Teil dieser<br />
Veränderungen zu Gebärmutterhalskrebs weiter. Da die<br />
HPV-Infektion notwendige Voraussetzung für die Entstehung<br />
dieser Krebsart ist, versucht man neuerdings, durch<br />
einen spezifischen Test auf Papillomviren die Bekämpfung<br />
des Gebärmutterhalskrebses effizienter zu machen. Allerdings<br />
kann dieser Test nicht zwischen vorübergehenden<br />
und persistenten Infektionen unterscheiden. Nur letztere<br />
entwickeln sich zu Krebs. Das Risiko unnötiger chirurgischer<br />
Eingriffe nimmt durch diesen Test daher eher noch zu. Ein<br />
im DKFZ entwickelter neuartiger Test (p16INK4a ) ist in der<br />
Lage, spezifisch die persistenten, d.h. mit hohem Risiko zu<br />
Gebärmutterhalskrebs führenden Veränderungen zu identifizieren.<br />
Gegenwärtig wird eine randomisierte epidemiologische<br />
Studie vorbereitet, mit der dessen Eignung für einen<br />
Einsatz beim Screening überprüft wird. Eine nicht-randomisierte<br />
Vorstudie zur Bestimmung von Sensitivität und Spezifität<br />
des Tests wurde bereits begonnen.<br />
Fall-Kontrollstudie zur Ätiologie von Lymphomen<br />
Lymphome gehören zu den wenigen Krebsarten, für die<br />
die Inzidenz in Deutschland weiterhin ansteigt. Im internationalen<br />
Schrifttum veröffentlichte Studien deuten daraufhin,<br />
daß das Antwortverhalten des Immunsystems sowie<br />
infektiöse Erreger an der Ätiologie von Lymphomen beteiligt<br />
sind. Diese beiden Bereiche sind Schwerpunkte einer Fall-<br />
Kontrollstudie, die im Jahr 1999 begonnen wurde, und<br />
deren Patientenrekrutierung Ende 2002 abgeschlossen<br />
wurde. Weitere zu berücksichtigende Faktoren sind eine<br />
Exposition gegenüber Pestiziden sowie berufliche Expositionen,<br />
beispielsweise gegenüber chemischen Agentien<br />
oder Asbest sein.<br />
Ein weiterer Hintergrund der Studie ist die Tatsache, daß<br />
in den letzten Jahren eine moderne molekularbiologisch<br />
begründete Diagnostik und Klassifikation entwickelt wurde,<br />
die sich nun auch international durchgesetzt hat. Auf dieser<br />
Grundlage durchgeführte epidemiologische Untersuchungen<br />
lassen erwarten, daß Zusammenhänge zwischen spezi-<br />
Abteilung C020<br />
Klinische Epidemiologie<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
fischen Expositionen und spezifischen Entitäten von Lymphomen<br />
eher gefunden werden können.<br />
Die Studie wurde in sechs Regionen Deutschlands durchgeführt<br />
(Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis, Ludwigshafen/Vorderpfalz,<br />
Würzburg, Bielefeld, Hamburg und München). Die<br />
Kontrollgruppe wurde im Verhältnis 1 : 1 alters- und geschlechtsgleich<br />
aus der Allgemeinbevölkerung gezogen. Im<br />
Hinblick auf die Durchführung von Virusnachweisen und<br />
Untersuchungen zu genetischen Polymorphismen, bzw.<br />
Gen-Umwelt-Interaktionen wurden von Fällen und Kontrollen<br />
jeweils Blutproben genommen und eingefroren. Die<br />
Studie ist an dem deutschen Kompetenznetz Maligne Lymphome,<br />
dem europäischen kooperativen Projekt EPILYMPH<br />
sowie dem internationalen Kooperationsvorhaben INTER-<br />
LYMPH beteiligt. [68]<br />
Immungenetische Determinanten von Allergien<br />
Bestimmte Faktoren, die an der Entstehung von Allergien<br />
beteiligt sind, spielen möglicherweise auch bei der Entstehung<br />
bestimmter Krebsarten, darunter auch Lymphome<br />
und Leukämien, eine Rolle. Darauf deuten epidemiologische<br />
Studien hin, die teilweise ein verändertes Krebsrisiko unter<br />
Allergikern festgestellt haben. Da sowohl Allergien als auch<br />
Lymphome einen immunologischen Hintergrund haben,<br />
kann die Untersuchung gemeinsamer immunologischer Faktoren<br />
auch mit der Charakterisierung immungenetischer<br />
Voraussetzungen für die Entwicklung von Allergien begonnen<br />
werden. Entsprechende Untersuchungen wurden im<br />
Berichtszeitraum im Rahmen von EPIC fortgeführt und im<br />
Rahmen von Kooperationsprojekten auch in umfangreicheren<br />
Studien eingesetzt. Analoge Auswertungen wurden<br />
inzwischen auch im oben genannten Lymphomprojekt begonnen.<br />
[82]<br />
Immungenetische Determinanten von<br />
Gebärmutterhalskrebs<br />
Infektion mit Human-Papillomviren (HPV) im Genitalbereich<br />
sind häufig und in aller Regel vorübergehend und harmlos.<br />
Nur in einem sehr kleinen Teil der Fälle wird das Virus durch<br />
die Immunabwehr nicht eliminiert und führt zu einer persistenten<br />
Infektion. Eine persistente Infektion ist Voraussetzung<br />
für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Mit<br />
dem vorliegenden Projekt sollen immungenetische Determinanten<br />
identifiziert werden, die das Risiko für eine persistente<br />
Infektion erhöhen. Diese können dann eventuell bei<br />
der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs behilflich<br />
sein.<br />
Molekulargenetische Determinanten zu Wachstum<br />
und Ausbreitung von Brustkrebs<br />
Sowohl bei klinisch diagnostizierten als auch bei im Screening<br />
entdeckten Karzinomen der Brust ist zu beobachten,<br />
dass selbst kleine Tumoren bereits lymphknotenpositiv, d.h.<br />
in einem fortgeschrittenen Stadium sind und daher eine<br />
ungünstigere Prognose haben. Die Tumoren wurden in<br />
diesen Fällen trotz Screening nicht früh genug erkannt. Es<br />
ist bekannt, dass die für die Entwicklung von Tumoren<br />
erforderliche Angiogenese auch bei der Metastasierung eine<br />
bedeutende Rolle spielt. In den für die Angiogenesefaktoren<br />
kodierenden Genen wird eine zunehmende Zahl von<br />
z.T. auch funktionell relevanten Polymorphismen gefunden.<br />
Fragestellung des Vorhabens ist es festzustellen, ob durch<br />
Polymorphismen definierte genetische Variation Einfluss auf<br />
die frühe Lymphknotenmetastasierung hat. Für diese Untersuchung<br />
sollen von den im Rahmen der Modellprojekte<br />
Mammographie-Screening identifizierten Brustkrebspatientinnen<br />
Blutproben gesammelt und die diagnostischen Daten