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MDCK-MRP2 - Dkfz

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150<br />

Forschungsschwerpunkt B<br />

Funktionelle und Strukturelle Genomforschung<br />

Kamm und A. Herschap, Univ. Medical Center, Nijmegen, Niederlande;<br />

H.-C. Siebert, Tierärtzliche Fakultät, LMU München<br />

In der ZS werden die MR-Forschungsaktivitäten mittels drei<br />

Großgeräten durchgeführt: ein 14-Tesla 4-Kanal Spektrometer<br />

(600 MHz 1H-Frequenz), hauptsächlich für Strukturforschung<br />

im Bereich Proteomics und Glycomics; ein 11,7-Tesla<br />

Spektrometer (500 MHz 1H-Frequenz) für die analytische<br />

in vitro NMR-Spektroskopie (MRS); ein multifunktionelles<br />

7,0-Tesla System mit 15-cm Magnetbohrung für in vitro<br />

Analytik, z.B. an Bioflüssigkeiten, und in vivo MRS und MR-<br />

Bildgebung am Tiermodell. Für die routine MR-Analytik steht<br />

ein 5.8-Tesla (250 MHz) Gerät zur Verfügung.<br />

In vitro MRS wird für analytische Aufgaben und Molekül-<br />

Strukturforschung eingesetzt (reine Substanzen in Lösung,<br />

Chromatographie-Fraktionen oder Reaktionsgemischen, biologische<br />

Flüssigkeiten wie Urin und Plasma, Suspensionen<br />

intakter Zellen bzw. Zellextrakte).<br />

In vivo MRS wird hauptsächlich für nichtinvasive metabolische<br />

Untersuchungen an soliden Tumoren im Tiermodell<br />

eingesetzt. Mit MR-Bildgebung kann das Wachstum von<br />

Tumoren bzw. Metastasen im lebenden Tier visualisiert werden.<br />

Einige der aufwendigeren kooperativen Forschungsprojekte,<br />

die über die Routine-Analytik hinausgehen, werden im<br />

Folgenden beschrieben.<br />

Struktur-Analytik mittels MRS<br />

In verschiedenen Kooperationen, insbesondere mit der Abt.<br />

von M. Wiessler, wurden die Methoden der hochauflösenden<br />

MRS für die Strukturbestimmung und Charakterisierung<br />

einzelner synthetischer Moleküle eingesetzt:<br />

- ein Konjugat zwischen 3'-AMP und dem Farbstoff BODIPY,<br />

eines Indacen-Derivates, wurde mit 1H, 13C, 19F, and 11B MRS sowie mit semi-empirischem Modeling charakterisiert;<br />

- Glykokonjugate von Hydroxyharnstoff und Mesylglykol,<br />

potentielle „prodrugs“ für „targeted“ Antitumor-Therapie,<br />

wurden mit ein- und zwei-dimenionelle 1H/ 13C-MRS untersucht [1];<br />

- Mono- und Diglukoside des Curcumins, ein<br />

antikrebswirkender Naturstoff, wurden charakterisiert.<br />

Tumor-selektive Farbstoffe. Für die intraoperative Visualisierung<br />

von Tumorgewebe und Metastasen wurden fluoreszierende<br />

Peptid-Farbstoff-Konjugate synthetisiert. Die Octapeptide<br />

Octreotat, Tyr3-Octreotat, und Tyr3-Octreotid wurden mit verschiedenen Rhodaminen gekoppelt und ihre<br />

Bindung an Somatostatin-Rezeptoren (SSTR) getestet. Bei<br />

Konjugaten mit Rhodamin-101 wurde einer unerwünschte<br />

Verlust der Fluoreszenz bei pH 7-8 festgestellt. Mit MRS<br />

konnte die reversible Bildung eines neutralen, nicht-fluoreszierenden<br />

Spirolaktam nachgewiesen werden [2].<br />

Diät und Krebsprävention<br />

In einer langfristigen Kooperation mit R. Owen in der Abt.<br />

H. Bartsch (C010) wird eine Vielzahl von Naturstoffe aus<br />

diversen Nahrungsmittel auf ihre potentielle chemopräventive<br />

bzw. antitumoralle Wirkung untersucht. Extrakte von<br />

Ölen, Samen, Früchten oder Würzeln werden chromatografish<br />

aufgetrennt und die isolierten Komponenten mittels<br />

Massenspektrometrie und vor allem durch extensive MRS-<br />

Studien eindeutige identifiziert. Diverse einfache und komplexere<br />

Phenole (hydroxytyrosol, dihydrocaffeic acid, verschiedene<br />

cinnamic und coumaric acids) sowie das Glykokonjugat<br />

Acteosid und die Flavonoide Luteolin und Apigenin<br />

konnten in dem Fruchtfleisch der schwarzen Oliven nachgewiesen<br />

werden [3]. Diese Substanzen, die auch in anderen<br />

B090<br />

Zentrale Spektroskopie<br />

DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />

Obst- und Gemüsesorten gefunden werden, wirken als<br />

starke Antioxidantien und schützen gegen die Wirkung von<br />

reaktive Sauerstoff (Radikalen) im Gewebe.<br />

Carob fiber wird aus der Carob-Bohne isoliert und als ergänzenden<br />

„dietary fiber“ in der Nahrungsmittel-Industrie verwendet.<br />

In einem aufwendigen analytischen Verfahren wurde<br />

ein kommerzielles Carob-Präparat untersucht, um eine<br />

vollständigere Überblick über seine phenolischen Inhaltsstoffe<br />

zu gewinnen. Mittels MRS wurden diverse Bestandteile<br />

wie cinnamic and gallic acids, gallotannins, Flavone und<br />

ihre Glykoside sowie Cathechine nachgewiesen [4].<br />

Weitere MRS-Untersuchungen sind im Gange bezüglich der<br />

Antioxidantien in Sesam-Öle und in diversen Früchten aus<br />

Thailand. Leinsamen enthalten Secoisolariciresinol Diglucosid,<br />

und diese Substanz wird durch Bakterien im Dickdarm zu<br />

Tamoxifen-ähnlichen Lignanen umgewandelt, die präventiv<br />

gegen Brustkrebs wirken können. Die Strukturen der verschiedenen<br />

Produkten konnten nur mit MRS aufgeklärt werden.<br />

19F-MR-Studien zur Fluorpyrimidin-Chemotherapie<br />

Fluorpyrimidin Chemotherapie (z.B. mit 5-Fluoruracil, 5-FU)<br />

ist eine der ältesten aber noch weitverbreiteten Behandlungsmethoden,<br />

insbesondere für Kolonkarzinom und<br />

Lebermetastasen. 19F-MRS bietet die einmalige Möglichkeit<br />

die zahlreichen Metaboliten eines Medikamentes wie Fluoruracil<br />

z.B. in Blutplasma, Urin, oder Tumorgewebe nachzuweisen<br />

und zu quantifizieren. Mehrere Studien dieser Art<br />

wurden seit 1986 in der Abteilung erfolgreich durchgeführt.<br />

Nicht nur in der Forschung sondern auch im klinischen Alltag<br />

findet 19F-MRS seine Anwendung, z.B. nach Fluoruracil-Behandlung<br />

für den Nachweis giftiger Kataboliten wie Fluorhydroxypropionsäure<br />

(FHPA) und das Neurotoxin Fluoracetat<br />

(FAC) in mikromolare Konzentrationen in Urin von Krebspatienten,<br />

die gleichzeitig an Niereninsuffienz leiden [5]. Diese<br />

Patienten zeigten auch entsprechend starke neurologische<br />

Nebenwirkungen.<br />

In einer Kooperation mit dem Medizinischen Zentrum<br />

Nijmegen [6] wurde am Mausmodell zwei Tumorarten mit<br />

unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber 5-FU Behandlung<br />

untersucht. Die sogenannte FU-empfindliche Tumoren<br />

bildeten größere Mengen der zytotoxischen Fluornukleotiden<br />

(FNuk, z.B. FUTP), die mittels in vivo 19F-MRS im Tumorgewebe<br />

nachgewiesen werden konnten. Durch zwei Mechanismen<br />

wirken die FNuk zytotoxisch: (a) durch Einbau<br />

in RNA und (b) durch Inaktivierung das Enzym Thymidylat-<br />

Synthase (TS). Gegenüber der empfindlichen Tumorart<br />

zeigten die FU-unempfindlichen Tumoren eine schnellere<br />

Erholung der TS-Aktivität und ein schnelleres Entfernen<br />

der Fluoruracil-Einheiten aus der RNA.<br />

In einem Ratten-Modell Studie wurde intra-arterielle lokoregionale<br />

5-FU Therapie mit systemischer i.v. Behandlung<br />

bei verschieden Dosen und Infusionszeiten verglichen. Gewebeproben<br />

(Tumor, Leber, Niere) wurden nach der Therapie<br />

entnommen und mittels 19F-MRS bezüglich der Mengen<br />

an 5-FU Kataboliten und Anaboliten (FNuk) analysiert. Therapiewirkung<br />

korrelierte mit der Konzentration der FNuk in<br />

Tumorgewebe, und systemische Toxizität korrelierte mit<br />

der Erscheinung von FNuk in Leber und Niere. Niedrig dosierte<br />

Langzeit-Infusionen (25 mg/kg über 5 bzw. 24 Std)<br />

resultierten in den besten Verhältnissen für FNuk in Tumor<br />

gegenüber Leber und ergaben die besten Therapiewirkungen<br />

ohne Toxizität - mit einem kleinen Vorteil für i.a.<br />

gegenüber i.v. Therapie [7].

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