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MDCK-MRP2 - Dkfz

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Forschungsschwerpunkt E<br />

Innovative Krebsdiagnostik und -therapie<br />

beide Aristolochiasäuren genotoxische Mutagene. Die<br />

Addukt-Bildung erfolgt erst nach metabolischer Aktivierung<br />

von AA durch einfache Reduktion der Nitrogruppe und<br />

führt zu mehreren Produkten [1]. Das von AA in vivo hauptsächlich<br />

gebildete DNA-Addukt ist ein persistentes<br />

Desoxyadenosin-Addukt (dA-AAI), welches noch nach Jahren<br />

in der DNA von CHN-Patienten detektierbar ist. Sowohl<br />

mikrosomale als auch cytosolische Säuger-Enzyme,<br />

die in der Lage sind diese reduktive Aktivierung zu<br />

katalysieren, konnten bisher identifiziert werden<br />

(Prostaglandin H Synthase, Xanthin Oxidase, DT-Diaphorase,<br />

Peroxidasen, NADPH:P450 Reduktase und die Cytochrome<br />

P450 1A1 und 1A2) [1] [Stiborová et al., Chem. Res.<br />

Toxicol. 14 (2001) 1128-1137]. Verwendet man humane<br />

Leber-Mikrosomen als metabolisches System, so sind im<br />

wesentlichen die Cytochrome P450 1A1 und 1A2 für die<br />

Aktivierung von AAI und AAII verantwortlich. Metabolismus-<br />

Studien zur Beeinflussung der AA-spezifischen DNA-<br />

Adduktbildung durch spezifische Enzym-Inhibitoren bzw.<br />

Induktoren und Cofaktoren mit cytosolischen Fraktionen<br />

von Ratten-Lebern und Ratten-Nieren ergaben, dass vorallem<br />

die DT-Diaphorase (NAD(P)H:Chinon Oxidoreduktase)<br />

für die cytosolische Aktivierung von AA verantwortlich ist<br />

[4]. Analoge Studien mit humanem Cytosol von Leber und<br />

Niere bestätigten, daß die AA aktivierende Aktivität hauptsächlich<br />

von der DT-Diaphorase ausgeht, aber auch eine<br />

Beteiligung der Xanthin Oxidase nicht ausgeschlossen werden<br />

kann [5]. Alle cytosolischen Fraktionen, sowohl von<br />

der Ratte als auch vom Mensch waren in der Lage AA<br />

metabolisch zu aktivieren und führten zur Bildung von DNA-<br />

Addukten, deren Analyse mit dem ³²P-postlabeling Verfahren<br />

AA-spezifische Adduktmuster, wie man sie von AAexponierten<br />

Personen (CHN-Patienten) kennt, mit dem<br />

Desoxyadenosin-Addukt (dA-AAI) als Hauptaddukt, ergaben.<br />

Die Identifizierung humaner Enzyme, welche an der Aktivierung<br />

von AA beteiligt sind, bildet die Grundlage für<br />

weitere Studien zur Bestimmung der individuellen Empfindlichkeit<br />

des Menschen gegenüber der krebsauslösenden<br />

Wirkung von AA.<br />

Eine neue Wirkungsweise des<br />

Tumortherapeutikums Ellipticin<br />

E. Frei, M. Stiborová, C.A. Bieler, A. Breuer,<br />

L. Borek-Dohalská<br />

In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Biochemie der Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät der Karls Universität Prag (Leitung Prof.<br />

Dr. M. Stiborová).<br />

Ellipticin ist ein Pflanzeninhaltsstoff mit guter tumortherapeutischer<br />

Aktivität, gegen Brustkrebsmetastasen, Nierensarcome<br />

und Hirntumoren. Ellipticin ist auch aktiv gegen<br />

HIV. Die zelluläre Wirkung von Ellipticin ist sehr weit gefächert,<br />

bisher wurden Angriffspunkte an der DNA<br />

(Interkalierung und Topoisomerase II Hemmung) an regulatorischen<br />

Proteinen (p53) und an Mitochondrien (Entkopplung<br />

der Atmungskette) beobachtet (siehe [Stiborová<br />

M. et al. Biochem. Pharmacol. 62 (2001) 1675]). In einer<br />

lange währenden Kooperation zwischen der Abteilung<br />

Molekulare Toxikologie und dem Fachbereich Biochemie der<br />

Karls Universität Prag wurde ein weiterer Wirkmechanismus<br />

für Ellipticin entdeckt und weitgehend charakterisiert.<br />

Ein Zufallsbefund zeigte, dass Ellipticin sich nicht nur in die<br />

DNA einlagert, sondern dort auch kovalent bindet und<br />

mindestens zwei spezifische DNA-Addukte bildet, die durch<br />

Abteilung E080<br />

Molekulare Toxikologie<br />

die ³²P-postlabeling Methode gefunden wurden. Wie für<br />

viele andere Fremdstoffe ist für diese DNA-Adduktbildung<br />

eine enzymatische Aktivierung nötig. Dass Ellipticin im Körper<br />

verstoffwechselt wird, war aus Untersuchungen des<br />

Urins von Menschen, die mit Ellipticin behandelt wurden,<br />

bekannt, dort tauchte 9-Hydroxy-Ellipticin als Hauptmetabolit<br />

auf (siehe Schema). Aromatische Verbindungen<br />

derartiger Struktur, werden fast immer durch Cytochrom<br />

P450 Enzyme (CYP) oxidiert, damit sie wasserlöslich und<br />

ausgeschieden werden können. Die Familie der CYP kommt<br />

hauptsächlich in der Leber, aber auch in anderen Organen<br />

vor. Die Untersuchung von Lebermikrosomen-Fraktionen<br />

verschiedener Spezies auf ihre Fähigkeit hin, Ellipticin zu<br />

aktivieren und DNA-Addukte zu bilden, ergab, dass<br />

Kaninchenlebern sehr aktiv waren, gefolgt von Rattenlebern,<br />

und Lebern aus Zwergschweinen, die ähnlich denen<br />

aus Menschen waren [Stiborová M. et al. Biochem.<br />

Pharmacol. 62 (2001) 1675]. Mit verschiedenen Methoden<br />

wurde nun versucht, die für die Aktivierung von Ellipticin<br />

verantwortlichen CYP zu identifizieren. Da bekannt ist, dass<br />

z.B. Brusttumoren eine andere CYP Ausstattung haben als<br />

normales Brustgewebe, postulierten wir, dass eine tumorspezifische<br />

Aktivierung von Ellipticin erfolgen könnte.<br />

CYP lassen sich in Versuchstieren mit verschiedenen Substanzen<br />

induzieren und hemmen. Menschliche CYP sind<br />

gentechnisch in Insektenzellen exprimiert zu erwerben. Mit<br />

diesen Methoden war es möglich zu zeigen, dass in Menschen<br />

und Ratten die gleichen zwei CYP Isoenzyme für die<br />

Aktivierung von Ellipticin verantwortlich sind, CYP 3A4 bzw.<br />

3A1 und CYP 1A1/2. In Kaninchen hingegen ist eine ganz<br />

andere CYP Spezies aktiv. Ratten bieten sich daher als ideale<br />

Modelle an, um die Wirkung von Ellipticin zu untersuchen<br />

und Rückschlüsse auf den Menschen ziehen zu können.<br />

Diese CYP Enzyme sind in Brusttumoren und Nierenzellcarcinomen<br />

erhöht, sodass damit unser Postulat einer<br />

„tumorspezifischen“ Ellipticin Aktivierung einen Stützpfeiler<br />

erhalten hat. [6]. Ellipticin selbst induziert zudem CYP<br />

1A1/2 in der Leber, und somit dort seinen eigenen Stoffwechsel<br />

[7].<br />

Ratten wurden mit Ellipticin behandelt und die DNA Addukte<br />

in verschiedenen Organen untersucht. In den Organen<br />

wurden die gleichen zwei Addukte gefunden, die auch<br />

mit isolierten Leberfraktionen und zugesetzter DNA beobachtet<br />

wurden, zusätzlich aber noch drei weitere Addukte.<br />

Wie erwartet wurden in der Leber die meisten Addukte<br />

gemessen, gefolgt von der Milz, der Lunge, dem Herzen<br />

und dem Hirn. Keine Addukte wurden in den Hoden dieser<br />

Ratten gefunden [8,9]. Inzwischen ist es uns gelungen,<br />

in einem gesunden Brustgewebe und in einem Brusttumor<br />

von weiblichen Ratten die typischen Ellipticin-DNA-<br />

Addukte nachzuweisen.<br />

Als Bindeglied zwischen isolierten Leberfraktionen aus<br />

Mensch und Tier und dem Gesamtorganismus Tier werden<br />

Hamsterzellen verwendet, die durch Transfektion menschliche<br />

CYP Enzyme exprimieren. In Versuchen mit solchen<br />

Zellen hat sich gezeigt, dass auch hier die gleichen<br />

Isoenzyme für die Aktivierung zu DNA bindenden Spezies<br />

verantwortlich sind. Das Adduktmuster in den Zellen glich<br />

dem in Tieren. Die Versuche zeigten allerdings, dass die<br />

Giftigkeit von Ellipticin für diese Zellen nicht abhängig von<br />

der enzymatischen Ausstattung dieser gentechnisch transformierten<br />

Zellen war. Alle Zelllinien waren gleich empfindlich,<br />

die Hälfte der Zellen starb nach 48h in Gegenwart von<br />

0,25 - 0,4mM Ellipticin [10]. Im Moment laufen Untersuchungen<br />

an menschlichen Tumorzelllinien verschiedenen<br />

DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />

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