MDCK-MRP2 - Dkfz
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130<br />
Forschungsschwerpunkt B<br />
Funktionelle und Strukturelle Genomforschung<br />
gegen in MCL eine Stärkung in Richtung Proliferation aufgezeigt<br />
werden konnte.<br />
Bezogen auf die malignen Lymphome konzentrierten wir<br />
uns primär auf die mediastinalen B-Zell Lymphome (MBL)<br />
[9-10] und das Hodgkin-Lymphom (HD) [11-14]. Beim<br />
Hodgkin-Lymphom liegen die malignen Zellen (die sogenannten<br />
Hodgkin- und Reed Sternberg (HRS) Zellen nur in<br />
einer Häufigkeit von etwa 1-2 % der Gesamtzellpopulation<br />
vor. Aus diesem Grunde müssen HRS Zellen für Untersuchungen<br />
durch Mikromanipulation isoliert werden. Eine Serie<br />
von 40 Hodgkin-Lymphomen wurde nach Mikrodissektion<br />
von HRS-Zellen und anschließender universeller Amplifikation<br />
der genomischen DNA mittels der vergleichenden genomischen<br />
Hybridisierung (CGH) analysiert. Die Studie ergab,<br />
dass HRS-Zellen durch häufig auftretende Zugewinne des<br />
kurzen Arms von Chromosom 2 und 9 charakterisiert sind.<br />
Weitergehende Analysen deuteten darauf hin, dass das<br />
c-REL Onkogen und das für eine Thyrosinkinase kodierende<br />
Gen JAK-2 diejenigen Gene sind, die über diese numerischen<br />
Veränderungen zur Entwicklung des malignen Phänotyps<br />
beitragen.<br />
Interessanterweise wurden ähnliche chromosomale Veränderungen<br />
in MBL und HD nachgewiesen, was darauf hindeutet,<br />
dass sich die Pathomechanismen für beide Tumorentitäten<br />
zumindest teilweise überlappen.<br />
Solide Tumoren<br />
In Zusammenarbeit mit Gabriele Schackert und Ramon Martinez<br />
(Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Universität Dresden),<br />
Martin Zörnig (Chemotherapeutisches Forschungsinstitut, Georg-<br />
Speyer-Haus, Frankfurt). Guido Sauter (Pathologisches Institut<br />
der Universität Basel, Schweiz), Andrey Korshunov (Burdenko<br />
Institut, Moskau, Russland)<br />
Um weitere Einblicke in die molekularen Mechanismen bei<br />
Weichteiltumoren zu erhalten, analysierten wir über 200<br />
Leiomyosarkome, maligne periphere Nervenscheidentumoren,<br />
gastrointestinale Strumatumoren sowie verschiedene<br />
Subtypen von Liposarkomen auf zytogenetische Veränderungen<br />
hin (in Zusammenarbeit mit G. Mechtersheimer,<br />
Pathologisches Institut Heidelberg) [15]. Eine CGH Studie<br />
von 19 dedifferenzierten und pleomorphen Liposarkomen<br />
zeigte gemeinsame sowie Subtyp-spezifische chromosomale<br />
Veränderungen [16]. So wiesen pleomorphe Liposarkome<br />
vor allem Zugewinne der chromosomalen Regionen 5p13p15,<br />
1p21, 1q21-q22 und 7q22 auf, während dedifferenzierte<br />
Tumoren vor allem durch hochgradige Amplifikationen<br />
auf dem langen Arm von Chromosom 12 charakterisiert<br />
waren. Chromosomale Imbalancen in Liposarkomen wurden<br />
weiter durch die hochauflösende Matrix CGH (s.u.) untersucht.<br />
Eine Anzahl von Genen konnte identifiziert werden,<br />
die bisher nicht mit der Entwicklung dieser Tumoren in<br />
Verbindung gebracht wurden, wie zum Beispiel ISR1 und<br />
AIB1. Durch die erhaltenen Daten konnten beide<br />
Tumorsubtypen durch geeignete Clusteranalysen klar voneinander<br />
getrennt werden. Darüber hinaus wurden mehrere<br />
Klone, die zwischen den verschiedenen Subtypen<br />
unterscheiden können, durch das support vector machine<br />
Verfahren identifiziert [17].<br />
Wir haben uns darüber hinaus auf genetische Veränderungen<br />
in Plattenepithelkarzinomen der Kopf-Hals-Region<br />
(HNSCCs) konzentriert. CGH Analysen von 20 Tumoren<br />
zeigten hochgradige Amplifikationen und Zugewinne des<br />
distalen Teils von Chromosom 3q. Um die kleinste überlappende<br />
Region dieser Amplifikationen zu bestimmen, wur-<br />
Abteilung B060<br />
Molekulare Genetik<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
den mehrere dieser HNSCCs mit der hochauflösenden Matrix<br />
CGH (s.u.) analysiert. Hierfür wurde ein Chromosom 3q26q28<br />
spezifischer DNA-Chip mit 20 BAC Klonen eingesetzt.<br />
Eine gemeinsam in allen untersuchten Fällen amplifizierte<br />
Region konnte auf 3 Megabasen eingegrenzt werden.<br />
Derzeit werden verschiedene Transkripte innerhalb dieser<br />
Region auf ihre pathogenetische Rolle in diesen Tumoren<br />
hin untersucht.<br />
HNSCCs wurden außerdem mittels des sogenannten<br />
Gewebearray (TMA)-Verfahrens analysiert (s.u.). Wir konstruierten<br />
ein TMA von etwa 600 HNSCCs und untersuchten<br />
die Frequenz hochgradiger Amplifikation von verschiedenen<br />
Onkogenen. Es wurden Korrelationen zwischen Genamplifikationen<br />
und der Lokalisation der Tumoren gefunden,<br />
was darauf hindeutet, dass diese Tumortypen durch unterschiedliche<br />
molekulare Aberrationsmuster charakterisiert<br />
sind. Hinsichtlich die Überlebensrate der Patienten erwies<br />
sich keines der getesteten Gene als signifikanter klinischer<br />
prognostischer Marker. [18-20].<br />
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe bezieht<br />
sich auf molekular-zytogenetische Untersuchungen maligner<br />
Tumoren des zentralen Nevensystems. So wurden<br />
chromosomale Imbalancen in metachronen Glioblastomen<br />
sowie in Zusammenhang mit dem Ansprechen auf Chemotherapie<br />
und zytotoxischen Zytokinen in malignen Gliomen<br />
mittels CGH untersucht [21, 22]. In letzteren Fällen waren<br />
am häufigsten die Chromosomen 1, 7q, 19q und 20q von<br />
numerischen Zugewinnen betroffen, während die Chromosomen<br />
4q, 11q, 13q, und 18q und oft unterrepräsentiert<br />
waren. In Zusammenarbeit mit Guido Reifenberger (Düsseldorf)<br />
und Ruthild Weber (Bonn) wurde darüber hinaus<br />
der Mutationsstatus von potentiellen Kandidatengenen<br />
analysiert, die innerhalb der deletierten Loci in Meningiomen<br />
lokalisiert sind. Bezüglich der Kandidatengene auf dem chromosomalen<br />
Arm 9p zeigten unsere Ergebnisse, dass das<br />
CDKN2C Gen selten in Meningiomen verändert ist. Die Mehrzahl<br />
der anaplastischen Meningiome zeigte jedoch entweder<br />
homozygote Deletionen von CDKN2A, p14 (ARF) und<br />
CDKN2B oder Mutationen bzw. einen Expressionsverlust in<br />
CDKN2A und p14 ARF. Das weist darauf hin, dass die<br />
Inaktivierung des G1/S Checkpoints im Zellzyklus anaplastischer<br />
Meningiomzellen eine wichtige pathogenetische Veränderung<br />
darstellt. Bezüglich der Kandidatengene auf Chromosom<br />
18q (MADH2, MADH4, APM1 und DCC) fanden sich<br />
keine Hinweise auf Veränderungen in diesen Tumoren.<br />
Genomische Analysen solider Tumoren wurden außerdem<br />
bei Gliosarkomen [23], Mamakarzinomen [24], Melanomen<br />
[25] und Pankreaskarzinomen [26] durchgeführt. Weitere<br />
Gene (z.B. VPS7 und NF1), die in Zusammenhang mit der<br />
Entstehung verschiedener Tumoren stehen, wurden eingehend<br />
mittels FISH analysiert [27, 28].<br />
Basierend auf eigenen veröffentlichten Daten wurde eine<br />
CGH Datenbank etabliert, welche molekular-zytogenetische<br />
Informationen über etwa 3000 unterschiedliche Tumoren<br />
enthält (etwa 700 hämatologische Erkrankungen, 500<br />
Karzinome, 250 Weichteiltumoren und 350 ZNS Tumoren)<br />
[29]. Mit Hilfe dieser Datenbank zeigte sich, dass hochgradige<br />
Amplifikationen des distalen kurzen Arms von Chromosom<br />
5 in 10% aller Tumoren auftraten. Da diese Veränderung<br />
besonders unter den Liposarkomen sehr häufig<br />
auftritt (18%), haben wir damit begonnen, die Amplifikationen<br />
in diesen Tumoren mittels der Matrix-CGH näher zu<br />
bestimmen.