MDCK-MRP2 - Dkfz
MDCK-MRP2 - Dkfz
MDCK-MRP2 - Dkfz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
224<br />
1. Knochenmark und T-Zell-Immunität<br />
V. Schirrmacher<br />
Forschungsschwerpunkt D<br />
Tumorimmunologie<br />
Es gelang erstmalig der Nachweis, dass primäre T-Zell-Immunantworten<br />
autonom im Knochenmark generiert werden<br />
können [1]. Dieses passiert insbesondere gegen im<br />
Blut zirkulierende Antigene, die durch im Knochenmark residente<br />
Dendritische Zellen prozessiert werden. Die Induktion<br />
der T-Zell-Immunantworten erfordert kein Adjuvans und<br />
erfolgt auch in Abwesenheit sekundärer lymphatischer<br />
Organe, wie Lymphknoten und Milz [1]. Damit ist die klassische<br />
Lehrbuch-Aufteilung in primäre und sekundäre lymphatische<br />
Organe hinfällig, denn wir haben bewiesen, dass<br />
das Knochenmark beide Funktionen ausüben kann. Dieser<br />
Befund ist auch wichtig, weil aus den “geprimten“ T-Zellen<br />
Gedächtnis-T-Zellen werden. T-Zell-Priming im Knochenmark<br />
hat eine besondere Bedeutung für Immunantworten gegen<br />
im Blut zirkulierende Tumorzellen und deren Tumorassoziierte<br />
Antigene (TAA) [2]. Priming von T-Zellen gegen<br />
TAA im Knochenmark führt zur Generierung von Effektor-<br />
und Memory T-Zellen, die Tumorzellen entweder zerstören<br />
oder sie in einem Stadium von Tumor-Dormancy kontrollieren<br />
können. Damit entsteht im Knochenmark ein Potential<br />
für lang anhaltende protektive Antitumor-Immunität<br />
[3-5].<br />
Während diese Erkenntnisse zunächst an Tiertumormodellen<br />
erhoben wurden, zeigte unsere klinisch-angewandte<br />
Forschung, dass ähnliche Zusammenhänge sehr wahrscheinlich<br />
auch bei Krebspatienten im Knochenmark stattfinden.<br />
Bei einer Vielzahl unterschiedlicher Krebserkrankungen und<br />
Patienten, ließ sich die Anwesenheit antitumoraler immunologischer<br />
Gedächtniszellen in deren Knochenmark nachweisen.<br />
Adjuvante Hormon- oder Chemotherapie hatte zwar<br />
einen negativen Einfluß auf das Immunsystem [6], zerstörte<br />
aber nicht die anti-tumoralen Gedächtnis-T-Zellen im Knochenmark.<br />
Feinspezifitätsanalysen ergaben, dass die Gedächtniszellen<br />
Tumorlysate von Normalzell-Lysaten unterscheiden können,<br />
wenn diese durch dendritische Zellen präsentiert werden.<br />
Darüber hinaus reagierten die Gedächtniszellen auf definierte<br />
bekannte Tumorantigene (TAA) wie Her2/neu und<br />
MUC-1 [2], aber auch auf endogene Invasionsenzyme wie<br />
zum Beispiel Heparanase [7]. Es konnte gezeigt werden,<br />
dass die Zelloberflächenexpression und Sekretion von Heparanase<br />
Tumorangiogenese und Metastasenbildung fördert<br />
[8]. Diese Zielstruktur wurde nach unseren Analysen besonders<br />
häufig von patienteneigenen Gedächtniszellen aus<br />
dem Knochenmark erkannt [7].<br />
2. Gedächtsniszellen und Zelltherapie-Studien<br />
V. Schirrmacher<br />
Auch zu diesem Thema wurden zunächst tierexperimentelle<br />
Studien durchgeführt. Mit Hilfe von Peptid-MHC-Tetramer-Analysen<br />
konnte die Anwesenheit von Gedächtniszellen<br />
gegen Modell-TAA wie β-Galactosidase oder Ovalbumin<br />
im Knochenmark nachgewiesen werden [1]. In einem<br />
adoptiven Zelltransfer-Modell in Nacktmäusen konnte deren<br />
antitumorale Protektivität gezeigt werden [9]. Zelluläre<br />
adoptive Immuntherapie (ADI)- Versuche wurden nicht nur<br />
in autologen Tiertumormodellen sondern auch in einem<br />
allogenen Modell durchgeführt, in dem wir Graft versus<br />
Leukämie (GvL)-Effekte gegen Makrometastasen studieren.<br />
Eine ADI Therapie mit immunen T Zellen aus dem<br />
Knochenmark vorimmunisierter Donor-Tiere führte zu her-<br />
Abteilung D010<br />
Zelluläre Immunologie<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
vorragenden GvL Effekten. Neben immunologischen<br />
Gedächtniszellen waren daran auch vβ6 T-Zellen beteiligt,<br />
die das virale Superantigen vSAG-7 erkennen und daraufhin<br />
eine durch Perforin und Granzyme B-vermittelte Apoptose<br />
in Tumorzellen einleiten [10].<br />
Auf klinisch- angewandtem Sektor wurden wichtige neue<br />
Erkenntnisse über Gedächtniszellen im Knochenmark und<br />
über deren Reaktivierbarkeit und therapeutische Kapazität<br />
erhalten. Bei der Mehrzahl von inzwischen vielen hundert<br />
analysierter Krebspatienten (Brustkrebs, Multiples Myelom,<br />
Melanom, Pankreaskarzinom, Glioblastom) konnten antitumorale<br />
Gedächtnis-T-Zellen im Knochenmark nachgewiesen<br />
werden. Aus dem Knochenmark konnten nicht nur<br />
Gedächtniszellen sondern auch durch ein von uns neu entwickeltes<br />
Verfahren sehr effizient dendritische Zellen angezüchtet<br />
werden [11]. Diese werden für die Stimulation<br />
der Gedächtniszellen benötigt. Für die Untersuchung immuntherapeutischer<br />
Effekte in vivo mit Patienten-eigenen<br />
Zellen wurde ein neues NOD/SCID-Testmodell etabliert, das<br />
es erlaubt, frisch explantiertes Tumorgewebe mit hoher<br />
Effizienz zu transplantieren, wobei die Tumorcharakteristika<br />
des Originaltumors erhalten bleiben [12]. Es zeigte sich,<br />
dass nach Transfer von Patienten-eigenen Gedächtnis-T-<br />
Zellen, die in vitro zunächst kultiviert und expandiert wurden<br />
und anschließend mit Hilfe von Antigen- gepulsten<br />
dendritischen Zellen aktiviert wurden, diese transferierten<br />
Zellen von der Bauchhöhle an den Tumor gelangten, dort<br />
infiltrierten und im Tumor Apoptose und Nekrose-Phänomene<br />
erzeugten, so dass es zu einer Komplettremission der<br />
Tumore kam [2, 13]. Kognitive Interaktionen zwischen<br />
Gedächtniszellen und TAA-präsentierenden dendritischen<br />
Zellen aus dem Knochenmark bei Brustkrebspatientinnen<br />
zeigten eine bi-direktionale Zellstimulation, ein verbessertes<br />
Überleben und gesteigerte antitumorale Aktivität in<br />
vivo [13].<br />
3. Tumorvakzineforschung<br />
V. Schirrmacher<br />
Tumorzell-Dendritenzell Fusions Vakzine<br />
Während unsere bisherigen tierexperimentellen Untersuchungen<br />
vor allem an lymphoiden Tumoren durchgeführt<br />
worden waren, wurden in jüngster Zeit auch murine Mamma-Karzinome<br />
in Vakzinierungsexperimenten untersucht.<br />
Hierzu wurde eine niedrig-immunogene Ausgangslinie zunächst<br />
mit lac-Z transfiziert und entweder als solche oder<br />
nach Fusion mit dendritischen Zellen (DZ) als prophylaktische<br />
Tumorvakzine getestet. Es stellte sich heraus, dass<br />
die Injektionsstelle der Ohrmuschel allen anderen Injektionsstellen<br />
in Bezug auf Induktion einer Immunantwort überlegen<br />
war. Die Fusion mit dendritischen Zellen wurde mit<br />
zwei unterschiedlichen Methoden durchgeführt und vergleichend<br />
validiert. Elektro-Fusion wie auch PEG-vermittelte<br />
Fusion führten zu ähnlichen Resultaten. Die Immunogenität<br />
der Ausgangsvakzine konnte mit beiden Methoden<br />
der DZ-Fusion entscheidend verbessert werden [14].<br />
Virus-modifizierte Tumorvakzine ATV-NDV und<br />
Wirkmechanismus von NDV<br />
Auf dem Gebiet der humanen Tumorvakzine-Forschung konzentrierten<br />
sich unsere Untersuchungen auf die weitere<br />
Aufklärung des Wirkmechanismus unserer Zwei-Komponenten<br />
Vakzine ATV-NDV. Diese besteht aus frisch isolierten,<br />
intakten, autologen Tumorzellen, die durch γ-Bestrahlung<br />
inaktiviert werden (ATV) und die durch Infektion mit dem