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MDCK-MRP2 - Dkfz

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Forschungsschwerpunkt C<br />

Krebsrisikofaktoren und Krebsprävention<br />

lichen Tätigkeiten über das gesamte Berufsleben erhoben,<br />

gemäß der ISCO (International Standard Classification of<br />

Occupation) kodiert und in 16 Berufsgruppen kategorisiert.<br />

Zusätzlich wurden anhand einer Liste Informationen zu spezifischen<br />

Substanzexpositionen erhalten. Aufgrund von Informationen<br />

aus der Literatur standen à priori sechs Berufsgruppen<br />

im Mittelpunkt der Analysen: „Chemie“, „Metall“,<br />

„Elektro“, „Bau“, „Transport“ und „Landwirtschaft“.<br />

Als Hauptresultate liegen vor: Für Gliome als ganze Gruppe<br />

konnten bezüglich der sechs wichtigsten Kategorien (s.o.)<br />

keine beruflichen Risikofaktoren identifiziert werden, weder<br />

für Frauen noch für Männer. Bei der getrennten Analyse<br />

von niedriggradigen und hochgradigen Gliomen zeigte sich<br />

für Männer ein erhöhtes Risiko für niedriggradige Gliome<br />

bei beruflicher Tätigkeit in der Kategorie „Metall“. Für Frauen<br />

weist die Tätigkeit in der Berufsgruppe „Lebensmittelproduktion<br />

und -verarbeitung“ ein signifikant zweifach erhöhtes<br />

Risiko für Gliome auf, welches bei der Subgruppenanalyse<br />

nur bei den niedriggradigen Gliomen, nicht jedoch bei den<br />

hochgradigen Gliomen bestehen bleibt. Berufliche<br />

Exposition gegenüber Substanzen waren für Männer und<br />

Frauen in keiner der 20 Substanzgruppen positiv mit Gliomen<br />

assoziiert.<br />

Für Meningeome und Männer zeigte sich ein signifikant dreifach<br />

erhöhtes Risiko für berufliche Tätigkeit in der Kategorie<br />

„Bau“ und ein zweifach erhöhtes Risiko für berufliche Exposition<br />

mit der Substanzgruppe Isoliermaterial. Für Meningeome<br />

und Frauen zeigten sich zweifach erhöhte Risiken in<br />

den Berufskategorien „Transport“ und „Lebensmittelproduktion<br />

und -verarbeitung“ (nicht signifikant); bezüglich<br />

Substanzexpositionen weisen die Substanzgruppen Kosmetische<br />

Produkte, Ölprodukte und Metalle und Metallverbindungen<br />

erhöhte Risiken auf, die jedoch überwiegend auf<br />

kleinen Fallzahlen beruhen.<br />

Da ätiologische Faktoren von Hirntumoren noch immer nicht<br />

hinreichend geklärt sind und bisher nicht alle Daten der<br />

Internationalen Hirntumorstudie ausgewertet werden konnten,<br />

hat sich die Arbeitsgruppe Umwelt-Epidemiologie und<br />

die AG Epidemiologie und medizinische Statistik der Universität<br />

Bielefeld entschlossen, weitere Bereiche der Studie<br />

(z.B. ionisierende Strahlung) zu untersuchen. Ergebnisse<br />

aus dieser Hirntumorstudie können wertvolle Hinweise für<br />

die Analyse der Interphone Studie liefern.<br />

Körperliche Aktivität und Krebs<br />

K. Steindorf, M. Schmidt<br />

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Wieslaw Jedrychowski,<br />

Universität Krakau, Polen; PD Dr. Jenny Chang-Claude, Abteilung<br />

Klinische Epidemiologie, DKFZ<br />

Ein Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der<br />

Entstehung von Tumoren wird für verschiedene Krebsarten<br />

diskutiert, so z.B. für Darm- und Brustkrebs, aber auch für<br />

Gebärmutter- und Prostatakrebs. Körperliche Aktivität stellt<br />

einen Faktor dar, der auf Individual- und auf Bevölkerungsebene<br />

in seiner Häufigkeit und Intensität veränderbar ist.<br />

Daher besitzt er ein hohes Potential für die Gesundheitserziehung<br />

und die primäre Prävention von Tumoren.<br />

Aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich bei der Größe<br />

„körperliche Aktivität“ um eine komplexe Variable. So müssen<br />

z.B. Arbeits- und Freizeitverhalten, Verhaltensweisen<br />

in verschiedenen Lebensaltersstufen, jahreszeitliche Einflüße<br />

und Wechselwirkungen zu anderen Lebensstilfaktoren<br />

wie z.B. der Ernährung berücksichtigt werden. In der Litera-<br />

C030<br />

Umwelt-Epidemiologie<br />

tur finden sich verschiedene Ansätze zur Erhebung und<br />

Auswertung von körperlicher Aktivität, von sehr einfachen<br />

Abfragen bis hin zu sehr detaillierten und aufwendigen<br />

Befragungen. Die Fortentwicklung und Validierung von standardisierten<br />

Erhebungs- und Auswertungsmethoden für<br />

verschiedene Arten von körperlicher Aktivität stellen daher<br />

wichtige Aufgaben dar [IARC Handbooks on Cancer Prevention,<br />

Vol. 6: Weight Control and Physical Activity, 2002, S.<br />

245].<br />

Daher führten wir im Jahr 2003, im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie<br />

zu den Risikofaktoren von postmenopausalem<br />

Brustkrebs unter Leitung von Frau Dr. Chang-Claude, Abteilung<br />

Klinische Epidemiologie, eine vergleichende Untersuchung<br />

zweier Erhebungsinstrumente durch. Neben dem<br />

ausführlichen, von uns mitentwickelten Fragebogen für körperliche<br />

Aktivität wurden 215 Frauen (114 Fälle , 101 Kontrollen)<br />

in einem Abstand von mindestens zwei Monaten<br />

mit einem deutlich kürzeren Fragebogen telefonisch interviewt.<br />

Ziel dieses Vergleichs ist es zu untersuchen, ob beide<br />

Fragebögen vergleichbare Informationen liefern und ob der<br />

kürzere Fragebogen in der Praxis zu relevanten Zeitersparnissen<br />

führen kann. Derzeit erfolgt die Auswertung dieser<br />

relativen Validierungsstudie. Die Auswertungen zu dem Zusammenhang<br />

zwischen postmenopausalem Brustkrebs und<br />

körperlicher Aktivität kann erst nach Abschluß der Hauptstudie<br />

erfolgen.<br />

Da auch die Wiederholbarkeit einer Datenerhebung ein sehr<br />

wichtiges Kriterium bei retrospektiven Erfassungen darstellt,<br />

untersuchen wir in einem eigenständigen Kollektiv von 30<br />

Frauen die Reliabilität des kürzeren Fragebogens. In dieser<br />

Studie werden die Frauen zwei Monate nach der ersten<br />

telefonischen Befragung mittels des kürzeren Fragebogens<br />

erneut in analoger Weise befragt. Die erste Befragungswelle<br />

ist abgeschlossen, die zweite Welle und die Auswertungen<br />

werden Anfang 2004 fertiggestellt.<br />

Neben diesem eher methodischen Schwerpunkt besteht<br />

ein weiteres wichtiges Ziel dieses Themenschwerpunkts<br />

darin, die Erkenntnislage für verschiedene Tumoren zu verbessern<br />

und somit die Erstellung von konkreten Empfehlungen<br />

für das Gesundheitsverhalten zu unterstützen. Im Rahmen<br />

einer Fall-Kontroll-Studie zur Entstehung von Kolorektalkarzinomen<br />

an der Universität Krakau in Polen wurden<br />

180 neu an einem derartigen Tumor erkrankte Patienten<br />

und 180 Krankenhauskontrollen untersucht. Der Schwerpunkt<br />

der Kooperation lag auf der gemeinsamen Betrachtung<br />

von körperlicher Aktivität im Beruf und in der Freizeit,<br />

als auch auf der ausführlichen Analyse möglicher Wechselwirkungen<br />

zu anderen Lebensstilfaktoren wie z.B. der Ernährung<br />

[2,3].<br />

In einer bevölkerungsbezogenen Fall-Kontroll-Studie untersuchten<br />

wir den Zusammenhang zwischen körperlicher<br />

Aktivität durch Beruf, Sport, Haushalt, Zu-Fuß-Gehen und<br />

Fahrradfahren in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter<br />

bei 360 prämenopausalen Brustkrebsfällen und bei 886<br />

Kontrollen [4]. Wir fanden keine Assoziation zwischen der<br />

gesamten körperlichen Aktivität und prämenopausalem<br />

Brustkrebs, wenn beide Altersperioden getrennt betrachtet<br />

wurden. Wurden beide Altersperioden zusammengefasst,<br />

so zeigte sich keine eindeutige montone inverse Beziehung<br />

zwischen dem Grad der körperlichen Gesamtaktivität<br />

und Brustkrebs. Lediglich der protektive Effekt von<br />

moderat hoher körperlicher Aktivität war statistisch signifikant.<br />

Analysen nach der Art der körperlichen Aktivität zeigte<br />

signifikante protektive Effekte für Frauen, die die höchste<br />

Fahrradfahr-Aktivität aufwiesen. Das häufige Auftreten von<br />

DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />

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