28.12.2012 Aufrufe

MDCK-MRP2 - Dkfz

MDCK-MRP2 - Dkfz

MDCK-MRP2 - Dkfz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

196<br />

Forschungsschwerpunkt C<br />

Krebsrisikofaktoren und Krebsprävention<br />

Fahrradfahren und Zu-Fuß-Gehen in unserer Studie zeigt<br />

deutlich, wie wichtig es ist, bei Expositionserfassungen nationale<br />

Gegebenheit zu berücksichtigen.<br />

Statistische Methoden in der Epidemiologie und<br />

Quantitative Risikoabschätzungen<br />

K. Steindorf<br />

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Maria Blettner, Universität<br />

Mainz; Prof. Dr. Heiko Becher, Universität Heidelberg, Dipl.-Stat.<br />

Dirk Taeger, Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für<br />

Arbeitsmedizin, Bochum<br />

Eine kontinuierliche statistische Betreuung epidemiologischer<br />

Projekte in der Plannungs-, Durchführungs- und Auswertungsphase<br />

ist unerläßlich für valide epidemiologische<br />

Forschung. Es werden verschiedene Projekte der Arbeitsgruppe<br />

Umweltepidemiologie sowie der Abteilung Klinische<br />

Epidemiologie statistisch betreut [5]. In einigen Fällen können<br />

Standardverfahren angewendet werden, in anderen<br />

müssen neue statistische und epidemiologische Methoden<br />

entwickelt werden. Im Berichtszeitraum wurden zwei wissenschaftliche<br />

Workshops (Themen: Statistische Methoden<br />

des Verbraucherschutzes; Neue statistische Verfahren in<br />

der Epidemiologie) organisiert, um neue Verfahren auf nationaler<br />

und internationaler Ebene zu diskutieren und bekannt<br />

zu machen.<br />

Eine Hauptaufgabe der Krebsepidemiologie und der Umwelt-Epidemiologie<br />

besteht darin, Faktoren zu identifizieren,<br />

die das Krebsrisiko erhöhen oder verringern können. Dabei<br />

ist meist nicht nur von Interesse, ob ein Faktor karzinogen<br />

ist, sondern auch das Risiko quantitativ und für verschiedene<br />

Expositionskonstellationen zu beschreiben. Insbesondere<br />

die zweite Fragestellung ist die Aufgabe von sogenannten<br />

Quantitativen Risikoabschätzungen. Seit Jahren beschäftigt<br />

sich die Arbeitsgruppe mit derartigen Fragestellungen.<br />

Derartige Bewertungen stellen eine wichtige Grundlage<br />

für Entscheidungen im Öffentlichen Gesundheitswesen dar.<br />

So können Empfehlungen für Präventionsstrategien,<br />

Grenzwertfestlegungen im Schadstoffbereich oder Prognosen<br />

für die Entwicklung von Krebsinzidenzen mittels der<br />

Verfahren von Quantitativen Risikoabschätzungen erstellt<br />

werden. Auch die Berücksichtigung von individuellen Suszeptibilitäten<br />

und Hoch-Risikogruppen gerät zunehmend<br />

in den Vordergrund von Quantitativen Risikoabschätzungen.<br />

Auch die politische Neuorganisation des Verbraucherschutzes<br />

in Deutschland führt zu einem verstärkten Interesse<br />

an Quantitativen Risikoabschätzungen.<br />

Angeborene morphologische Defekte bei<br />

Neugeborenen<br />

K. Schlaefer, J. Wahrendorf, A. Wiesel<br />

In Zusammenarbeit mit: PD Dr. Annette Queisser-Luft, Geburtenregister<br />

„Mainzer Modell“, Kinderklinik der Universität Mainz<br />

In der Bundesrepublik Deutschland sind angeborene Fehlbildungen<br />

die häufigste Ursache der Kindersterblichkeit (ca.<br />

ein Viertel aller kindlichen Todesfälle). Die Prävention angeborener<br />

Fehlbildungen ist daher eine wichtige Aufgabe der<br />

Pädiatrie.<br />

Eine systematische Registrierung von angeborenen Fehlbildungen<br />

stellt die Grundlage zur Bearbeitung wissenschaftlicher<br />

Fragestellungen und damit auch zur Ursachenforschung<br />

dar. Epidemiologische Daten und Analysen können<br />

Ansatzpunkte zur Prävention von Fehlbildungen liefern und<br />

C030<br />

Umwelt-Epidemiologie<br />

DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />

sind daher wesentliche Grundlagen für gesundheitspolitische<br />

Maßnahmen.<br />

Die intrauterine Entwicklung des Kindes kann durch äußere<br />

Störfaktoren (z.B. chemische und physikalische Noxen,<br />

Medikamenteneinnahme in der Schwangerschaft, Fehlernährung,<br />

ökosoziale Faktoren, berufliche Expositionen)<br />

beeinflusst und sehr empfindlich gestört werden. Fehlbildungen<br />

können dann die Folge solcher schädigenden Einflüsse<br />

sein. Aber noch immer sind in ca. 60% der Fälle die Ursachen<br />

angeborener Fehlbildungen nicht bekannt.<br />

Seit 1990 besteht das Mainzer Geburtenregister zur Erfassung<br />

angeborener Fehlbildungen bei Neugeborenen. Ziele<br />

dieses Registers sind die Erfassung von bevölkerungsbezogenen<br />

Fehlbildungshäufigkeiten, zeitlichen und regionalen<br />

Trends sowie die Ermittlung von Ansatzpunkten zur Ursachenforschung<br />

angeborener Fehlbildungen (Queißer-Luft<br />

et al. Monatsschrift Kinderheilkunde 149 (2001) 1319-<br />

1325); [6]. Dazu werden alle in Mainz geborenen Kinder<br />

(Lebendgeborene, Totgeborene, spontane und induzierte<br />

Aborte) nach einem standardisierten Schema klinisch und<br />

sonographisch (Hüften und Nieren; bei spezieller Indikation<br />

Schädel und Herz) untersucht.<br />

Eine Zusammenarbeit mit der AG Umwelt-Epidemiologie<br />

des DKFZ besteht bezüglich der Auswertung der epidemiologischen<br />

Fragestellungen.<br />

Seit 1990 wurden mehr als 44.000 Neugeborene untersucht.<br />

40.000 davon entfallen auf die Region Rheinhessen,<br />

dies sind ca. 90 % der in dieser Region geborenen Kinder,<br />

d.h. alle Auswertungen sind somit populationsbezogen und<br />

deren Ergebnisse sind repräsentativ.<br />

Wurden in den Anfangsjahren 3.500 - 3.700 Kinder pro<br />

Jahr in der Region Rheinhessen erfasst, so sank diese Zahl<br />

auf Grund des allgemeinen Geburtenrückgangs in den letzten<br />

Jahren auf 3.000 - 3.200 / Jahr. Die Rate der großen<br />

Fehlbildungen lag in allen Jahren zwischen 6% und 8%.<br />

Einen zeitlichen Trend gab es hierbei nicht.<br />

Bisherige spezielle Auswertungen widmeten sich u.a. den<br />

Themenbereichen: „Pränatale Diagnose von Fehlbildungen:<br />

Sensitivität pränataler Ultraschalluntersuchungen“, „Mütterliche<br />

Medikamenteneinnahme und Fehlbildungen beim Feten“,<br />

„Mütterliche Adipositas als Risikofaktor für kindliche<br />

Fehlbildungen“ und Überprüfung der mütterlichen<br />

perikonzeptionellen Folsäureeinahme zur Prävention von<br />

Neuralrohrdefekten.<br />

Derzeitige Schwerpunkte bei den Auswertungen liegen in<br />

der Ermittlung möglicher Risikofaktoren (z.B. von reproduktionsmedizinischen<br />

Methoden) für die Entstehung angeborener<br />

Fehlbildungen. Bei der derzeit invasivsten Methode,<br />

der intra-cytoplasmatischen Spermieninjektion, wurde ein<br />

um das 2,7-fach erhöhtes Risiko beobachtet mit einer großen<br />

Fehlbildungen geboren zu werden.<br />

Nach nun mehr als zehn Jahren Laufzeit steht die Prävalenzermittlung<br />

onkologischer Erkrankungen bei den Kindern<br />

mit Fehlbildungen der Mainzer Geburtenkohorte im Vordergrund<br />

(Kalla et al. Journal of Human Ecology 12 (2001)<br />

177-183). In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderkrebsregister<br />

und der onkologischen Station der Kinderklinik<br />

(beide ebenfalls Universität Mainz) konnten für den Zeitraum<br />

1990 - 2000 51 Kindern mit Neubildungen ermittelt werden.<br />

Von diesen hatten 9 eine angeborene große Fehlbildung.<br />

Dies bedeutet ein um das 3-fach erhöhtes Risiko für<br />

Kinder mit einer angeborenen großen Fehlbildung noch in<br />

der Kindheit einen Tumor zu entwickeln.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!