MDCK-MRP2 - Dkfz
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338<br />
Forschungsschwerpunkt E<br />
Innovative Krebsdiagnostik und -therapie<br />
einsetzen können. Damit verbunden ist die Erfahrung, dass<br />
die DAR in Wasser schneller abläuft als in organischen Lösungsmitteln<br />
und sie vor allem in diesem Medium auch durch<br />
Einsatz von Mikrowellen weiter beschleunigt werden kann.<br />
Erst eigene Untersuchungen bestätigen dieses Verhalten.<br />
Mit dem von uns entwickelten Ansatz verfolgen wir mehrere<br />
Ziele. Lektine, definitionsgemäß Saccharid bindende<br />
Proteine, sind am Prozess der Zell-Zell-Interaktion beteiligt.<br />
Wir prüfen, ob die von uns dargestellten Furan-Saccharid-Mimetika<br />
an diese Lektine binden können und damit<br />
in diesen Prozess eingreifen können. Dabei gestattet<br />
die Funktionalisierung mit z.B. Biotin den einfachen Nachweis<br />
dieser Bindung und damit auch den Nachweis der<br />
Lektine oder Saccharid bindenden Proteine. Aufbauend<br />
auf diese Untersuchungen können die Furan-Saccharid-<br />
Mimetika als Therapeutika entwickelt werden, wobei wir<br />
vor allem an einer Inhibition der Metastasierung durch diese<br />
Substanzen arbeiten.<br />
Die DAR der Furan-Saccharid-Mimetika kann aber auch noch<br />
in anderer Weise genutzt werden. Viele Proteine treten<br />
unter physiologischen Bedingungen als Glycoproteine auf.<br />
Die biologische Funktion dieser Glycosilierung ist in vielen<br />
Fällen noch nicht geklärt, doch scheint die Lebensdauer<br />
der Proteine dadurch bestimmt zu werden. Mit Hilfe der<br />
DAR lassen sich Proteine nun nach Einführung eines<br />
Dienophils, z.B. Maleinimid, in definierter Weise mit unseren<br />
Furan-Saccharid-Mimetika modifizieren, so dass Struktur-Wirkungsbeziehungen<br />
ermittelt werden können. Auch<br />
zur Entwicklung von Glyco-Chips, die mit diesen Furan-<br />
Saccharid-Mimetika beladen sind, lässt sich diese Technologie<br />
einsetzen.<br />
Die Bedeutung chemoresistenter Stromazellen<br />
für die Vorhersage der Wirkung von<br />
Chemotherapie bei menschlichen Tumoren<br />
C. Granzow, M. Kopun-Granzow, M. Heuser, M. Simon<br />
In Zusammenarbeit mit: PD Dr. Andreas Dietz, Dr. Ralph Dollner<br />
und Dr. A. Rueß, Universitäts-HNO-Klinik Heidelberg; Prof. Dr.<br />
Heinrich D. Becker und PD Dr. Felix Herth, Thoraxklinik Heidelberg;<br />
Dr. Mamdouh Moawad Ali Hassan, Biochemistry Dept., Div.<br />
of Genetic Engineering and Biotechnology, National Research<br />
Centre, Kairo, Ägypten; Prof. Dr. Herwig Ponstingl, DKFZ.<br />
Menschliche Tumoren beinhalten mehrere proliferierende<br />
Zelltypen (Mikroheterogenität). Neben für die jeweilige<br />
Tumorart spezifischen, malignen Zellverbänden findet man<br />
im Tumorgewebe variierende Anteile von sogenannten<br />
Stromazellen. Es handelt sich dabei um nichtmaligne Zellen,<br />
vor allem Fibroblasten, Endothelzellen und sonstige<br />
Elemente des Gefäßbindegewebes, das die Tumoren stützt<br />
und ernährt. Der herrschenden Lehrmeinung zufolge<br />
kommt Chemoresistenz nur bei den malignen Tumorzellen<br />
vor, während Stromazellen prinzipiell als empfindlich für<br />
Zytostatika gelten. Unsere gemeinsam mit der Thoraxklinik<br />
unter Einsatz eines innovativen Verfahrens durchgeführten<br />
in vitro-Untersuchungen an Explantaten von Lungentumoren<br />
hatten schon früher gezeigt, dass Fibroblasten<br />
und Endothelzellen des Tumorstromas in Wirklichkeit häufig<br />
exzessive Resistenz gegenüber einzelnen, meist jedoch<br />
mehreren Zytostatika (sog. Multidrogenresistenz) aufweisen.<br />
Das Resistenzverhalten von Tumor- und Stromazellen<br />
ist zudem häufig diskordant: chemoresistente Tumorzellen<br />
können sowohl mit sensiblen als auch mit chemoresistenten<br />
Stromazellen koexistieren. Dasselbe gilt für chemosensible<br />
Tumorzellen, ohne dass hierfür bisher Regeln erkennbar<br />
Abteilung E080<br />
Molekulare Toxikologie<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
sind. Gleichartige Feststellungen haben wir im Berichtszeitraum<br />
bei menschlichen Kopf-Hals-Tumoren gemacht [15].<br />
Zusammen mit Einzelbeobachtungen an weiteren Tumorentitäten<br />
berechtigt uns dies zu der Annahme, ein generell<br />
gültiges Prinzip identifiziert zu haben. Die diesbezügliche<br />
Lehrmeinung ist entsprechend zu revidieren. Die genannten<br />
Fakten sind von ganz entscheidender Bedeutung<br />
für die Vorhersagbarkeit der Wirkung von Chemotherapie<br />
beim Patienten durch in vitro-Tests an explantiertem Tumorgewebe.<br />
Natürlich vereitelt die Anwesenheit mehrerer,<br />
unabhängig voneinander zur Resistenzbildung befähigter<br />
Zelltypen im Explantat zwangsläufig eine klinisch verwertbare,<br />
prätherapeutische Identifizierung von Sensibilität oder<br />
Resistenz der malignen Tumorzellen gegenüber Chemotherapie,<br />
solange das Verhalten der einzelnen in Frage kommenden<br />
Zelltypen nicht separat ermittelt wird. Unsere Beobachtungen<br />
könnten helfen zu erklären, warum die zahlreichen<br />
konventionell, d.h. ohne eine solche Differenzierung<br />
durchgeführten Testverfahren in der Klinik ausnahmslos<br />
versagt haben. Gemeinsam mit unseren klinischen Partnern<br />
konnten wir praxiskonforme Verfahren zur Chemosensibilitätstestung<br />
etablieren, die zwischen den beteiligten<br />
Zelltypen differenzieren [15]. Solche Tests erlauben<br />
spezifische Feststellungen zur Sensibilität oder Resistenz<br />
der für den Erfolg von Chemotherapie maßgeblichen, malignen<br />
Zellen. Sie werden zur künftigen Therapieplanung<br />
beitragen [16].<br />
In einem anderen Projekt wird die Modulierbarkeit der<br />
Chemoresistenz von Tumorzellen bearbeitet. Unter Anwendung<br />
des Sensitizers Verapamil und des photoreaktiven<br />
Zytostatikums Napavin konnte die durch P-Glykoprotein<br />
vermittelte Multidrogenresistenz in vitro rasch und vollständig<br />
behoben werden [17]. Die zu erwartende Übertragbarkeit<br />
des Verfahrens auf weitere resistenzvermittelnde<br />
Transportproteine, z. B. MRP1, ist Gegenstand laufender<br />
Untersuchungen.<br />
Publikationen (* = externer Koautor)<br />
[1] *Arlt, V.M., Stiborová, M., Schmeiser, H.H.: Aristolochic acid<br />
as a probable human cancer hazard in herbal remedies: a review.<br />
Mutagenesis 17 (2002) 265-277.<br />
[2] *NortierJ.L., Schmeiser H.H., *Muniz M.-C., Arlt V.M.,<br />
*Vervaet C., *Garbar C.H., *Daelemans P., *Vanherweghem J.-<br />
L.*: Invasive urothelial carcinoma after exposure to Chinese<br />
herbal medicine containing aristolochic acid may occur without<br />
severe renal failure. Nephrol. Dial. Transplant. 18 (2003) 426-<br />
428.<br />
[3] *Arlt V.M., *Ferluga D., Stiborová M., *Pfohl-Leszkowicz A.,<br />
*Vukelic M., *Ceovic S., Schmeiser H.H., *Cosyns J.-P. : Is<br />
aristolochic acid a risk factor for Balkan endemic nephropathyassociated<br />
urothelial cancer? International Journal Cancer 101<br />
(2002) 500-502.<br />
[4] Stiborová M, Frei E., *Sopko B., Wiessler M., Schmeiser H.H.:<br />
Carcinogenic aristolochic acids upon activation by DT-diaphorase<br />
form adducts found in DNA of patients with Chinese herbs nephropathy.<br />
Carcinogenesis 23 (2002) 617-625.<br />
[5] Stiborová M., Frei E., *Sopko B., *Sopková K., *Marková V.,<br />
*Lanková M., *Kumstýrová T., Wiessler M., Schmeiser H.H.: Human<br />
cytosolic enzymes involved in the metabolic activation of<br />
carcinogenic aristolochic acid: evidence for reductive activation<br />
by human DT-diaphorase. Carcinogenesis 24 (2003) 1695-1703.<br />
[6] Stiborová M., *Stiborová-Rupertová M., *Borek-Dohalska L.,<br />
Wiessler M., Frei E.: Rat microsomes activating the anticancer<br />
drug ellipticine to species covalently binding to deoxyguanosine<br />
in DNA are a suitable model mimicking ellipticine bioactivation in<br />
humans. Chem. Res. Toxicol. 16 (2003) 38-47.