MDCK-MRP2 - Dkfz
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Das TRAIL-Apoptosesystem<br />
H. Walczak<br />
Forschungsschwerpunkt D<br />
Tumorimmunologie<br />
In Kooperation mit: C. T. Rauch, Immunex Corp., Seattle, WA,<br />
USA; P. Juo und J. Blenis, Harvard Medical School, Boston, MA,<br />
USA; S. J. Martin, Trinity College, Dublin, Irland; H. Kalthoff,<br />
Universität Kiel; M. Leverkus und E.Kämpgen, Universität<br />
Würzburg; G. Schönrich, M. J. Raftery, F. Zipp, I. Bechmann und<br />
R. Nitsch, Charité, Humboldt Universität, Berlin; M. Lutz, Universität<br />
Erlangen; K. Schulze-Osthoff und M. Los, Universität<br />
Münster; C. D. Gerharz, Universität Düsseldorf; G. R. Screaton<br />
und A. K. Simon, John Radcliffe Hospital, Oxford, UK; M. Weller,<br />
Universität Tübingen; P. Möller, J. Sträter, S. Fulda, C. Beltinger<br />
und K.-M. Debatin, Pathologie und Kinderklinik der Universität<br />
Ulm; P. H. Krammer, E. Greiner und G. Schütz, DKFZ.<br />
Im Rahmen des TRAIL-Projekts ist es das Ziel der Arbeitsgruppe<br />
“Apoptoseregulation”, die grundlegenden biochemischen<br />
Mechanismen der TRAIL-induzierten Apoptose aufzuklären,<br />
Faktoren zu identifizieren, welche Sensitivität versus<br />
Resistenz gegenüber TRAIL-vermittelter Apoptose in normalen<br />
und in Tumorzellen regulieren, die physiologische<br />
Rolle des TRAIL-Systems zu bestimmen und geeignete<br />
TRAIL-Rezeptor-Agonisten für die Krebstherapie zu identifizieren.<br />
Im Dezember 1995 fanden Wiley et al. in einer öffentlich<br />
zugänglichen Sequenzdatenbank ein neues Mitglied der<br />
Tumornekrosefaktor (TNF)-Familie. Sie bezeichneten dieses<br />
Protein aufgrund seiner Eigenschaft Apoptose auslösen zu<br />
können als ‚TNF-related apoptosis-inducing ligand’, TRAIL.<br />
Dabei wurde ein interessantes Phänomen offensichtlich:<br />
TRAIL induzierte Apoptose in vielen Tumorzelllinien, während<br />
normale, nicht-transformierte Zellen entweder nicht<br />
oder in einem sehr viel geringeren Ausmaß durch TRAIL<br />
getötet wurden als die entarteten Zellen des gleichen<br />
Gewebetyps. Die anderen bekannten Apoptose-auslösenden<br />
Mitglieder der TNF-Familie, CD95-Ligand and TNF, sind<br />
toxisch, wenn sie systemisch verabreicht werden. Die Eigenschaft<br />
von TRAIL Tumorzellen, nicht aber normale Zellen<br />
zu töten, führte uns dazu, das Antitumorpotential dieses<br />
Zytokins in vivo zu testen. Wir konnten zeigen, dass TRAIL<br />
in vivo in Tumorzellen Apoptose induziert ohne eine systemische<br />
Toxizität aufzuweisen und weitere Studien haben<br />
ergeben, dass diese Antitumoraktivität synergistisch mit<br />
Chemotherapie und/oder Bestrahlung wirkt. Auch hier war<br />
im Tiermodell keine Toxizität erkennbar. Nachdem zunächst<br />
eine Lebertoxizität für den Menschen angenommen wurde,<br />
geht man nun davon aus, dass Formen von TRAIL, die<br />
keine Protein-Aggregate enthalten, keine Toxizität aufweisen<br />
und daher für die klinische Anwendung entwickelt<br />
werden können.<br />
Um ein neues Todesrezeptor-Ligandensystem verstehen<br />
zu können, benötigt man neben dem Liganden auch den<br />
Rezeptor. Die Suche nach dem Rezeptor für TRAIL endete<br />
mit einem äußerst überraschenden Ergebnis: TRAIL bindet<br />
sowohl an zwei Apoptose-induzierende Rezeptoren (TRAIL-<br />
R1 and TRAIL-R2) als auch an drei nicht Apoptose-induzierende<br />
Rezeptoren (TRAIL-R3, TRAIL-R4 and OPG). Damit<br />
verfügt TRAIL über mehr Rezeptoren als alle anderen Mitglieder<br />
der TNF-Familie. Die Komplexität dieses Rezeptor-<br />
Ligandensystems deutete bereits seine biologische Vielseitigkeit<br />
an, jedoch war selbst einige Zeit nach Entdeckung<br />
von TRAIL und seiner Rezeptoren die physiologische Funktion<br />
dieses neuen Apoptose-induzierenden Systems unbekannt.<br />
In diesem Zusammenhang haben wir gezeigt, dass<br />
TRAIL keine Rolle beim aktivierungsinduzierten Zelltod von<br />
B-Zellen spielt und auch der Zelltod einer Reihe anderer<br />
D040<br />
Apoptose Regulation<br />
Zellen des Immunsystems, die wir zunächst untersuchten,<br />
nicht durch TRAIL vermittelt wird. In der letzten Zeit konnte<br />
in einer Reihe von Studien nachgewiesen werden, dass<br />
TRAIL auf der Oberfläche verschiedener Effektorzellen des<br />
Immunsystems exprimiert wird, u.a. auf Typ II Interferon<br />
(IFN-γ)-stimulierten Monozyten, Cytomegalovirus (CMV)-infizierten<br />
Fibroblasten, Typ I IFN (IFN-α and IFN-β)- oder<br />
TCR-stimulierten T-Zellen, unstimulierten CD4 + T-Zellen,<br />
IFN-α- und IFN-γ-stimulierten sowie Masernvirus-infizierten<br />
dendritischen Zellen (DC) und natürlichen Killerzellen (NK).<br />
Interessanterweise war die funktionelle Expression von<br />
TRAIL häufig mit Interferonstimulation assoziiert. Es ist<br />
möglich, dass die antitumorale Wirkung der Interferone<br />
zumindest zum Teil durch TRAIL vermittelt wird, das den<br />
direkten Tumorzelltod bewirkt. Unstrittig ist jedoch, dass<br />
die Hauptfunktion der Interferone in ihrer antiviralen Aktivität<br />
besteht. Es wurde gezeigt, dass TRAIL spezifisch<br />
Apoptose in viral infizierten Zellen induziert und nicht-infizierte<br />
Zellen verschont bleiben. Es besteht daher die Möglichkeit,<br />
dass sich das TRAIL-Todessystem entwickelt hat,<br />
um virale Transformation zu kontrollieren. Die Tatsache,<br />
dass viele onkogen transformierte Zellen ebenfalls sensitiv<br />
gegenüber TRAIL-induzierter Apoptose sind, könnte daher<br />
eine vorteilhafte Nebenwirkung der eigentlichen Funktion<br />
von TRAIL, nämlich des Abtötens viral transformierter<br />
Zellen darstellen. Die Untersuchung von Mäusen, die<br />
defizient für einen der TRAIL-Todesrezeptoren sind, wird<br />
eine genauere Untersuchung dieser Zusammenhänge ermöglichen.<br />
Diese Mäuse wurden kürzlich in der Arbeitsgruppe<br />
Apoptoseregulation in Zusammenarbeit mit der<br />
Abteilung von Prof. G. Schütz hergestellt und stehen der<br />
Arbeitsgruppe nun zur Verfügung.<br />
Die Deletion von T-Zellen durch Apoptose ist essentiell für<br />
die Homöostase im Immunsystem. Bei peripheren T-Zellen<br />
sind das CD95- sowie das TNF-System in diesem Deletionsprozess<br />
involviert. Zusammen mit unseren Kooperationspartnern<br />
konnten wir zeigen, dass TRAIL keine entscheidende<br />
Rolle beim aktivierungsinduzierten Zelltod peripherer T-<br />
Zellen spielt und dass TRAIL nicht an der negativen Selektion<br />
autoreaktiver T-Zellen im Thymus beteiligt ist. Kürzlich<br />
konnte allerdings auch gezeigt werden, dass vermutlich<br />
ein Defekt im TRAIL-Apoptoseweg peripherer T-Zellen bei<br />
ALPS II-Autoimmunpatienten für diese Erkrankung verantwortlich<br />
ist. Vor diesem Hintergrund kommt einer genauen<br />
Untersuchung sowohl von Regulation und Funktionalität<br />
der TRAIL-Rezeptoren auf peripheren T-Zellen, als auch<br />
des intrazellulären Apoptosesignalwegs in diesen Zellen eine<br />
besondere Bedeutung zu.<br />
Nach der molekularen Identifizierung von TRAIL und seiner<br />
fünf Rezeptoren rückte die Analyse der Signaltransduktion<br />
der TRAIL-Rezeptoren in den Mittelpunkt des Interesses.<br />
Eine Analyse des nativen Signalkomplexes, d.h. des<br />
Komplexes, der sich ausbildet, wenn auf der Zelloberfläche<br />
die TRAIL-Rezeptoren durch ihren Liganden TRAIL kreuzvernetzt<br />
werden, wurde anfänglich dadurch erschwert, dass<br />
die TRAIL-Rezeptoren aufgrund ihrer im Vergleich zum CD95-<br />
Rezeptor etwa zehnfach schwächeren Oberflächenexpression<br />
einen im Gegensatz zu diesem Todesrezeptor nur<br />
schwer detektierbaren Signalkomplex ausbilden. Mit Hilfe<br />
eines von uns verbesserten Verfahrens zur Immunpräzipitation<br />
der TRAIL-Signalkomplexe konnte schließlich gezeigt<br />
werden, dass der TRAIL-DISC die gleiche grundlegende<br />
Zusammensetzung für die Apoptoseinduktion aufweist wie<br />
der CD95-DISC. Diese Ergebnisse werfen die interessante<br />
Frage auf, warum viele Zelltypen eine unterschiedliche Sen-<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
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