MDCK-MRP2 - Dkfz
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194<br />
Forschungsschwerpunkt C<br />
Krebsrisikofaktoren und Krebsprävention<br />
land, und den skandinavischen Ländern beteiligt sind. Hierbei<br />
wird untersucht, in wie weit ein Risiko bezüglich der oben<br />
genannten Tumoren durch die Mobilfunknutzung und durch<br />
sonstige Expositionen gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Feldern im privaten und beruflichen Bereich<br />
besteht. In diese internationale Studie sollen insgesamt<br />
ca. 7000 Hirntumorpatienten und eine gleich große Anzahl<br />
von Bevölkerungskontrollen einbezogen werden. Das Befragungsinstrument,<br />
ein computergestütztes persönliches<br />
Interview (CAPI), ist für alle Studienzentren der internationalen<br />
Studie einheitlich. Schwerpunkt ist die detaillierte<br />
Erfassung der Telefoniergewohnheiten und der Hochfrequenzexposition<br />
der Studienteilnehmer durch ein direktes<br />
Interview.<br />
Die AG Umwelt-Epidemiologie beteiligt sich zusammen mit<br />
dem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und<br />
Informatik der Universität Mainz und der AG Epidemiologie<br />
und Medizinische Statistik der Universität Bielefeld als gemeinsame<br />
“Deutsche Studiengruppe“ an diesem Projekt.<br />
Das einheitliche Studiendesign erlaubt eine Auswertung<br />
der gepoolten Studiendaten sowohl für Deutschland als<br />
auch im internationalen Rahmen, was aufgrund der Seltenheit<br />
der zu untersuchenden Tumoren und der noch nicht<br />
sehr lange bestehenden Nutzung mobiler Telefone sinnvoll<br />
ist, da nur bei großer Fallzahl mit aussagekräftigen Ergebnissen<br />
zu rechnen ist.<br />
Die Vorarbeiten zu dieser Studie wurden bereits 1999<br />
durchgeführt. Mit der Rekrutierung von Fällen und Kontrollen<br />
konnte im Oktober 2000, nach Fertigstellung der<br />
Erhebungsinstrumente und aller Begleitunterlagen begonnen<br />
werden. Die Datenerhebung für die Fälle wurde am<br />
31.10.2003 in Deutschland abgeschlossen. Ziel war es, in<br />
den drei definierten Studienregionen Heidelberg, Bielefeld<br />
und Mainz in einer 3-jährigen Erhebungsphase alle inzidenten<br />
Patienten, die im Alter von 30 bis 69 Jahren an primären<br />
Hirntumoren erkrankt sind, aus den jeweiligen regionalen<br />
Neurochirurgischen Kliniken zu erfassen und zu befragen.<br />
Es konnten insgesamt 1000 Patienten einbezogen werden,<br />
davon beteiligten sich 86 % an der Befragung. Unsere<br />
Studiengruppe konnte dazu aus der Studienregion Heidelberg<br />
499 Patienten beitragen (Teilnahmerate 83 %). Parallel<br />
wird eine doppelt so große Anzahl von Kontrollpersonen<br />
(gematcht nach Alter und Geschlecht zu den Fällen) aus<br />
der Bevölkerung der drei Studienregionen (Gesamteinwohnerzahl<br />
ca. 5,5 Millionen) befragt. Diese Befragung<br />
wird bis März 2004 fortgesetzt. Bisher wurden in der Heidelberger<br />
Studienregion (Rhein-Neckar, Neckar-Odenwald,<br />
Rheinland-Pfalz, Südhessen) über 1000 Personen angesprochen.<br />
Davon haben sich 66 % am Interview beteiligt. Für<br />
das gesamte deutsche Studienzentrum wurden bisher<br />
nahezu 1500 Kontrollpersonen interviewt (Teilnehmerrate<br />
62 %).<br />
Nach Vorgaben aus dem internationalen Studienkoordinationszentrum<br />
Lyon werden in allen Studienzentren verschiedene<br />
Validierungsuntersuchungen durchgeführt: Parallel zur<br />
Datenerhebung wurden 2002 die Angaben zum Telefonierverhalten<br />
im Studienzentrum Bielefeld (stellvertretend für<br />
alle deutschen Studienzentren) mittels spezieller Handies,<br />
die sowohl den Eingang als auch den Ausgang von Telefonaten<br />
erfassen, durchgeführt. Für die Validierung der histologischen<br />
Diagnose wird anhand einer randomisierten Stichprobe<br />
der Studienteilnehmer eine Referenzpathologie in<br />
der IARC, Lyon, vorgenommen werden. Die Lokalisation<br />
der Tumoren wird für alle eingeschlossenen Fälle mit Hilfe<br />
der Dokumentation aus Arztbrief, Operationsbericht bzw.<br />
C030<br />
Umwelt-Epidemiologie<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
Pathologiereport und anhand der vorliegenden bildgebenden<br />
Diagnostik-Verfahren (MRT, CT) vorgenommen. In ein<br />
elektronisches Grid-Raster werden die in den bildgebenden<br />
Verfahren abgebildeten Tumoren mit Unterstützung der<br />
jeweiligen Neuroradiologischen Kliniken eingescannt. Unter<br />
Zuhilfenahme der Informationen zu den Telefoniergewohnheiten<br />
(aus der Befragung) können aus diesen Angaben<br />
die jeweils spezifische Absorptionsrate (SAR) jedes Studienteilnehmers<br />
berechnet werden.<br />
Nach der Datenaufbereitung soll im Frühsommer 2004 mit<br />
der gemeinsamen Datenanalyse für das deutsche Studienzentrum<br />
begonnen werden. Mit ersten Ergebnissen ist<br />
Ende 2004 zu rechnen.<br />
Finanzierung: 5. Rahmenprogramm der Europäischen Union (2/<br />
00-1/04), UICC (10/01-9/05) (anteilig alle Europäischen Studienzentren);<br />
nur DKFZ: Ministerium für Umwelt und Verkehr, Baden-<br />
Württemberg, 1. Förderphase: 00-01; 2. Förderphase: 02-03<br />
Berufliche Risikofaktoren für Hirntumoren<br />
I. Hettinger, B. Schlehofer, J. Wahrendorf<br />
In Zusammenarbeit mit: Prof. Dr. Anders Ahlbom, Institute for<br />
Environmental Medicine, Stockholm, Schweden; Annie Arslan, International<br />
Agency for Research on Cancer (IARC), Lyon,<br />
Frankreich; Prof. Dr. Maria Blettner, Universität Bielefeld; Prof.<br />
Dr. Won N. Choi (†), Manitoba Cancer Treatment & Research<br />
Foundation, Winnipeg, Kanada; Prof. Dr. Graham G. Giles, Anti<br />
Cancer Council of Victoria, Victoria, Australien; Prof. Dr. Geoffrey<br />
Howe, Columbia University School of Public Health, New York,<br />
USA; Prof. Dr. Julian Little, University of Aberdeen Medical<br />
School, Aberdeen, UK; Dr. Francois Menegoz, Registre du Cancer<br />
du Department de l’Isère, Frankreich; Prof. Dr. Susan<br />
Preston-Martin, University of Southern California School of Medicine,<br />
Los Angeles, USA; Dr. Philip Ryan, University of Adelaide,<br />
Adelaide, Australien.<br />
Im Rahmen einer Internationalen populationsbezogenen<br />
Studie zur Ätiologie von Hirntumoren im Erwachsenenalter<br />
wurden Daten zu verschiedenen potentiellen Risikofaktoren<br />
aus den Bereichen Ernährung, Lebensstil (z.B. Rauchen<br />
und Alkohol), berufliche Tätigkeit und zur medizinischen<br />
Vorgeschichte erhoben. Die von der International Agency<br />
for Research on Cancer, Lyon (France) koordinierte Studie<br />
wurde Ende der 80er Jahre nach gleichem Protokoll in acht<br />
Studienzentren in Australien (Adelaide, Melbourne), Kanada<br />
(Toronto, Winnipeg), Europa (Frankreich, Deutschland,<br />
Schweden) und den USA (Los Angeles) durchgeführt. Insgesamt<br />
konnten 331 Meningiom- und 1178 Gliomfälle, sowie<br />
2493 Kontrollen (gematcht nach Alter, Geschlecht und Region)<br />
rekrutiert werden.<br />
Ergebnisse über medizinische Faktoren (Schlehofer et al.<br />
Int. J. Cancer 82 (1999) 155-60), Kopfverletzungen<br />
(Preston-Martin et al. Int. J. Epidemiol. 27 (1998) 579-<br />
86), und Kontakt mit Tieren [1] im Hinblick auf das Risiko<br />
für Gliome und Meningiome sind bereits publiziert worden.<br />
Aktuell werden die Informationen zu beruflichen Risikofaktoren<br />
und deren Einfluss auf die Hirntumorentstehung bzw.<br />
Entwicklung untersucht. Die Analyse des gepoolten Datensatzes<br />
der Internationalen Fall-Kontroll-Studie bietet außerdem<br />
die Möglichkeit, Analysen für Männer und Frauen, sowie<br />
für niedriggradige und hochgradige Gliome getrennt durchzuführen.<br />
Ein Mnuskript mit dem Titel „Berufliche Risikofaktoren<br />
für niedriggradige und hochgradige Gliome“ wurde<br />
vor kurzem zur Publikation angenommen.<br />
Risikofaktoren für Hirntumoren werden für verschiedene<br />
berufliche Tätigkeiten und Expositionen kontrovers diskutiert.<br />
Von allen Studienteilnehmern wurden Daten zu beruf-