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MDCK-MRP2 - Dkfz

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Forschungsschwerpunkt F<br />

Infektion und Krebs<br />

bereits in früheren Studien. Es stellt sich somit die Frage,<br />

ob bei Befruchtungen durch Männer, die infektiöses AAV<br />

im Sperma ausscheiden, häufiger mit Fehlgeburten zu rechnen<br />

ist. Die Klärung dieser Frage ist auch bedeutsam für<br />

in-vitro-Fertilisation und ICSI.<br />

Da Zytomegalieviren (HCMV) Helferviren für AAV sein können,<br />

insbesondere im Genitalbereich (s.o.), wurde die Prävalenz<br />

der genitalen HCMV-Infektion im Rahmen der Untersuchungen<br />

an infertilen Paaren (s.o.) ebenfalls getestet.<br />

6,5% der Spermaproben und 6% der Zervixabstriche waren<br />

HCMV-DNA-positiv. In keinem Fall waren bei beiden Partnern<br />

HCMV-DNA nachweisbar. (Eine zusätzliche Infektion mit AAV<br />

(s.o.) wurde bei einem Mann und bei einer Frau nachgewiesen;<br />

dabei handelte es sich nicht um ein Paar).<br />

Von den 5 Spermaproben, in denen infektiöses AAV nachgewiesen<br />

werden konnte (s.o.), war keine HCMV-DNApositiv.<br />

Bei einem Mann mit AAV(Virion)-positiver Samenprobe<br />

lag eine gleichzeitige Infektion mit Chlamydia trachomatis<br />

vor sowie ein hoch-positiver MAR-(mixed antiglobulin reaction)-Test.<br />

Serologisch wurden IgG-Antikörper gegen CMV bei 33%<br />

der Männer und bei 43% der Frauen nachgewiesen. CMV-<br />

IgM war einem Mann und bei 3 Frauen nachweisbar. In<br />

keinem dieser Fälle waren beide Partner IgM-positiv.<br />

Eine Übereinstimmung der serologischen Daten mit dem<br />

Nachweis von CMV-DNA wurde nicht gefunden: Serumantikörper<br />

wurden bei CMV-DNA-negativen ebenso wie bei<br />

CMV-DNA-positiven Personen nachgewiesen. Auch bei letzteren<br />

waren CMV-Antikörper nur in der Hälfte der Fälle im<br />

Serum nachweisbar.<br />

c. Interaktion von AAV mit Papillomviren (HPV)<br />

Wie oben erwähnt, konnte AAV-DNA sehr häufig in der<br />

cervix uteri nachgewiesen werden, d.h. in einem Epithel,<br />

das häufig die DNA von Papillomviren (HPV), u.a. die Tumorassoziierten<br />

HPV-Typen 16 und 18 enthält.<br />

Unsere früheren Daten hatten Hinweise darauf ergeben,<br />

dass die Koinfektion des Zervixepithels mit onkogenen Papillomviren<br />

und tumorhemmenden AAV auch in vivo mit<br />

der Entwicklung HPV-bedingter Läsionen interferieren kann,<br />

möglicherweise auch mit der Entstehung von Zervixkarzinomen<br />

[5]. Dies konnten wir auch mit seroepidemiologische<br />

Untersuchungen erhärten. Um die AAV-Effekte auf HPV<br />

in vivo nachzuweisen, wurde der Einfluß von AAV auf den<br />

Promotor von HPV-18 in transgenen Mäusen untersucht<br />

[6]. Diese Mäuse enthielten als Transgen ein Konstrukt, in<br />

dem die „Upstream Regulatory Region (URR)“ von HPV-18<br />

die Transkription des Reportergens lacZ kontrolliert. Durch<br />

Infektion mit AAV oder AAV-Kapsiden konnte die Dexamethason-induzierte<br />

Aktivität des HPV-18-Promoters inhibiert<br />

werden. In einem in vitro-Modell mit Zellen, die dasselbe<br />

HPV-18-lacZ-Konstrukt enthielten, konnte weiterhin gezeigt<br />

werden, daß virusfreie Proteinextrakte aus AAV-infizierten<br />

Tieren die Dexamethason-induzierte lacZ-Expression<br />

ebenso wie AAV inhibieren. Das legt nahe, dass AAV -<br />

zumindest in vivo - zelluläre Faktoren induziert, die die Herunterregulierung<br />

des HPV-18-Promotors vermitteln. Im Gegensatz<br />

zu Promotoren der „high-risk“ HPV-Typen (HPV-<br />

18, HPV-16) wurde die Aktivität der „low-risk“ HPV-Typen<br />

(HPV-6, HPV-11) nicht durch AAV beeinflußt [6].<br />

2) Sensibilisierung von Tumorzellen gegenüber<br />

Chemotherapie durch AAV-Infektion<br />

In in vitro- und in vivo-Experimenten hatten wir früher gezeigt,<br />

dass AAV-Infektion menschliche Tumorzelllinien ge-<br />

Abteilung F010<br />

Tumorvirologie<br />

genüber Chemotherapeutika (Cisplatin, BCNU, Etoposid)<br />

sensibilisiert und dass Chemotherapeutika-resistente Zelllinien,<br />

die von kleinzelligen Bronchialkarzinomen abgeleitet<br />

waren, nach AAV-Infektion gegen Chemotherapie wieder<br />

empfindlich wurden [1]. Der AAV-vermittelte Sensibilisierungseffekt<br />

gegenüber Chemotherapeutika war nicht auf<br />

epitheliale Neoplasien beschränkt, sondern konnte auch<br />

die Wirksamkeit der Chemotherapie (z.B. Doxorubicin) von<br />

Rhabdomyo-, Fibro-, Osteo- und Chondrosarkomen steigern<br />

[7].<br />

Diese Befunde konnten für die Therapie des Pankreaskarzinoms<br />

mit 5-Fluorouracil (5-FU) in in vivo-Experimenten<br />

bestätigt werden [8]. Dabei zeigte sich, dass die Kombination<br />

von Chemotherapie mit AAV außerdem die Nebenwirkungen<br />

der 5-FU-Therapie unterdrücken kann. Somit konnte<br />

weiter bestätigt werden, dass AAV die Effizienz und<br />

Verträglichkeit der Chemotherapie verbessern kann. Insbesondere<br />

die Tumor- bzw. 5-FU-assoziierte Thrombozytopenie<br />

und Neutropenie fehlten in AAV-behandelten Tieren<br />

nahezu vollständig [8]. Die physiologischen Grundlagen<br />

dieser Aufhebung der Nebenwirkungen sind bislang unklar.<br />

Untersuchungen an Schnittpräparaten Formalin-fixierter Tumoren<br />

(aus dem o.a. Pankreastumormodell) zeigten eine<br />

deutliche Infiltration mit mononukleären Zellen ausschließlich<br />

in AAV-infizierten Tumoren, nicht jedoch in Präparaten<br />

von unbehandelten, bzw. nur mit 5-FU behandelten Tieren.<br />

Zudem konnte ein deutlich höherer Anteil apoptotischer<br />

Areale in zusätzlich AAV-infizierten Tumoren im Vergleich<br />

zu nur 5-FU-behandelten oder unbehandelten Tumoren<br />

nachgewiesen werden [8].<br />

Die Befunde zum verbesserten Allgemeinzustand AAV-behandelter<br />

Tiere, die reduzierten 5-FU-assoziierten Nebenwirkungen,<br />

sowie die mononukleäre Infiltration in die AAVinfizierten<br />

Tumoren weisen auf eine Beteiligung eines oder<br />

mehrerer Zytokin-ähnlicher, chemotaktischer und/oder<br />

onkosuppressiver Faktoren hin, die durch die Virusinfektion<br />

induziert werden. Tatsächlich konnte im Serum AAV-infizierter<br />

und 5-FU-behandelter Tiere eine erhöhte Expression<br />

von MCP-1 (macrophage chemoattractant and activating<br />

factor) und Interleukin-10 nachgewiesen werden [S. Eisold,<br />

unveröffentlicht]. Dies lässt vermuten, dass AAV in vivo<br />

einen (oder mehrere) Faktor(en) induzieren könnte, und<br />

dass die beobachteten Effekte nicht direkt durch das Virus<br />

vermittelt werden.<br />

Wie oben erwähnt ergaben sich in dem Modell, in dem der<br />

Einfluß von AAV auf die Expression des Promotors onkogener<br />

Papillomviren (HPV-18) analysiert wurde (s.o.), ebenfalls<br />

Hinweise, dass die AAV-vermittelte Inhibierung des<br />

HPV-Promotors auf der Induktion eines zellulären Faktors<br />

beruhen könnte [6].<br />

In in vitro-Experimenten zum Mechanismus der Sensibilisierung<br />

von Tumorzellen gegenüber Cisplatin zeigte sich, dass<br />

AAV-Infektion die Cisplatin-induzierte Apoptose signifikant<br />

verstärken kann [9]. Die AAV-vermittelte Apoptose-Verstärkung<br />

war nicht mit einer Modifikation der Expression von<br />

CD95, dem CD95 Liganden oder anderen „Todesrezeptoren“<br />

vergesellschaftet: AAV-Infektion senkte das<br />

durch Cisplatin reduzierte mitochondriale Transmembranpotential<br />

weiter ab, und zwar Caspase-unabhängig. Somit<br />

scheint die Apoptose-Verstärkung durch AAV auf<br />

Mitochondrienebene zu erfolgen [9].<br />

Basierend auf diesen Daten werden AAV-Funktionen auf<br />

ihren möglichen klinischen Nutzen zur Verbesserung der<br />

Chemotherapie und Verminderung von Nebenwirkungen<br />

DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />

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