MDCK-MRP2 - Dkfz
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Forschungsschwerpunkt E<br />
Innovative Krebsdiagnostik und -therapie<br />
1. Glukokortikoide in der Tumortherapie<br />
I. Herr, E. Ucur, S. Okouoyo, C. Zhang, T. Wenger und<br />
K.-M. Debatin<br />
Synthetische Glukokortikoide (GKs), wie das hoch wirksame<br />
Dexamethason, gelten als unverzichtbar in der adjuvanten<br />
Tumortherapie, weil sie gefürchtete Nebenwirkungen<br />
wie Übelkeit, Erbrechen und Ödembildungen mildern<br />
und sich positiv auf das Allgemeinbefinden der Patienten<br />
auswirken. GKs wirken proapoptotisch auf lymphoide Tumorzellen<br />
und schützen gleichzeitig normales Gewebe vor<br />
zytotoxischen Nebenwirkungen. Erst durch hochdosierte<br />
GKs war eine Revolution des Therapieerfolgs bei vielen Karzinomen<br />
möglich, weil ausreichend hohe Konzentrationen<br />
an Chemotherapeutika verabreicht werden konnten. Deshalb<br />
werden GKs bei zahlreichen Tumorerkranungen vor,<br />
während und nach einer zytotoxischen Therapie angewendet.<br />
Unsere Ergebnisse zeigen, dass GKs nicht nur normale Zellen,<br />
sondern auch bestimmte Karzinome vor der zytotoxischen<br />
Wirkung schützen können. In der Anwesenheit<br />
von GKs wachsen humane Zervix- und Lungenkarzinomzelllinien,<br />
in vitro und als Xenotransplantate auf Mäusen,<br />
trotz Chemotherapie- oder Radiatio schneller als ohne GKs.<br />
Dieses Prinzip läßt sich jedoch nicht generell auf solide Tumoren<br />
anwenden. Während die meisten, jedoch nicht alle<br />
der bislang in Zellkultur untersuchten Lungen-, Zervix-,<br />
Ovarial-, Pankreas- und Prostatakarzinome sowie Neuroblastome<br />
mit einer Resistenz reagierten, erwiesen sich Colonund<br />
Mammakarzinome weiterhin als sensitiv für die Induktion<br />
von Apoptose. Wir konnten Schlüsselmoleküle des<br />
Apoptosesignalwegs identifizieren, die durch GKs antiapoptotisch<br />
und differentiell reguliert werden. Die Vermutung<br />
liegt nahe, dass die durch GKs ausgelöste Resistenz<br />
sich negativ auf die Behandlung von Tumorpatienten auswirken<br />
könnte und die betroffenen Tumoren möglicherweise<br />
sogar einen Selektionsvorteil erhalten. Warum bestimmte<br />
Tumoren mit einer Resistenz auf GKs reagieren,<br />
während andere sensitiv bleiben, ist noch völlig unbekannt<br />
und Gegenstand unserer laufenden Forschungsarbeiten.<br />
Im Rahmen von Kooperationen mit Heidelberger Klinikern<br />
ist innerhalb des Comprehensive Cancer Center ein<br />
Prognosetest und eine Klinische Studie geplant.<br />
2. Defekte in Apoptosesignalmolekülen als<br />
Ursache einer Therapieresistenz<br />
I. Herr, S. Okouoyo, E. Ucur und K.-M. Debatin<br />
Bestimmte Tumorerkrankungen lassen sich anfangs gut mit<br />
Bestrahlung oder Chemotherapie bekämpfen, sprechen mit<br />
der Zeit aber zunehmend schlechter auf die Behandlung<br />
an. Wie wir nun gezeigt haben, kann die Ursache dieser so<br />
genannten Therapieresistenz an zahlreichen gleichzeitig<br />
auftretenden Defekten des Apoptoseprogramms der malignen<br />
Zellen liegen. Bei therapieresistenten Tumorzellen<br />
ist der Selbstzerstörungsmechanismus gestört, der allen<br />
Körperzellen genetisch einprogrammiert ist. Als eine Art<br />
natürliche Notbremse dient die Apoptose dazu, geschädigte<br />
Zellen zu beseitigen, bevor sie zu malignen Zellen<br />
entarten können. Auch Krebstherapien nutzen diesen Mechanismus,<br />
indem sie Tumorzellen durch Bestrahlung oder<br />
Chemotherapeutika schädigen und dadurch in den Selbstmord<br />
treiben. Da sich die molekularen Mechanismen der<br />
Therapieresistenz nicht an Patienten analysieren lassen,<br />
wurden humane Lungentumorzellen als Xenografts auf<br />
Mäusen kultiviert. An diesem Modell wurde untersucht,<br />
Klinische Kooperationseinheit E170<br />
Molekulare Onkologie/Pädiatrie<br />
welchen Effekt eine wiederholte Chemotherapie auf die<br />
Tumorapoptose hat. Erwartungsgemäß starben zunächst<br />
viele Tumorzellen ab, doch nach mehreren Therapiezyklen<br />
wuchsen die Tumoren immer schneller. Die Krebszellen wurden<br />
also resistent, genau wie man es von Lungenkrebspatienten<br />
kannte. Um einen Anhaltspunkt für den Resistenzmechanismus<br />
zu finden, wurde die mRNA Expression<br />
von mehr als tausend Genen in den Tumorzellen mithilfe<br />
eines speziellen Apoptosefilters analysiert. Es stellte sich<br />
heraus, dass resistente Tumorzellen ihre verhängnisvolle<br />
Überlebensfähigkeit nicht wie angenommen einem Defekt<br />
in einzelnen Selbstmordgenen verdanken. Vielmehr ist die<br />
lange Befehlskette, welche letztlich zum Selbstmord führt,<br />
an vielen Stellen gestört. Die Folge: Das Selbstmordprogramm<br />
stürzt gewissermaßen ab und die entscheidenden<br />
Komponenten am Ende des Signalwegs, so genannte Caspase-Moleküle,<br />
werden gehemmt. Durch die blockierten<br />
Selbstmord-Moleküle erlangt die Tumorzelle ihre fatale Unsterblichkeit<br />
und wird therapieresistent. Vermutlich gelten<br />
diese an Lungentumoren gewonnenen Erkenntnisse<br />
auch für andere Krebsformen. Deshalb zielen unsere zukünftigen<br />
Therapiestrategien nicht darauf ab, einzelne Fehler<br />
in der Signalkette des Selbstmordprogramms zu reparieren.<br />
Erfolg versprechender erscheint eine Aktivierung<br />
der blockierten Caspasen am Ende der Kette, um so die<br />
zahlreichen anderen Defekte im Selbstmordprogramm zu<br />
überbrücken.<br />
3. Lentiviraler Gentransfer +/- RNAi<br />
I. Herr, T. Wenger, E. Zepp, M. Jacobsen und<br />
K.-M. Debatin<br />
Die Chemotherapie ist neben der Bestrahlung und Operation<br />
eine der wichtigsten Säulen in der Behandlung maligner<br />
Zellen. Allerdings sind die Nebenwirkungen groß und<br />
intakte Apoptosesignalwege sind die Voraussetzung für<br />
einen Erfolg. Eine Therapieresistenz, die häufig durch defekte<br />
Apoptosemechanismen verursacht wird, kann den<br />
Effekt der Behandlung verhindern. Die Entwicklung neuer<br />
therapeutischer Strategien ist deshalb von größter klinischer<br />
Bedeutung. Wir verwenden momentan Lentiviren,<br />
um Apoptosegene in Tumoren zu aktivieren bzw. um diese<br />
durch die lentiviral vermittelte RNAi Methode zu hemmen.<br />
Um Nebenwirkungen auf normales Gewebe zu vermeiden,<br />
testen wir im Kontext der lentiviralen Vektoren<br />
Tumor- und Gewebe-spezifische Promotoren. Um die Expression<br />
des therapeutischen Gens an- und abschaltbar zu<br />
machen, klonieren wir zusätzlich Elemente des Tet-Systems<br />
in die lentiviralen Vektoren. Folgende Projekte mit<br />
lentiviralen Vektoren werden momentan bearbeitet:<br />
Expression von TRAIL mittels lentiviraler Vektoren:<br />
Der Todesligand TRAIL wurde in einen lentiviralen Vektor<br />
kloniert. Mit diesem Vektor konnte membranständiges<br />
TRAIL in Tumorzellinien überexprimiert und auf diese Weise<br />
Zell-Zell-Kontakt abhängig Apoptose induziert werden.<br />
Interessanterweise werden transduzierte Zellen, die TRAIL<br />
überexprimieren resistent gegen TRAIL-induzierte Apoptose<br />
und sterben selbst nicht ab, sondern können lediglich<br />
parakrinen Zelltod vermitteln. Die Resistenz beruht auf spezifischer<br />
Repression der Oberflächenexpression der TRAIL-<br />
Rezeptoren.<br />
CD95-L und Prävention einer Graft-versus Host<br />
Disease: Der Todesligand CD95-L wurde in einen lentiviralen<br />
Vektor kloniert und rekombinantes Virus angereichert.<br />
Mit diesem wurden humane B-Zelllinien und primäre Fibro-<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
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