MDCK-MRP2 - Dkfz
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Forschungsschwerpunkt D<br />
Tumorimmunologie<br />
maler Wachstumsfaktor Rezeptor 2) bindet. Eine Überexpression<br />
des Rezeptors tritt bei etwa 25-30% der Patientinnen<br />
mit Mammakarzinom auf und ist assoziiert mit einer<br />
schlechteren Prognose des Krankheitsverlaufs. Die Firstline<br />
Therapie des metastasierten Mammakarzinoms mit<br />
HER2 Überexpression erbrachte in 26% der Fälle ein objektives<br />
Ansprechen auf die Antikörperbehandlung.<br />
Eine interessante neuere Therapiestategie basiert auf der<br />
Zielrichtung zytotoxischer T-Lymphozyten (CTL) auf Tumorzellen<br />
mittels bispezifischer Antikörper. Bei den bispezifischen<br />
Antikörpern handelt es sich um Hybridmoleküle, die zwei<br />
unterschiedliche Antigenbindungsstellen besitzen. Sie können<br />
entweder durch chemische Verknüpfung von zwei<br />
monovalenten Fab´-Antikörperfragmenten oder eleganter<br />
durch Zellfusion zweier Hybridome zu einem Hybrid-<br />
Hybridom, welches bispezifische Antikörper sezerniert, erhalten<br />
werden. Die Spezifität zytotoxischer T-Zellen ist durch<br />
ihren Antigenrezeptor bestimmt, der auf der Zellmembran<br />
zusammen mit dem CD3 Molekül exprimiert wird. Physiologischerweise<br />
erkennen CTL Fremdantigene (genauer:<br />
Peptidbruchstücke derselben) nur in Assoziation mit Strukturen<br />
des Haupthistokompatibilitäts-Komplexes (MHC). In<br />
grundlegenden Untersuchungen konnte gezeigt werden,<br />
daß sich CTL unter Umgehung ihrer genetisch determinierten<br />
Spezifität durch bispezifische Antikörper auf beliebige<br />
Zielzellen lenken lassen. Dabei wird durch die eine Valenz<br />
des Hybridantikörpers (zumeist anti-CD3) die T-Zelle aktiviert<br />
und durch die zweite Valenz die Zielzelle an die T-<br />
Zelle gebunden, von der sie nachfolgend lysiert wird. Die<br />
Selektivität der zytotoxischen Reaktion wird ausschließlich<br />
von der Spezifität des Antikörpers bestimmt und ist nicht<br />
MHC-restringiert.<br />
Bispezifische Antikörper zur Behandlung von<br />
B-Zellneoplasien:<br />
Wir haben Hybrid-Hybridome hergestellt, welche Antikörper<br />
der Spezifität CD19xCD3 sezernieren. Wir haben uns<br />
auf das CD19 Molekül als Zielantigen konzentriert, da es<br />
die breiteste Expression während der B-Zelldifferenzierung<br />
aufweist und auf praktisch allen Leukämie und<br />
Lymphomzellen vorkommt, die sich von den B-Lymphozyten<br />
herleiten. Der CD19xCD3 bispezifische Antikörper wurde<br />
einer umfassenden präklinischen Evaluation unterzogen,<br />
um seine in vitro Wirksamkeit zu belegen. Insbesondere<br />
konnten präaktivierte T-Lymphozyten nach Zugabe von<br />
bispezifischem CD19xCD3 Antikörper sowohl auf allogene<br />
als auch auf autologe Tumorzellen von Patienten mit cALL<br />
(common acute lymphoblastic leukemia) und B-CLL (chronic<br />
lymphocytic leukemia) gelenkt werden und diese effizient<br />
lysieren.<br />
In letzter Zeit haben wir uns auf die Erprobung einer neuen<br />
Art von Effektorzellen konzentriert, nämlich der Zytokininduzierten<br />
Killerzellen (CIK-Zellen). Hierbei handelt es sich<br />
um T-Lymphozyten, die den natürlichen Killerzellen (NK-<br />
Zellen) sehr ähnlich sind, indem sie eine MHC unabhängige<br />
spontane Zytotoxizität gegen verschiedene Tumorzellen<br />
aufweisen. Eine Besonderheit dieser Zellpopulation, die<br />
etwa 1% der peripheren weißen Blutzellen ausmacht, ist<br />
die Fähigkeit, in Gegenwart eines Gemisches aus IFN-γ,<br />
IL-2 und des Antikörpers OKT3 in Gewebekultur bis tausendfach<br />
zu expandieren. Die Kombination der CIK-Zellen<br />
mit dem CD19xCD3 bispezifischen Antikörper erbrachte eine<br />
dramatische Steigerung der Apoptoserate in autologen<br />
B-CLL Proben. Die GMP-gemäße Vermehrung der CIK-Zellen<br />
von Patienten wurde inzwischen von unseren klinischen<br />
Kooperationspartnern etabliert. Gegenwärtig bereiten wir<br />
Abteilung D050<br />
Molekulare Immunologie<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
eine Studie vor, welche die Wertigkeit mit Antikörpern<br />
beladener CIK-Zellen bei CLL Patienten evaluieren soll.<br />
Bispezifische Antikörper zur Behandlung von<br />
Karzinomen:<br />
In einem zweiten Projekt haben wir Hybrid-Hybridome der<br />
Spezifitäten HEA125xCD3 und HEA125xCD264 hergestellt.<br />
Der Antikörper HEA125 reagiert mit dem Membranglykoprotein<br />
Ep-CAM, das auf praktisch allen Karzinomzellen aber<br />
auch auf normalen epithelialen Zellen des Menschen (allerdings<br />
in geringerer Konzentration) exprimiert ist. Eine besondere<br />
Eigenschaft dieses Antigens liegt darin, daß es auch<br />
auf bösartig veränderten Tumorzellen niemals verloren geht,<br />
während viele andere Membranmarker während der Krebsentwicklung<br />
nicht mehr nachweisbar sind.<br />
Patientinnen mit Ovarialkarzinom entwickeln im Endstadium<br />
der Erkrankung häufig eine tumorbedingte Bauchwassersucht<br />
(maligner Aszites). Sie haben nicht nur eine begrenzte<br />
Lebenserwartung sondern auch eine stark eingeschränkte<br />
Lebensqualität. Der Aszites, der in der Regel ein<br />
Volumen von mehreren Litern aufweist, führt häufig zu<br />
schweren körperlichen Beeinträchtigungen wie Atemeinschränkung<br />
und Verlegung des Darmtrakts. Dies macht die<br />
wiederholte Punktion mit Ablassen der Aszitesflüssigkeit<br />
erforderlich, die allerdings oft binnen Tagen oder Wochen<br />
nachgebildet wird. Immunologische Zusatzbehandlungen<br />
scheinen eine geeignete palliative Möglichkeit für diese Gruppe<br />
von Patientinnen zu eröffnen, für die es kaum therapeutische<br />
Alternativen gibt.<br />
Bisher wurden 11 Patientinnen mit fortgeschrittenem und<br />
konventionell nicht mehr therapierbarem Ovarialkarzinom<br />
und massiver Aszitesbildung in eine klinische Studie aufgenommen,<br />
die wir zusammen mit der Frauenklinik der Universität<br />
Heidelberg durchführen. Das Behandlungsprotokoll<br />
schreibt die möglichst vollständige Abpunktion der Aszitesflüssigkeit<br />
und die nachfolgende Gabe von 1 Milligramm<br />
bispezifischen Antikörper HEA125xOKT3 in die Bauchhöhle<br />
vor. Die Behandlung wird viermal in wöchentlichem Abstand<br />
wiederholt. Alle Patientinnen sprachen klinisch auf die Behandlung<br />
an. Bei 9 Patientinnen kam es zu einem völligen<br />
Verschwinden der Aszitesproduktion, während 2 Patientinnen<br />
eine signifikante Rückbildung des Flüssigkeitsvolumens<br />
aufwiesen. Bemerkenswerterweise zeigten 8 Patientinnen<br />
eine Stabilisierung beziehungsweise einen Rückgang des<br />
Tumormarkers CA125 im Serum. Die beobachteten Nebenwirkungen<br />
waren für die Patientinnen tolerabel und bestanden<br />
vor allem in Fieber, Schüttelfrost, Blutdruckabsenkung<br />
und allergischen Hautreaktionen, die durch eine Begleitmedikation<br />
gut behandelbar waren. Als Ergebnis der Studie<br />
können wir zusammenfassen, daß alle Patientinnen zumindest<br />
im Sinne einer Verbesserung der Lebensqualität von<br />
der lokalen Antikörpertherapie profitiert haben, ohne belastende<br />
Nebenwirkungen in Kauf nehmen zu müssen.<br />
In Spätstadien des Mammakarzinoms tritt häufig - ähnlich<br />
wie beim Ovarialkarzinom - ein maligner Erguß auf, der in<br />
der Pleurahöhle lokalisiert ist und die Atmung stark behindert.<br />
Nach bereits erteiltem positivem Votum der örtlichen<br />
Ethik-Kommission steht der Beginn der klinischen Erprobung<br />
des HEA125xOKT3 Antikörpers als lokale Immuntherapie<br />
bei dieser Indikation unmittelbar bevor.<br />
Alpha-Immuntherapie von Non-Hodgkin-<br />
Lymphomen<br />
Die Alpha-Immuntherapie stellt eine experimentelle Form<br />
der Radioimmuntherapie dar, welche Antikörper als Carrier-<br />
Moleküle einsetzt, um eine an den Antikörper konjugierte