MDCK-MRP2 - Dkfz
MDCK-MRP2 - Dkfz
MDCK-MRP2 - Dkfz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
50<br />
Forschungsschwerpunkt A<br />
Zell- und Tumorbiologie<br />
Fibroblasten einen entscheidende Rolle zu spielen scheint.<br />
Auf der Basis dieser Arbeiten gilt unser Interesse der weiterführenden<br />
Entschlüsselung der Rolle aberrant-exprimierter<br />
Wachstumsfaktoren in der Tumorprogression der<br />
genannten experimentellen (HaCaT) und klinischen Tumorsysteme<br />
(Kopf-Hals-Carcinome, Gliome, Meningiome). Hierbei<br />
liegt unser Augenmerk sowohl auf der autokrinen Wirkung<br />
der Faktoren auf die Tumorzellen, als auch auf ihrer<br />
parakrinen Funktion in der Induktion eines Tumor-fördernden<br />
Stromas, z.B. durch Induktion von Angiogenese, Rekrutierung<br />
von Entzündungszellen und Modulation des ECM-<br />
Umbaus durch Proteasen.<br />
2. Tumor-Stroma-Wechselwirkungen steuern<br />
Invasion und Angiogenese<br />
S. Vosseler, H.-J. Stark, W. Lederle, M.M. Müller,<br />
M. Willhauck, J. Mertens<br />
In Kooperation mit J. Garlick, SUNY, Stony Brooks, USA; P.<br />
Bohlen, ImClone, New York, USA; W. Hartschuh, Universität<br />
Heidelberg<br />
Zahlreiche Arbeiten aus jüngster Zeit belegen die entscheidende<br />
Rolle von stromalen Zell- und Matrix-Elementen für<br />
Tumorentstehung, Invasion und Metastasierung. Neben<br />
der bekannten induzierenden Rolle von Tumorzellen auf<br />
Stromaveränderungen wird die Bedeutung von stimulierenden<br />
und hemmenden stromalen Einflüssen auf das Tumorwachstum<br />
zunehmend erkannt.<br />
Epitheliale Tumore wie Hautcarcinome weisen große Ähnlichkeiten<br />
mit der Wundheilungssituation auf, bei der sich<br />
der mesenchymale Gewebeanteil in spezifischer Weise zu<br />
Granulationsgewebe umbildet. Daher liegt ein Schwerpunkt<br />
unserer Forschungsaktivitäten auf der Analyse und funktionellen<br />
Charakterisierung solchen Granulationsgewebes.<br />
Erste Ergebnisse zeigten, dass die Stroma-Modulation durch<br />
Induktion einer Fremdkörperreaktion das invasive Wachstum<br />
maligner Tumorzellen entscheidend beeinflusst, je nach<br />
chemischer Zusammensetzung der verwendeten Materialien.<br />
Von der weiteren eingehenden Untersuchung dieses<br />
Phänomens sind wertvolle Erkenntnisse über stromale Parameter,<br />
die den Tumorphänotyp kontrollieren, zu erwarten<br />
(M. Willhauck, H.-J. Stark et al., in Vorbereitung).<br />
Eines der wesentlichsten Elemente der veränderten Tumor-Stroma<br />
Wechselwirkung ist die durch Tumorzellen induzierte<br />
Angiogenese. Neben ihrer Bedeutung für die Ernährung<br />
und Sauerstoffversorgung des Tumorgewebes<br />
werden der Gefäßneubildung zusätzliche, für das Tumorwachstum<br />
wesentliche Funktionen zugesprochen. Dementsprechend<br />
konnten wir im Transplantationssystem eine<br />
bisher nicht bekannte Interaktion von Angiogenese und<br />
Tumorinvasion nachweisen. Durch Blockade der Tumor-induzierten<br />
Angiogenese mittels Antikörper-vermittelter<br />
Inaktivierung eines Rezeptors (VEGF-R2) des potentesten<br />
Angiogenesefaktors VEGF (vascular endothelial growth<br />
factor) wurde nicht nur ein Einsprossen der Gefäße in den<br />
Tumor (Vaskularisierung), sondern überraschenderweise<br />
auch die Invasion der Tumorzellen unterbunden [14]. Dieser<br />
bedeutende Befund einer so entscheidenden Wechselwirkung<br />
zwischen Gefäßsystem und Tumorinvasion ließ<br />
sich inzwischen auch an aggressiven Tumorvarianten, sowohl<br />
im Transplantationssystem als auch nach konventioneller<br />
subcutaner Injektion, erhärten. Wenn auch die mechanistischen<br />
Zusammenhänge noch unklar sind, belegen<br />
diese Ergebnisse eindeutig die essentielle Rolle der Gefäßneubildung,<br />
d.h. von aktivierten Endothelien, für die Tumor-<br />
Abteilung A080<br />
Differenzierung und Carcinogenese<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
invasion [9]. Die in drei verschiedenen Systemen mit unterschiedlichen<br />
Komponenten nachgewiesene Rolle der<br />
einsprossenden Gefäße für die Tumorinvasion spricht für<br />
einen komplexen multifaktoriellen Mechanismus der Wechselwirkung,<br />
wobei Wachstumsfaktoren, Proteasen und<br />
ECM-Komponenten synergistisch wirken, um Tumorinvasion<br />
zu ermöglichen.<br />
Zur besseren molekularen Analyse der Tumor-Stroma-<br />
Wechelwirkungen werden, basierend auf den organotypischen<br />
Kokulturen normaler Keratinozyten und Fibroblasten,<br />
in vitro Systeme zur Nachbildung der Tumorsituation<br />
entwickelt [9]. Hierzu wurden Fibroblasten aus humanen<br />
Plattenepithelcarcinomen der Haut isoliert, charakterisiert<br />
und ihre Interaktion mit den prämalignen HaCaT Zellen in<br />
dreidimensionalen Tumor-Stroma-Äquivalenten in vitro und<br />
nach Transplantation auf die Nacktmaus analysiert. Erste<br />
Befunde lassen eine veränderte Funktion dieser Zellen erkennen,<br />
die HaCaT Zellen zu Tumorwachstum in vivo und<br />
dysplastische Strukturen in vitro induziert (J. Mertens, in<br />
Vorbereitung).<br />
In ähnlichen in vitro Tumormodellen, in denen normale<br />
Keratinozyten mit gering-gradig malignen HaCaT-Zellvarianten<br />
organotypisch kultiviert werden, konnten intraepitheliale<br />
Zell-Zell-Interaktionen (E-Cadherin) als wesentliche<br />
Steuerungsmechanismen der frühen Tumorentwicklung<br />
identifiziert werden [15]. Ebenso diente dieses Modell zur<br />
Untersuchung der UV-bedingten Expansion von Frühstadien<br />
der Hautcarcinogenese [16]. Weiterführende Studien<br />
zeigten, daß neben einer raschen Gefäßregression nach<br />
Blockade des VEGF-Rezeptors [17], die verbleibenden<br />
Gefäße Zeichen zunehmender Reifung aufweisen [18].<br />
Darüberhinaus war als Folge der Angiogenesehemmung<br />
eine Reifung des unmittelbar benachbarten Tumorstromas<br />
zu beobachten bis hin zur Entwicklung einer kompletten<br />
strukturierten Basalmembran, die das Tumorepithel von<br />
umgebenden Stroma trennte [18]. Diese Stroma-Reifung<br />
mit massivem Auftreten von Collagen-Fibrillen-Bündeln dürfte<br />
die Folge einer drastisch reduzierten lokalen Expression<br />
von zwei stromalen Matrixmetalloproteinasen (MMP-9 und<br />
MMP-13) an der unmittelbaren Grenze zum Tumorgewebe<br />
sein. Die weitere molekulare Analyse der kausalen Zusammenhänge<br />
von der Blockade eines VEGF-Rezeptors mit<br />
Proteaseaktivität und veränderten ECM-Turnover mit der<br />
Folge einer blockierten Invasion bzw. phänotypischen<br />
Tumorreversion ist Gegenstand laufender Untersuchungen<br />
im Rahmen eines EU-Kooperationsprojekts. Die bisherigen<br />
Ergebnisse weisen auf eine essentielle Rolle des umgebenden<br />
Tumorstromas auf das Wachstumsverhalten maligner<br />
Zellen hin und lassen weitere therapeutische Zielstrukturen<br />
und Moleküle in den normalen Zellen der Tumorumgebung<br />
erkennen. Dieses vereinfachte Tumormodell ließ aber auch<br />
erkennen, daß Komponenten der Basalmembran wesentlich<br />
zur Ausdehnung und Invasion von intraepithelialen<br />
Neoplasien beitragen [19].<br />
In einer Kooperationsstudie mit Prof. Hartschuh (Universitätshautklinik,<br />
Heidelberg) konnten wir zeigen, daß eine<br />
verstärkte Vaskularisierung von epithelialen Hauttumoren<br />
erst in Spätstadien auftritt, aber auch in üblicherweise als<br />
benigne, bezeichneten Keratoacanthomen zu beobachten<br />
ist [20]. Bei der Klassifizierung dieser Tumoren nach weiteren<br />
Malignitäts-assoziierten Kriterien (Zell- und Gewebe-<br />
Atypie) ergab sich, daß nur Läsionen mit Charakteristika,<br />
die für verstärkte Malignität sprechen, erhöhte<br />
Vaskularisierung aufwiesen, ein weiteres Anzeichen ihres<br />
Potenzial zur malignen Progression [20].