MDCK-MRP2 - Dkfz
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250<br />
Forschungsschwerpunkt D<br />
Tumorimmunologie<br />
ren häufig trotz erfolgreicher Aktivierung von tumorspezifischen<br />
T Zellen weder eliminiert noch an ihrem Wachstum<br />
gehindert werden. Viele Tumoren sind jedoch eindeutig<br />
immunogen und tumorspezifische T Zellen sind in der Peripherie<br />
und in Tumor-infiltrierten Lymphknoten nachweisbar.<br />
In eigenen Studien wurde der Effektor-Arm der Tumorabwehr<br />
mit Hilfe eines transgenen Tumormodells (RIPTag)<br />
getestet, in dem die Expression von SV40 T Antigen im<br />
endokrinen Pankreas zur schrittweisen Ausbildung von Insulinomen<br />
führt. In diesem autochthonen Tumormodell konnten<br />
wir zeigen, dass die Kombination eines potenten Tumorantigens<br />
(T Antigen) und aktivierter, selbstreaktiver T Zellen<br />
nicht ausreichend ist, um Tumortoleranz aufzuheben<br />
(R. Ganss and D. Hanahan, Cancer Res. 58, 4673-4681,<br />
1998). Allerdings führte die Kombination von Entzündungsreaktionen,<br />
z.B. ausgelöst durch Bestrahlung, und aktivierter<br />
tumorspezifischer Lymphozyten zur Extravasation der<br />
Effektorzellen in das Tumorgewebe (R. Ganss and D.<br />
Hanahan, Cancer Res. 58, 4673-4681, 1998). Diese Beobachtung<br />
führte zu der Arbeitshypothese, dass neben der<br />
Tumor-Antigenpräsentation und erfolgreichen Aktivierung<br />
von Effektorzellen das dem Tumor eigene Mikromilieu<br />
massgeblich zur mangelhaften, immunologischen Tumorabwehr<br />
beiträgt (Ganss R. et al., Immunol. Rev. 169, 263-<br />
272, 1999). Im RIPTag Mausmodell erfolgt das Tumorwachstum<br />
analog zur klinischen Situation sehr langsam und über<br />
gut charakterisierte Zwischenstadien. Dabei spielt die Ausbildung<br />
neuer Blutgefässe (Angioneogenese) als Bestandteil<br />
des Tumor Stromas eine Schlüsselrolle in der Expansion<br />
der Tumormasse und der Generierung des Tumor-Mikromilieus.<br />
Blutgefässe sind jedoch nicht nur ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Sauerstoff- und Nahrungsmittelversorgung,<br />
sondern kontrollieren die Extravasation von Leukozyten in<br />
das Gewebe. Im Prinzip sollte die Rekrutierung und<br />
Extravasation antigenspezifischer T Zellen in Tumorgeweben<br />
den gleichen Gesetzmässigkeiten unterliegen wie in<br />
normalen Geweben. Allerdings treffen Effektorzellen im<br />
Tumor nicht auf ausdifferenzierte, der Gewebe-Funktion<br />
angepasste Endothelzellen, sondern auf eine aberrante,<br />
stark proliferierende und möglicherweise de-differenzierte<br />
Blutgefässstruktur. Unser Ziel ist es aufzuklären, welche lokalen<br />
Veränderungen im Tumor notwendig sind, um Endothelien<br />
zu aktivieren und die Leukozytenextravasation zu<br />
ermöglichen. In diesem Zusammenhang untersuchen wir<br />
auch, welche molekularen Veränderungen während der<br />
Angioneogenese zum Aufbau der beobachteten “Blut-Tumor-Barriere”<br />
führen.<br />
Entzündungsreaktionen führen zur immunologischen<br />
Tumorabwehr<br />
Solide Tumoren im RIPTag Modell sind nicht infiltriert. Durch<br />
Bestrahlung ausgelöste Entzündungsreaktionen führen jedoch<br />
zur temporären Extravasation von Effektorzellen in<br />
das Tumorgewebe. Um diese Beobachtung therapeutisch<br />
zu nutzen, wurden tumortragende RIPTag Mäuse in Langzeitexperimenten<br />
mit einer Kombination aus Bestrahlung<br />
und wiederholten Transfers mit Tag-spezifischen T Zellen<br />
behandelt. Bestrahlung oder adoptive Transfers alleine haben<br />
keinen therapeutischen Effekt. Dahingegen bewirkt<br />
die Kombinationstherapie die Abstossung bereits etablierter,<br />
autochthoner Tumoren und das Überleben von Tagtransgene<br />
Tieren, das bis zu einem Jahr verfolgt wurde<br />
[1]. Beobachtet man den Verlauf der Tumorregression über<br />
mehrere Wochen so wird deutlich, dass sich zurückbildende<br />
Tumoren makroskopisch verändern und der durch vergrösserte<br />
Blutgefässe und Hämorrhagie bedingte “rote”<br />
Abteilung D050<br />
Molekulare Immunologie<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
Phänotyp verschwindet. In der Intravitalmikroskopie wird<br />
deutlich, dass sich während der Therapie die Tumorblutgefässe<br />
umbilden, sich dem Durchmesser normaler Gefässe<br />
anpassen und wieder hierarchische Strukturen ausbilden.<br />
Diese “Normalisierung” der Blutgefässe erfolgt zeitgleich mit<br />
der Extravasation der Effektorzellen und geht der kompletten<br />
Tumorabstossung voraus [1]. Aufgrund dieser Ergebnisse<br />
postulieren wir, dass die Kombination aus Entzündungsreaktion<br />
und adoptiven Transfers die “Öffnung” der<br />
Endothelbarriere für den Angriff der Effektorzellen ermöglicht.<br />
Bestrahlung ist nur eine Möglichkeit, um eine Entzündungsreaktion<br />
auszulösen. Von bakterieller DNA abgeleitete, unmethylierte<br />
CpG Oligonukleotide aktivieren das Immunsystem<br />
indem sie die Ausschüttung entzündungsfördernder<br />
Zytokine induzieren. In einer Reihe unterschiedlicher Maus-<br />
Transplantationstumoren konnten wir in der Tat zeigen,<br />
dass die Injektion von CpG-ODN in direkter Nähe des Tumors<br />
zur kompletten Regression bereits etablierter Tumoren führt.<br />
(Kawarada et al., J. Immunol 167, 5247-5253, 2001). Diese<br />
Befunde wurden auf das autochthone RIPTag Model<br />
übertragen. Systemische Applikation von CpG-ODN alleine<br />
hat keinen Effekt auf die Überlebensrate transgener Tiere.<br />
Allerdings konnten wir zeigen, dass intravenöse Injektion<br />
von CpG-ODN zur Hochregulation der Adhäsionsmoleküle<br />
ICAM-1 und VCAM-1 in den Blutgefässen des Pankreas und<br />
der Insulinome führt. Diese Endothel-Aktivierung wird durch<br />
die Aufnahme von CpG-ODN durch Gewebe-Makrophagen<br />
bewirkt und die sehr wahrscheinlich mit der Ausschüttung<br />
von Entzündungsfaktoren verbunden ist. Kombiniert man<br />
nun CpG-ODN mit dem adoptiven Transfer tumor-spezifischer<br />
CD4 + und CD8 + Effektorzellen kommt es zur Abstossung<br />
bereits etablierter, solider Tumoren. Dieser überzeugende<br />
therapeutische Erfolg wird komplementiert durch<br />
die erfolgreiche Behandlung von wachsdenden Transplantationstumoren,<br />
die durch peritumorale injection von CpG-<br />
ODN abgestossen werden, wobei NK und tumorspezifische<br />
CD8 + T-Killerzellen induziert wurden [5]. Dieser Befund ist<br />
somit unserem Autoimmun-Modell vergleichbar, wo CpG-<br />
ODN die Autoaggression Lebers-pezifischer Lympozyten gegen<br />
Hepatozyten auslöst [3].<br />
Histologische und Molekulare Definition der “Blut-<br />
Tumor-Barriere”<br />
Mit Hilfe intravitalmikroskopischer Untersuchungen konnten<br />
wir am RIPTag Mausmodell zum ersten Mal strukturelle<br />
und funktionelle Veränderungen des Tumorendothels in<br />
den verschiedenen Stadien des Tumorwachstums in vivo<br />
verfolgen. Diese Studien haben gezeigt, dass erste morphologische<br />
Veränderungen der Blutgefässe schon in den Frühstadien<br />
der Tumorentwicklung sichtbar werden; diese ersten<br />
aberranten Gefässstrukturen korrelieren noch nicht,<br />
wie allgemein angenommen wird, mit einem verstärkten<br />
Versorgungsbedarf stark expandierender Tumoren [4].<br />
Interessanterweise haben wir schon in den frühen, strukturell-veränderten<br />
Blutgefässen ein deutlich verringertes<br />
“Rolling” und “Sticking” von Lymphozyten beobachtet, den<br />
ersten für eine Extravasation notwendigen Schritten. Diese<br />
Funktionsstörung bleibt auch in allen nachfolgenden<br />
Tumorstadien erhalten. Damit konnten wir zeigen, dass<br />
die Blutgefässe im Prozess der malignen Transformation die<br />
Infiltration bzw. die funktionelle Interaktion von T Zellen<br />
mit dem Tumorgewebe behindern.<br />
Um die in RIPTag Mäusen dokumentierten morphologischen<br />
und funktionellen Veränderung der Tumorblutgefässe [4]<br />
auch molekular zu charakterisieren, wurden Gefässe aus