MDCK-MRP2 - Dkfz
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Forschungsschwerpunkt F<br />
Infektion und Krebs<br />
beeinflussen könnte. Interessanterweise konnten wir zeigen,<br />
dass beide NS1-regulierenden Kinasen PKCλ und PKCη<br />
nach MVM Infektion in der Zelle umverteilt werden [15,17].<br />
Dies kann zu dramatischen Veranderungen der Zellphysiologie<br />
führen, und in Konsequenz zumindest eine Ursache<br />
für die Veränderungen in der Zellmorphologie (cytopathischer<br />
Effekt) sein. Deshalb steht gegenwärtig die Analyse<br />
der NS1-induzierten Zellveränderungen im Vordergrund unserer<br />
Untersuchungen. Kürzlich konnten wir zeigen, dass<br />
Ab- und Umbau von Mikro- und Intermediärfilamente des<br />
Zytoskeletts durch die virale Infektion betroffen sind, wobei<br />
Mikrotubuli während der ganzen Infektionsdauer erhalten<br />
bleiben (Publikation in Vorbereitung). Hierbei scheint<br />
die Aktivität der PKCs zumindest in der Regulation von NS1<br />
eine wesentliche Rolle zu spielen. Frühere Untersuchungen<br />
in unserer Arbeitsgruppe zeigten, dass die NS1-induzierten<br />
Zellveränderungen durch Mutationen an PKC Phosphorylierungsstellen<br />
im viralen Protein inhibiert wurden.<br />
Dabei reguliert PKCλ die Interaktion von NS1 mit CKIIα,<br />
der katalytischen Untereinheit der zellularen Caseinkinase<br />
II. Dieser NS1/CKIIα Komplex reguliert die Phosphorylierung<br />
der Tropomyosinfilamente und bewirkt damit in dramatischer<br />
Weise den Umbau des Zytoskeletts (Manuskript in<br />
Vorbereitung). Aufgrund dieser Befunde haben wir semisynthetische<br />
Toxine entwickelt, die für die transformierte A9<br />
Zelllinie toxisch sind, von anderen Zelllinien aber toleriert<br />
werden [Patent Nüesch und Rommelaere, 2003]. Die<br />
Weiterentwicklung solcher Onkotoxine und ihre Applikation<br />
durch heterologe virale Vektorsysteme sind weitere Projekte<br />
unserer Arbeitsgruppe. Im Rahmen unserer Studien zur<br />
Biologie der Parvoviren wurden wir auch eingeladen, an<br />
einem Kompendium über Viren mitzuarbeiten [14].<br />
e. Strategien zum Einsatz von parvoviralen<br />
Komponeneten in der Gentherapie<br />
Z. Raykov, J. Rommelaere<br />
Das Ziel dieses Projekt besteht darin, mittels verschiedener<br />
Strategien durch den natürlichen Onkotropismus und die<br />
onkolytische Wirkung von Parvoviren eine Verbesserung in<br />
der Krebstherapie zu erzielen. Dabei standen drei Fragestellungen<br />
im Vordergrund: (i) Gegenwärtig können autonome<br />
Parvoviren noch nicht so verändert werden, dass sie<br />
lediglich eine gewünschte Zielzelle infizieren. Zudem ist die<br />
Kapazität, Fremdgene einzuschleusen, limitiert. Um diese<br />
Restriktionen zu umgehen und die gewünschten Eigenschaften<br />
dieser Viren zu erhalten, haben wir versucht, chimäre<br />
Viren zu entwickeln. Als Modell dienten rekombinante<br />
Adenoviren, welche eine Expressionskassette aus dem parvoviralen<br />
Genom enthielten. Die toxische Wirkung der konstitutiv<br />
exprimierten Nichtstrukturproteine NS1 und NS2<br />
bewirkte dabei, dass die Herstellung solcher chimären Viren<br />
unmöglich wurde. Durch den gezielten Einsatz spezifischer<br />
Antisense-Oligonukleotide konnten wir die Produktion<br />
der toxischen Proteine soweit einschränken, dass eine Produktion<br />
solcher Chimären ermöglicht wurde [1]. Damit konnten<br />
wir zeigen, dass einerseits die Herstellung parvoviraler<br />
Chimären möglich ist, andererseits der gezielte Einsatz von<br />
Antisense-Oligos die Produktion von rekombinanten Viren<br />
ermöglicht, welche starke Toxine exprimieren. (ii) Nichtpropagierende<br />
autonome Parvoviren allein sind nicht in der<br />
Lage, pre-existierende Tumoren vollständig zu beseitigen.<br />
Um eine erfolgreiche Therapie zu erzielen, braucht man<br />
einen Bystander-Effekt. Zu diesem Zweck wurden die Eigenschaften<br />
autonomer Parvoviren mit dem angiostatischen<br />
Abteilung F010<br />
Tumorvirologie<br />
Chemokin IP-10 potenziert und in einem murinen Hämangiosarkom-Modell<br />
(Kaposi-Sarkom Analog) getestet. Bereits<br />
wenige intratumorale Anwendungen dieser rekombinanten<br />
MVMp-IP10 Viren genügten, um eine signifikante Reduktion<br />
der primären Tumoren zu erzielen. Diese Studien wurden<br />
in Zusammenarbeit mit Team 2 durchgeführt [3]. Unglücklicherweise<br />
induzieren sowohl natürlich vorkommende wie<br />
rekombinante autonome Parvoviren bereits nach wenigen<br />
Applikationen eine starke Immunantwort im Wirt. Dies stellt<br />
ein generelles Problem für die systemische Anwendung<br />
solcher Agenzien dar, da sie von neutralisierenden Antikörpern<br />
abgefangen werden. Um diesem negativen Einfluss<br />
zu entgehen, haben wir neue Strategien zur Applikation<br />
von autonomen Parvoviren entwickelt. (iii) Als Modell dienten<br />
krebsbefallene Ratten. Die metastasierenden Tumoren<br />
in der Lunge wurden durch Einspritzen einer<br />
Hepatomzelllinie induziert. Zur Behandlung mit autonomen<br />
Parvoviren wurde dieselbe Zelllinie mit dem Wildtyp des<br />
Rattenvirus H-1 infiziert. Durch gezielte γ-Bestrahlung der<br />
infizierten Zellen wurde zwar das Wachstum der Krebszellen<br />
gestoppt, und damit eine Verbreitung der Geschwüre<br />
verhindert, die Replikation der Parvoviren hingegen blieb<br />
erhalten. Diese in vitro infizierten Zellen dienten dann als<br />
Vehikel, um das therapeutische Parvovirus in das krebsbefallene<br />
Tier zu schleusen. Mittels intravenöser Applikation<br />
solcher Parvovirus-tragenden Vehikel konnte eine hohe<br />
Konzentration der therapeutischen Viren in der Lunge (dem<br />
Metastasen tragenden Organ) erzielt werden, was zu einer<br />
bedeutenden Reduktion (60%) der bereits existierenden<br />
Tumoren führte [27]. Gegenwärtig versuchen wir, die<br />
gewonnenen Erkenntnisse weiter auszunutzen, um in neuen<br />
Versuchsreihen eine optimale Wirkung zu erziehlen.<br />
2) Parvovirus - Zielzelleninteraktionen<br />
J.-C. Jauniaux, N. Salomé<br />
Die autonom replizierenden Parvoviren MVM und H-1 Virus<br />
exprimieren vier verschiedene Proteine: die Strukturproteine<br />
VP1 und VP2, die zur Bildung des Kapsids notwendig sind,<br />
und die Nichtstrukturproteine NS1 und NS2. Das NS1 Protein<br />
ist essentiell für die parvovirale DNA-Amplifikation und<br />
Genexpression. NS1 spielt darüber hinaus beim parvovirusvermittelten<br />
Zelltod eine wichtige Rolle (s.o.). Das NS2<br />
Protein spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau des<br />
viralen Kapsids und, als mögliche Konsequenz daraus, bei<br />
der Herstellung der einzelsträngigen Parvovirus-DNA. Es gibt<br />
darüber hinaus Hinweise, dass NS2 die zytotoxische Wirkung<br />
von NS1 moduliert. Die molekularen Mechanismen,<br />
die diesen Aktivitäten zugrunde liegen, sind jedoch noch<br />
unbekannt. Deren Aufklärung ist eines der Ziele unserer<br />
Arbeit.<br />
In zurückliegenden Studien haben wir nachgewiesen, dass<br />
das NS2 Protein mit dem nukleären Exportrezeptors Crm1<br />
interagiert und über einen Crm1-abhängigen Reaktionsweg<br />
aktiv aus dem Kern infizierter Zellen transportiert wird. Um<br />
die Bedeutung dieser Interaktion für den viralen Lebenszyklus<br />
aufzuklären, wurden zwei mutierte genomische Klone<br />
hergestellt, die CRM1-Interaktions-defiziente NS2-NES(-)<br />
Proteine exprimieren. Die funktionelle Analyse dieser Klone<br />
offenbarte, dass der NS2-Crm1-Komplex weder für die Synthese<br />
der viralen Proteine (NS1, NS2, VP1 und VP2), noch<br />
für die Produktion infektiöser Virionen benötigt wird. Aber<br />
das Fehlen des nukleären Exports von NS2 und/oder die<br />
starke verringerung von NS2 im Zytoplasma der infizierten<br />
Zellen führt zur Ansammlung neu produzierter MVM-Parti-<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
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