MDCK-MRP2 - Dkfz
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234<br />
Forschungsschwerpunkt D<br />
Tumorimmunologie<br />
Die physiologische Bedeutung der Apoptose<br />
Apoptose spielt eine fundamentale Rolle im Organismus.<br />
Sie ist verantwortlich für die Homöostase von Geweben<br />
und für die Beseitigung von alten, verletzten, mutierten<br />
oder „gefährlichen“ Zellen. Im Immunsystem ist sie der<br />
Hauptmechanismus, über den potentiell autoreaktive oder<br />
nutzlose Immunzellen beseitigt werden. T-Zellen durchlaufen<br />
im Thymus die Prozesse der positiven und negativen<br />
Selektion. Durch negative Selektion findet die Eliminierung<br />
von T-Zellen statt, deren T-Zell-Rezeptoren (TCR)<br />
mit Komplexen aus körpereigenen Peptiden und MHC reagieren<br />
und die damit potentiell autoreaktiv sind. Auf ähnliche<br />
Weise werden im Knochenmark B-Zellen mit einem<br />
nichtfunktionellen B-Zell-Rezeptor durch Apoptose beseitigt.<br />
Auch werden nach dem Gipfel einer Immunantwort<br />
aktivierte T-Zellen, die nicht mehr benötigt werden, durch<br />
Apoptose eliminiert. Dies bezeichnet man als aktivierungsinduzierten<br />
Zelltod (AICD). Beim Menschen wurden Mutationen<br />
des CD95-Systems beschrieben. Sie führen zur Ausbildung<br />
eines Autoimmun-Lymphoproliferativen Syndroms<br />
(ALPS) oder Canale Smith Syndrome, das eine massive<br />
Lymphadenopathie, die Akkumulation von nicht-malignen<br />
T-Zellen und Anzeichen von Autoimmunität zeigt. Diese<br />
Krankheitsbilder und der Sterbedefekt der T-Lymphozyten<br />
verdeutlichen, dass das CD95-System maßgeblich an der<br />
Apoptose im Immunsystem beteiligt ist.<br />
Folgerungen für Pathomechanismen von<br />
Erkrankungen<br />
Die Aufklärung der Funktion des CD95-Systems hat Konsequenzen<br />
für das Verständnis der Entstehung von Krankheiten,<br />
die durch „zuviel“ oder durch „zuwenig“ Apoptose<br />
gekennzeichnet sind. Außer bei genetischen Defekten des<br />
CD95-Systems bei Maus und Mensch und den daraus resultierenden<br />
Autoimmunphänomenen gibt es bisher noch<br />
keine direkten Hinweise auf seine Störungen bei Autoimmunerkrankungen.<br />
Da jedoch das CD95-System an Immunregulation<br />
und peripherer Selbsttoleranz beteiligt ist,<br />
könnten sich bestimmte pathologische Konstellationen<br />
durch „zu wenig“Apoptose auszeichnen. Die Störungen<br />
könnten sich auch im Bereich der Regulatormoleküle finden<br />
und eine defekte Signalgebung verursachen. Die Entstehung<br />
von Autoimmunkrankheiten könnte man sich<br />
schließlich folgendermaßen vorstellen. Ständig präsente<br />
Autoantigene bewirken eine permanente Stimulation von<br />
autoreaktiven T-Zellen. Aufgrund der permanenten Stimulation<br />
schalten die T-Zellen den Apoptosesignalweg auf<br />
resistent, können nicht mehr absterben und schädigen den<br />
Organismus durch Sekretion inflammatorischer Zytokine.<br />
Auch die Massenzunahme von Tumoren ist erklärbar als die<br />
Summe von ungesteuertem Wachstum und reduziertem<br />
Zellsterben durch eine verminderte Apoptoserate. Hier<br />
könnten intrazelluläre anti-apoptotische Programme, die<br />
durch genetische Veränderungen aktiviert sind, die Apoptosesensitivität<br />
negativ beeinflussen und bei der Tumorentstehung<br />
und bei der Resistenzentwicklung von Tumoren,<br />
z.B. im Verlauf einer Chemotherapie mitwirken.<br />
„Zuviel“ Apoptose findet sich z.B. bei manchen Erkrankungen<br />
der Leber. Es gibt Hinweise, daß bei der Hepatitis,<br />
spezifische anti-virale T-Zellen die Virus-befallenen<br />
CD95positiven Leberzellen angreifen und durch CD95L abtöten.<br />
Bei der Leberschädigung durch Alkohol findet sich<br />
sogar CD95L -Produktion in CD95positiven Leberzellen<br />
selbst. So läßt sich spekulieren, daß toxische Alkoholabbauprodukte<br />
ein CD95-abhängiges Apoptoseprogramm, das<br />
zur Selbstzerstörung der Leberzellen führt, anschalten.<br />
Abteilung D030<br />
Immungenetik<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
Auch bei AIDS findet sich mit Progression der Erkrankung<br />
eine gesteigerte Apoptose der Lymphozyten. Hier ist die<br />
Frage, ob eine gesteigerte Apoptose neben direktem Virusbefall<br />
eine der Ursachen für die T-Helferzelldepletion ist. Es<br />
gibt Hinweise darauf, daß bei HIV-infizierten Personen die<br />
durch das CD95/CD95L-System vermittelte Apoptose krankhaft<br />
gesteigert ist. Allerdings wurden auch CD95-unabhängige<br />
Mechanismen beschrieben, die zur verstärkten<br />
Apoptose von Lymphozyten bei AIDS beitragen können.<br />
Die Steigerung der CD95-vermittelten Apoptose findet sich<br />
auch in nicht-Virus-infizierten Zellen. Generell ist in HIVinfizierten<br />
Personen sowohl die Expression von CD95 auf<br />
T-Lymphozyten als auch die Produktion von CD95L stark<br />
erhöht. In Modellsystemen mit virusinfizierten T- Lymphozyten<br />
in der Zellkultur konnte gezeigt werden, daß die<br />
Steigerung der CD95-vermittelten Apoptose u.a. durch<br />
eine durch virale Genprodukte erhöhte CD95L-Produktion<br />
zustandekommt. Entscheidend hierfür ist das in virusinfizierten<br />
Zellen produzierte Molekül Tat.<br />
Tat kann von virusinfizierten T-Lymphozyten ausgeschieden<br />
und von nichtinfizierten T-Zellen aufgenommen werden.<br />
Auch in diesen T-Zellen sensibilisiert Tat die CD95vermittelte<br />
Apoptose und könnte so zum Tod und zur<br />
Depletion auch nichtinfizierter aktivierter T-Zellen beitragen.<br />
Ebenfalls verstärkend auf diesen Vorgang wirkt sich<br />
der Effekt eines Proteins der Virushülle, gp120, aus. Gp120<br />
bindet an den CD4 Rezeptor von T-Helferzellen und sensibilisiert<br />
die CD95-vermittelte Apoptose besonders in diesen<br />
Zellen. Das molekulare Verständnis dieser Zusammenhänge<br />
läßt die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze<br />
erhoffen. Noch ist keine direkte, ausreichend erfolgreiche<br />
Therapie zur Eliminierung der infizierenden Viren in Sicht.<br />
Deshalb zielen solche Ansätze darauf, durch Neutralisierung<br />
der Tat- oder gp120-Effekte die CD95-vermittelte Apoptose<br />
auf Normalmaß zu reduzieren. Schließlich scheint das CD95<br />
System auch bei der Entwicklung von Leberschäden und<br />
neurodegenerativen Erkrankungen wie Multipler Sklerose<br />
beteiligt zu sein.<br />
Transkriptionelle Regulation der IL-4<br />
Genexpression in T-Zellen<br />
M. Li-Weber, P.H. Krammer<br />
T-Helfer-Zellen (Th-Tellen) spielen durch die Synthese und<br />
Sekretion von Zytokinen eine Schlüsselrolle in der Immunantwort.<br />
Aufgrund ihres Zytokinprofils und ihrer funktionellen<br />
Eigenschaften unterscheidet man zwei Klassen von<br />
Th-Zellen: Die Th1-Zellen synthetisieren Interleukin-2 (IL-<br />
2), Interferon-γ (IFN-γ) und Tumornekrosefaktor (TNF) und<br />
ermöglichen damit die zellvermittelte Immunantwort. Th2-<br />
Zellen produzieren IL-4, IL-5, IL-6, IL-9, IL-10 sowie IL-13<br />
und unterstützen die humorale Immunantwort. Der Charakter<br />
der Immunantwort wird grundlegend durch das<br />
interschiedliche Zytokinprofil der T-Helfer-Zell-Klassen beeinflußt.<br />
Da die jeweiligen Zytokine, welche während einer Immunantwort<br />
produziert werden, die Rekrutierung und Aktivierung<br />
anderer Immunzellen bestimmen, wurden entscheidende<br />
Fortschritte im Verständnis der Zytokine und<br />
Transkriptionsfaktoern gemacht, welche die Differenzierung<br />
von Th-Vorläuferzellen (Thp) zu reifen Th1 und Th2 Zellen<br />
kontrollieren. Es wurde gezeigt, daß IFN-γ Th1-Differenzierung<br />
über Induktion der IL-12 Produktion aktivierter Makrophagen<br />
und der Expression des IL-12-Rezeptors auf Thp-<br />
Zellen fördert. Jedoch wurden keine Regulations-