MDCK-MRP2 - Dkfz
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Forschungsschwerpunkt F<br />
Infektion und Krebs<br />
len induzieren. IFN-β ist als “immediate-early” Gen für die<br />
autocrine/paracrine Synthese der sog. “delayed interferon<br />
response”, d. h. für die Signalamplifikation und somit für<br />
die eigentliche antivirale und inhibitorische Funktion von<br />
Interferon verantwortlich. Erwähnenswert ist weiterhin,<br />
dass sich alle Zellen, also unabhängig vom in vivo Phänotyp<br />
schützen lassen, wenn IFN-β exogen dazu gegeben wird.<br />
Dies bedeutet, dass bei der malignen Transformation nichttumorigener<br />
Zellen nur die TNF-α-vermittelte, also<br />
“immediate-early” IFN-β Induktion betroffen ist. Die Analyse<br />
einiger an der IFN-β Expression beteiligten Transkriptionsfaktoren<br />
ergab folgendes Bild: während in Westernblotund<br />
“band-shift”-Analysen c-jun/ATF-2, NF-B, IRF-2 und IRF-<br />
3 in Expression und Bindung keine signifikanten Unterschiede<br />
aufzeigten, wurde IRF-1 durch TNF-α nur in nicht-malignen<br />
Zellen induziert. Somit scheint die IRF-1 Expression<br />
als weiterer Faktor bei der Mehr-Stufenkarzinogenese verändert<br />
zu werden [4].<br />
Ad 3) Etablierung von Tiermodellen zur Virusinduzierten<br />
Hautkarzinogenese und Therapie<br />
I. Helfrich, M. Chen, R. Schmidt, J. Nafz, F. Rösl<br />
Kooperationen: H-J. Gröne, Abteilung Zelluläre und molekulare<br />
Pathologie, DKFZ, Eggert Stockfleth, Dermatologie, Charité, Berlin,<br />
G. Fürstenberger, Eicosanoide und Tumorentwicklung, DKFZ,<br />
U. Kloz, Abteilung Genomveränderung und Karzinogenese, DKFZ.<br />
In Gegensatz zur Ätiologie bestimmter Papillomaviren (PV)<br />
bei der Entstehung des Zervixkarzinoms, ist deren Rolle<br />
bei Hauttumoren noch unklar. Um die Funktion individueller<br />
Onkogene bei kutanen PVs zu verstehen, wurden transgene<br />
Mäuse als Modellsytem hergestellt, die das E6 Onkogen<br />
des Mastomys natalensis Papillomavirus (MnPV) (Tan<br />
et al., 1994; Virology 198: 534-541) tragen, eines PV Typs,<br />
welcher in seinem natürlichem Wirt Keratoakanthome und<br />
Basalzellkarzinome induziert. Hier konnten wir erstmals zeigen,<br />
dass E6 tragende Tiere nach Applikation einer Zweistufen-Karzinogenese<br />
(= einmalige DMBA und mehrmalige<br />
TPA Behandlung) zu 100 % Hauttumore entwickeln (im<br />
Gegensatz zu nur 10% in nicht-transgenen Tieren). Dies<br />
zeigt auf, dass die Expression von MnPV E6 die Entstehung<br />
von Hauttumoren favorisiert. Während in nicht-transgenen<br />
Tieren die entstehenden Tumore stets eine Mutation des<br />
H-ras Onkogens an Codon 61 aufwiesen, war dies bei MnPV<br />
E6 transgenen Mäusen nicht der Fall. Dies zeigt auf, dass<br />
MnPV offenkündig ein aktiviertes H-ras Onkogene substituiert.<br />
[5].<br />
In einem weiteren Schwerpunkt geht es um eine systematische<br />
molekularbiologische und immunhistochemische<br />
Analyse der Wirkungsweise sog. „Immune response<br />
modifier“ in einem Tiermodell. Die Behandlung mit dieser<br />
Substanzklasse wird an Hauttumoren durchgeführt, welche<br />
im Kontakt einer natürlich vorkommenden Virus-Wirt-<br />
Interaktion (MnPV in Mastomys natalensis) entstanden sind.<br />
Hintergrund dieser Fragestellung sind organtransplantierte<br />
Patienten, bei denen es aufgrund einer systemischen<br />
Immunsuppression in etwa 40% der Fälle zu malignen Hautveränderungen<br />
wie aktinische Keratosen,<br />
Keratoakanthome, Plattenepithel- sowie Basalzellkarzinome<br />
kommt. Verursacht werden diese Läsionen durch die Aktivierung<br />
latenter humaner Papillomviren, wobei UV<br />
Exposition sowie chemische Karzinogene (z.B. Rauchen)<br />
als Kofaktoren wirken (zur Übersicht, siehe Ulrich et al.,<br />
2002; Der Hautarzt 53: 524-533). Als Therapie wird eine<br />
erst seit 1998 in Deutschland zugelassene Substanz<br />
Abteilung F030<br />
Virale Transformationsmechanismen<br />
(„Imiquimod“) als Creme topisch verabreicht, die lokal das<br />
Immunsystem reaktivert (daher die Bezeichnung „Immune<br />
response modifier“). Die lokale Applikation von Imiquimod<br />
führt in der Regel zu einer kompletten Regression der Läsionen,<br />
ohne dass die generelle Immunsuppression aufgehoben<br />
wird. Ziel unseres Versuchvorhabens liegt darin, dass<br />
wir in Heidelberg eine Mastomys natalensis Tierkolonie besitzen<br />
(wurde bisher von Herrn Prof. Wayß geleitet), welche<br />
latent mit Mn-Papillomviren infiziert sind. Diese Tiere entwickeln<br />
mit zunehmendem Alter ähnliche Hautveränderungen<br />
wie dies bei immunsupprimierten Patienten zu beobachten<br />
ist. Das heißt, man hat hier ein natürlich vorkommendes<br />
Tiermodellsystem in Händen, an dem man die Wirkung dieser<br />
Stoffklasse unter definierten Bedingungen auf die Immunreaktion<br />
in der Haut untersuchen kann. Aus detaillierten<br />
Erkenntnissen über Wirkmechanismen der Tumorentstehung<br />
lassen sich im Umkehrschluß therapeutische Konzepte<br />
verbessern bzw. sogar neu entwickeln.<br />
Ad 4) Die Verwendung von Histondeacetylase-<br />
Inhibitoren als mögliches Therapeutikum HPVpositiver<br />
Läsionen und Tumoren<br />
P. Finzer, H. Karaduman, F. Rösl<br />
Kooperationen: „Triple Crown Inc.“ USA; P. H. Krammer, DKFZ.<br />
Die Modulation der Histonacetylierung ist ein integraler Bestandteil<br />
von übergeordneten regulatorischen Prozessen,<br />
welche die nukleosomale Organisation der zellulären DNA<br />
kontrollieren. Veränderungen in der Chromatinarchitektur<br />
wird durch ein Zusammenspiel von Histonacetylasen (= HAT)<br />
and -deacetylasen (= HDAC) koordiniert. Um die<br />
molekularen Effekte dieser Prozesse im Kontext der HPVinduzierten<br />
Karzinogenese näher zu untersuchen, wurde<br />
die Wirkung von HDAC Inhibitoren analysiert. Im Rahmen<br />
dieser Untersuchungen konnten wir zeigen, dass viruspositive<br />
Zellen, trotz weiterlaufender Expression der<br />
Onkoproteine E6/E7 in der G1 Phase arretiert werden.<br />
Dieser Effekt war begleitet von einer signifikanten Induktion<br />
der Cyclin-abhängigen Kinase Inhibitoren (CKIs) p21 und<br />
p27. Während beide CKIs ihre inhibitorische Funktion auf<br />
die Cyclin-abhängige Kinase 2 (cdk2) in Anwesenheit von<br />
E7 normalerweise nicht mehr ausüben können, zeigten<br />
unsere Experimente, dass mit derselben Kinetik wie p21<br />
und p27 mit dem Cyclin-cdk2 Komplex assoziierten, E7 von<br />
der Bindung ausgeschlossen wird. Histon H1-Funktionsassays<br />
machten deutlich, dass der Ausschluss von E7 zeitlich exakt<br />
mit der Inaktivierung der Cyclin-abhängigen Kinase 2<br />
(cdk2) koinzidierte. Dieser Befund hat wichtige Implikationen<br />
hinsichtlich der Reversibilität des transformierenden Potentials<br />
sog. “high-risk” HPV Typen. Darüber hinaus führte<br />
die Inhibition der Histondeacetylase-Aktivität zu einer<br />
Degradation von pRb, während die Menge des<br />
Transkriptionsfaktors E2F unbeeinflusst blieb. Die Anwesenheit<br />
von “freiem” intrazellulären E2F bei gleichzeitigem<br />
G1 Arrest führt offenkundig zur klassischen “Konfliktsituation”<br />
wodurch Apoptose durch E2F abhängige Induktion<br />
von p73 ausgelöst wird. Somit ist es möglich mit dem<br />
Wachstum HPV-positiver Zellen zu interferieren, ohne dabei<br />
die viralen Genexpression zu unterbinden. Aufgrund<br />
der geringen Toxizität von HDAC Inhibitoren auf primäre<br />
Keratinozyten sowie die Möglichkeit das virale Transformationsprogramm<br />
komplett zu umgehen, könnte sich diese<br />
Stoffklasse für die therapeutische Anwendung als geeignet<br />
erweisen [6-8].<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
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