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MDCK-MRP2 - Dkfz

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42<br />

Forschungsschwerpunkt A<br />

Zell- und Tumorbiologie<br />

Strukturdeterminanten von Proteinen<br />

J. Reed, D. Mihailescu, K. Gehenn, K. Weise<br />

In Zusammenarbeit mit: Prof. J.C. Smith (Universität Heidelberg),<br />

Prof. D. Langosch (Technische Universität München)<br />

Zusatzfinanzierung: HGF Strategiefond, VW-Stiftung<br />

In jüngster Zeit wurde immer deutlicher, daß in einer Reihe<br />

von Fällen Domänen eines Proteins, die für eine bestimmte<br />

Funktion verantwortlich sind, in isolierter Form -<br />

ohne den Kontext der nativen Proteinmatrix - sowohl ihre<br />

Struktur als auch ihre Funktion bewahren. Dies erleichtert<br />

Untersuchungen von Struktur / Funktionsbeziehungen bei<br />

solchen Domänen ganz erheblich, weswegen solche Studien<br />

heute in der medizinischen Grundlagenforschung sowie<br />

bei der gezielten Entwicklung von Medikamenten üblich<br />

sind. Diese Gruppe benützt biophysikalische Techniken wie<br />

Cirkulardichroismus- (CD) und magnetische Kernresonanzspektroskopie<br />

(NMR) in Verbindung mit computergestützter<br />

Molekülmodellierung zur Analyse kritscher Kontrollaspekte<br />

bei Proteindomänen von medizinischem Interesse -<br />

zum einen, was Liganden-Rezeptor Wechselwirkungen im<br />

allgemeinen betrifft, zum anderen, wie posttranslationale<br />

Strukturveränderungen die biologische Aktivität beeinflussen.<br />

Der Konformations-Schalter im HIV1 Hüllprotein<br />

Der Befund dieser Gruppe, daß die CD4 Bindungsdomäne<br />

des Glykoproteins gp120 von HIV1 einen konservierten<br />

Konformations-Schalter enthält, d.h. einen Abschnitt, der<br />

eine kooperativen Umfaltung von einer β-Struktur zu einer<br />

3 Helix bei Membranbindung erfährt, ermöglichte zwei<br />

10<br />

Ansätze für eine neue Form anti-viraler Therapie. Beide<br />

zielen auf die Blockade des initialen Infektionsschrittes, der<br />

Bindung des Virus an den CD4 Rezeptor von Wirtszellen.<br />

Die Tatsache, daß die kooperative Umfaltung der Schalterdomäne<br />

absolut nötig ist zur Bindung an CD4, führte<br />

zur Suche nach Verbindungen, die diese Kooperativität<br />

hemmen. Die Suche war erfolgreich. Diese Substanzen<br />

verhindern in der Tat die Rezeptorbindung des gp120 Fragments<br />

an CD4 exprimierende Zellen. Im Zuge der Verfeinerung<br />

mit Hilfe von QSAR und Molekülmodellierung wurden<br />

Faltungs-Hemmer hergestellt mit einer ID im niedri-<br />

50<br />

gen nanomolaren Bereich, die auch nicht toxisch waren in<br />

Zellkulturen. An diesem Punkt schien das Projekt reif für<br />

eine industrielle Weiterentwicklung, die mit einer Steinbeis<br />

GMBH eingeleitet wurde (Transferzentrum für angewandte<br />

Biologische Chemie und Transferzentrum Glykoconjugate).<br />

Das hohe Maß der Konservierung der Faltungseigenschaften<br />

der CD4 Bindungsstelle von gp120 - trotz einer erheblicher<br />

Sequenzvariabilität - eröffnet zusätzlich einen neuen<br />

immunologischen Ansatz. Die Strategie besteht in der präzisen<br />

Bestimmung des Peptid-Rückgrats dieser Domäne in<br />

freier, d.h. nicht an CD4 gebundener Form. Da die Strukturbestimmung<br />

durch 1H-NMR infolge ausgeprägter Aggregatbildung<br />

nicht möglich war, wurde eine neue Strategie verfolgt,<br />

bei der die NMR-Peptidstruktur in drei unterschiedlichen<br />

organischen Lösungsmitteln unterschiedlicher Polarität<br />

bestimmt wurde. Diese Strukturen dienten dann als<br />

Grundlage für ein dynamisches Peptidmodelling in einer virtuellen<br />

Wasserbox. Im Falle sehr ähnlicher Strukturen, war<br />

davon auszugehen, dass diese Struktur energetisch günstig<br />

ist und demzufolge die aktuelle Peptidkonformation<br />

darstellt. Diese Arbeit war erfolgreich [13,14] und die so<br />

definierte Struktur des Peptidrückgrades wurde zur Analyse<br />

von Sequenzen aus 19 verschiedenen HIV1 Stämmen<br />

Abteilung A060<br />

Pathochemie<br />

DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />

(8 aus Gruppe M und 1 aus Gruppe O) herangezogen. Die<br />

Oberflächenladung in der jeweiligen Lösung für jede<br />

Peptidkonformation sowie die Werte für Hydrophobizität/<br />

Hydrophilität wurden bestimmt. Die Oberflächen-Ladungsverteilung<br />

für die verschiedenen HIV1 Stämme zeigten sich<br />

signifikant verschieden, ein einsichtiger Grund, warum<br />

Stamm-unabhängige Immunantwort schwierig auszulösen<br />

ist. Im Gegensatz zur Sequenz Variabilität blieb das Hydrophobizität/Hydrophilitäts-Profil<br />

relativ unverändert.<br />

Der vermutete pharmakophore footprint wurde durch Konstruktion<br />

von Durchschnittswerten aus Ladungsverteilungen<br />

an der Peptidoberfläche untersucht. Hierbei entfielen Unterschiede<br />

innerhalb von HIV1 Stämmen, während konservierte<br />

Merkmale erhalten blieben. Die Resultate zeigten,<br />

dass die scheinbaren Unterschiede eine innewohnende<br />

Identität verdecken. Die Kombination von konstanter<br />

Oberflächenladungsprofilen mit Hydrophobizität/Hydrophilitäts-Profilen<br />

als Eigenschaft aller Stämme resultierte in der<br />

Etablierung des konservierten pharmakophoren footprints<br />

[15]. Dieses Ergebnis soll als Vorlage zur entsprechenden<br />

Antigengewinnung genutzt werden, die möglicherweise<br />

in eine erfolgreiche Stimulation von auf breiter Basis neutralisierender<br />

Immunantwort mündet.<br />

Fusionsfördernde Peptide<br />

Die Fusion von biologischen Membranen ist essentiell bei<br />

zahlreichen zellulären Prozessen und unterliegt vielen mikrobiellen<br />

Infektionen. Meist wird sie in gezielter Weise durch<br />

einen Satz spezialisierter Peptide induziert. Es wäre medizinisch<br />

nützlich, diesen Vorgang kontrollieren zu können,<br />

doch ist nicht bekannt, wie fusionsfördernde Peptide arbeiten.<br />

In einem von der VW Stiftung geförderten Projekt<br />

versuchen wir herauszufinden, welche Eigenschaften dieser<br />

ziemlich kurzen Peptide für die Fusion verantwortlich sind.<br />

Frühere Arbeiten zeigten, dass die Fusionsfähigkeit der<br />

Fusionspeptide aus Synaptobrevin II and Syntaxin 1A von<br />

der Konformationsflexibilität und seiner Bindungs-abhängigen<br />

Faltung abhängt. Wir haben auf dieser Grundlage versucht,<br />

rein synthetische Fusionspeptide zu entwerfen. Eine<br />

Familie von Peptiden mit α-helikalen und β-Faltblatt fördernden<br />

Resten (Leucin und Valin), entweder alternierend<br />

oder als Homopolymere, wurde entwickelt. Jede davon<br />

enthält drei N-terminale und drei C-terminale Lysinreste zur<br />

Förderung der Löslichkeit und einen Tryptophanrest für<br />

die rasche Proteinbestimmung. Das Fusionsverhalten dieser<br />

Peptide wurde in der Arbeitsgruppe Prof. Langosch und<br />

die Korrelation des Fusionsverhaltens mit den jeweiligen<br />

Peptidstruktur mittels CD Spektroskopie wurde von uns<br />

untersucht. Initiale Ergebnisse zeigen, dass in diesen synthetischen<br />

Peptiden die Fusionseigenschaft unabhängig von<br />

Selbst-Assoziationen sind. Andererseits ergibt sich eine<br />

strenge Korrelation zwischen Konformationsflexibilität und<br />

der Fähigkeit mit Membranen zu fusionieren. Die Untersuchungen<br />

werden mit Peptidvarianten (Prolin- und/oder<br />

Glycinreste werden eingeführt) zur Verbesserung der Präsentation<br />

fortgesetzt.<br />

Peptidsequenzen mit Schaltereigenschaften<br />

Obwohl der β → α Konformationsschalter zuerst in gp120<br />

aus HIV1 entdeckt wurde, zeigten Folgeuntersuchungen,<br />

dass Polaritäts-abhängige Konformationsschalter dieses Typs<br />

weitverbreitete Motive in Proteinen sind. Während der<br />

Arbeiten an gp120 konnte ein großer Teil des Mechanismus<br />

der kooperativen Rückfaltung erlernt und einige wesentliche<br />

Komponenten solcher Sequenzen identifiziert<br />

werden. Diese beinhalten a) eine N-terminale Tetrade,

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