MDCK-MRP2 - Dkfz
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18<br />
Forschungsschwerpunkt A<br />
Zell- und Tumorbiologie<br />
dieser spezifischen Doppellokalisation für die Regulation des<br />
Differenzierungsgeschehens gilt es nun aufzuklären.<br />
I. Organisationsfaktoren und strukturbestimmende<br />
Prinzipien zellulärer Filamentsysteme<br />
Im jetzigen Zeitraum wurden in der Ermittlung der Molekülstruktur<br />
von Intermediärfilament-Proteinen und der Auswirkung<br />
von Punkt-Mutationen einzelner IF-Proteine auf<br />
das Filament-Assembly entscheidende Fortschritte gemacht<br />
[12, 17, 20, 53]. Weiterhin ergaben sich neue Hinweise<br />
auf die Bedeutung assoziierter Proteine für die Integration<br />
von IFs ins Cytoskelett, insbesondere für die Lamine. Es<br />
konnte gezeigt werden, dass Mutationen im Lamin-B-Rezeptor<br />
zur schweren erblichen Krankheiten führen, die mit<br />
Fehlorganisationen des Chromatins einhergeben [10, 25,<br />
46, 51]. Zur weiteren Charakterisierung der Interphase-<br />
Chromosomen wurde der Interchromatin-Raum mit Hilfe<br />
von mikroinjizierten, fluoreszenzmarkierten Dextran-Partikeln<br />
in lebenden Zellen untersucht [16]. Der Einfluss von<br />
Protein-Phosphorylierungsreaktionen auf die Dynamik von<br />
Zell-Strukturelementen wurde schließlich anhand des<br />
Vimentin-Nestin-Systems demonstriert [7]. Diese Ergebnisse<br />
wurden in mehreren Übersichtsartikeln zusammengefasst<br />
und im Zusammenhang diskutiert [19, 21, 22, 30,<br />
54].<br />
II. Keratin-Intermediärfilamente und keratinassoziierte<br />
Proteine - Expression und Funktion<br />
in speziellen epithelialen Bereichen<br />
Die Proteine der Intermediärfilamente werden von einer<br />
großen Multigen-Familie mit mehr als 60 Mitgliedern gebildet<br />
und in mehrere Unterfamilien unterteilt. Sie bilden ein<br />
filamentöses Netzwerk im Cytoplasma (IF-Cytoskelett) und<br />
sind so wesentlich am Aufbau und der Erhaltung der<br />
Zellform, der zellulären Stabilität und damit auch des<br />
Gewebeverbandes beteiligt. Ihr Vorkommen kennzeichnet<br />
in charakteristischer Weise bestimmte Zelltypen: z.B.<br />
Vimentin mesenchymale Zellen, Desmin Muskelzellen, Gliaund<br />
Neurofilamente Gliazellen bzw. Nervenzellen. Die größte<br />
Unterfamilie bilden die Keratine, die in die Typ I (saure)<br />
und Typ II (basische) Keratine unterteilt werden. Die Keratin-Familie<br />
umfasst beim Menschen bis heute bekanntermaßen<br />
mehr als 40 funktionelle Gene, zu denen die<br />
Cytokeratine (epitheliale Keratine) und die Haarkeratine<br />
(“harte” Keratine) gehören. Während die Cytokeratine<br />
cytoskelettale Komponenten der Keratinocyten und anderer<br />
epithelialer Zellen sind, finden sich die Haarkeratine<br />
vorwiegend in den Trichocyten des haarbildenden<br />
Kompartiments. Somit sind Keratine typische Strukturproteine<br />
aller epithelialer Zellen. Ihr Expressionsmuster kennzeichnet<br />
aber nicht nur die epitheliale Herkunft der Zellen,<br />
sondern auch ihren Differenzierungszustand. Diese Eigenschaft<br />
macht sie als “Marker”-Proteine in der Tumordiagnostik,<br />
insbesondere für Carcinome, heute unentbehrlich<br />
([32, 42]; s. a. Kap. V.).<br />
In den vergangenen Jahren konnten wir die Expression<br />
der menschlichen Typ I- (9 Gene; hHa1-hHa8, incl. zweier<br />
Isoformen) und der Typ II- (6 Gene; hHb1-hHb6) Haarkeratine<br />
aufklären. In umfangreichen Gen-Expressionsstudien<br />
zeigten wir mittels in situ Hybridisierung und<br />
Immunhistochemie (gegen alle Haarkeratine wurden spezifische<br />
Antiseren hergestellt), dass die Haarkeratine - wie<br />
die Cytokeratine - in einer differentiellen Abfolge z.T. in<br />
bestimmten Strukturen (z.B. die Haar-Cuticula) gebildet<br />
werden. Diese Expressionsstudien wurden auf Haarfollikel<br />
in vitro [56] erweitert und die Filamentbildung in vitro [28]<br />
Abteilung A010<br />
Zellbiologie<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
untersucht. Ferner wurden Arbeiten zur Genregulation der<br />
Haarkeratine über den Transkriptionsfaktor HoxC13 [31]<br />
und über den Einfluß von Androgenen begonnen [66].<br />
Eine weitere detaillierte Studie befasst sich mit den<br />
Expressionsmustern der Haarkeratine im Nagel, wodurch<br />
die verschiedenen Differenzierungsbereiche des Nagels<br />
erstmals molekularbiologisch charakterisiert werden konnten<br />
(Perrin et al., Manuskript im Druck).<br />
Innerhalb unserer Studien wurden weitere neue Cytokeratine<br />
entdeckt: K6irs1, K6irs 2, K6irs3 und K6irs4. Wir konnten<br />
zeigen, dass ihre Synthese auf eine genau definierte<br />
Struktur des Haarfollikels beschränkt ist, die innere Wurzelscheide<br />
(IRS). K6irs1 wird in allen Bereichen der IRS, der<br />
Henle- wie der Huxley-Schicht und der IRS-Cuticula synthetisiert.<br />
K6irs2 und K6irs3 werden in sequentieller Abfolge<br />
speziell in der IRS-Cuticula gebildet, während K6irs4 auf<br />
die Huxley-Schicht beschränkt ist [39, 41]. K6irs 4 ist auch<br />
in spezialisierten Zellen (“Flügelzellen”) nachweisbar, die die<br />
Henle-Schicht durchdringen und mit diesem Marker eindeutig<br />
als Huxley-Zellen identifizierbar sind. Ferner konnte<br />
das vor einiger Zeit von uns entdeckte Cytokeratin K6hf,<br />
das den sog. Companion Layer des Haarfollikels charakterisiert,<br />
auch in der Haar-Medulla nachgewiesen werden [58].<br />
Dies ist somit die erste Struktur des Haarfollikels, in der<br />
sowohl Haarkeratine als auch Cytokeratine nebeneinander<br />
vorkommen.<br />
Die Arbeiten wurden erweitert, indem auch die Mitglieder<br />
der großen Genfamilie der Keratin-assoziierten Proteine<br />
(KAPs) einbezogen und deren Expressionsmuster dargestellt<br />
wurde [47-50, 68]. KAPs vernetzen die Keratinfilamente<br />
zu einer sehr festen Struktur, wie sie besonders<br />
im Haar auftritt.<br />
Die Arbeiten zur Synthese der Haarkeratine und die neu<br />
entdeckten Cytokeratine im Haarfollikel sind Grundlagen<br />
für Untersuchungen an Tumoren und anderer, genetisch<br />
bedingter Krankheiten des haarbildenden Systems ([5, 61,<br />
71]; s. a. Kap. V.).<br />
III. Tight Junctions und Tight Junction-verwandte<br />
Strukturen als wesentliche Zell-Zell-<br />
Verbindungsstrukturen des epithelialen<br />
Barriere-Systems<br />
“Tight Junctions” (TJ) sind der wesentliche Bestandteil des<br />
epithelialen Barrieresystems und dienen der Abgrenzung<br />
innerer Körperhohlräume gegen ihre entsprechenden äußeren<br />
Bereiche und somit gegen die freie Diffusion von<br />
Stoffen. Das Vorkommen von Tight Junction-Strukturen,<br />
einschließlich von Zonula occludentes in stratifizierten<br />
verhornten und nicht-verhornten Epithelien, wird seit langer<br />
Zeit kontrovers diskutiert und ihre Existenz bisher zweifelsfrei<br />
nur für polare (einschichtige) Epithelien akzeptiert.<br />
Erste, unerwartete Anhaltspunkte für das Vorkommen<br />
solcher Strukturen in geschichteten Epithelien veranlassten<br />
uns, eine Vielzahl dieser Epithelien verschiedener Spezies<br />
sowie daraus abgeleiteter Zellkulturen systematisch zu<br />
untersuchen. Dabei wurden vor allem die Elektronenmikroskopie<br />
und die Immuncytochemie, sowohl auf licht- als auch<br />
auf elektronenoptischer Ebene, eingesetzt. Der Schwerpunkt<br />
lag hierbei auf den TJ-Proteinen Occludin, verschiedenen<br />
Claudinen, Cingulin, ZO-1 und Symplekin [3, 38,<br />
40]. Völlig unerwartet fanden sich, vor allem in den oberen<br />
Schichten stratifizierter Epithelien, neben den “klassischen”<br />
TJ-Protein positiven Strukturen, den “membrane<br />
kisses”, eine Reihe neuer und in Größe sowie Struktur verschiedener<br />
TJ-verwandter Strukturen: (a) “Lamellated TJs”