MDCK-MRP2 - Dkfz
MDCK-MRP2 - Dkfz
MDCK-MRP2 - Dkfz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Forschungsschwerpunkt E<br />
Innovative Krebsdiagnostik und -therapie<br />
Das Ziel der Arbeitsgruppe “Biologische Modelle” ist es, die<br />
Antwort von Tumoren und Normalgeweben auf Strahlentherapie<br />
zu modellieren und Volumeneffekte und Dosis/<br />
Volumen-Wirkungskurven zu quantifizieren. Eine weitere<br />
wichtige Aufgabe besteht darin, durch Vergleiche von<br />
Modellvorhersagen mit klinischen und experimentellen Daten<br />
die Bedeutung biologischer Modelle für die Bestrahlungsplanung<br />
zu untersuchen. Um diesen Zielen näher zu<br />
kommen, werden sowohl statistische und analytische Modelle<br />
als auch Modelle auf zellulärer Ebene untersucht.<br />
In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe “Radiobiologie”<br />
der “Klinischen Kooperationseinheit Strahlentherapeutische<br />
Onkologie” wurde ein seit 1998 erarbeitetes radiobiologisches<br />
Modell verfeinert, das Tumorwachstum, Tumorangiogenese<br />
und Tumorantwort auf Strahlentherapie auf<br />
zellulärer Ebene beschreibt [1-4]. Dieser Ansatz, in dem<br />
jede einzelne Tumorzelle und jede einzelne Kapillarzelle<br />
berücksichtigt werden, erlaubt eine realistischere Modellierung<br />
des Tumorverhaltens als bisherige Modelle. Das Tumorwachstum<br />
wird durch die Dauer der Zellzyklusphasen,<br />
die Wachstumsfraktion, das Apoptosevermögen, die<br />
Blutgefäßdichte des umliegenden Normalgewebes und den<br />
Grad der Tumorangiogenese bestimmt. Die Tumorantwort<br />
auf Strahlentherapie hängt ab von den Strahlenempfindlichkeiten<br />
des linear-quadratischen Modells und dem Reparaturvermögen<br />
des Tumors. Computersimulationen werden<br />
auf einem 3D kubischen Gitter durchgeführt, ausgehend<br />
von einer einzelnen Tumorzelle. Zufällige Prozesse,<br />
wie Zellverschiebungen nach Zellteilung oder DNA-Schäden<br />
nach Bestrahlung, werden durch Monte-Carlo Methoden<br />
simuliert. Das Modell erlaubt die Simulation wichtiger<br />
zeitabhängiger Effekte in der Strahlentherapie, wie der<br />
Repopulation, der Reparatur und Reoxigenierung.<br />
Mit Hilfe dieses Modells wurden Computersimulationen<br />
durchgeführt, die eine quantitative Abschätzung der<br />
Tumorantwort auf Strahlentherapie liefern. Drei Aspekte,<br />
die in der Strahlentherapie von besonderer Bedeutung sind,<br />
bildeten im Berichtszeitraum den Schwerpunkt der Untersuchungen.<br />
Eine Reihe klinischer Studien haben in den<br />
letzen Jahren die Bedeutung der Sauerstoffverteilung im<br />
Tumor für den Erfolg der Strahlentherapie verdeutlicht.<br />
Um zu klären, unter welchen Bedingungen Tumorangiogenese<br />
und die daraus resultierende höhere Sauerstoffkonzentration<br />
die Tumorkontrolle erschwert, wurden Strahlentherapien<br />
für Tumoren mit unterschiedlichem Grad an<br />
Tumorangiogenese simuliert (siehe Abb. 1-3). Um einen<br />
sinnvollen Kompromiss zwischen Tumorkontrolle und<br />
Normalgewebskomplikationen zu erhalten, wird in der Strahlentherapie<br />
die Gesamtdosis meist fraktioniert über einen<br />
Zeitraum von mehreren Wochen appliziert. Die Simulation<br />
unterschiedlicher Fraktionierungsschemata sollte klären,<br />
welche Tumoren überhaupt von neueren (aufwändigeren)<br />
beschleunigten Fraktionierungen profitieren (vgl. Tab. 1).<br />
Ein großes Problem stellt in der konformalen Strahlenthe-<br />
α = 0.35 Gy-1 konventionelle akzellerierte<br />
α/β = 10 Gy Fraktionierung Fraktionierung<br />
Dosis D [Gy] Dosis D [Gy]<br />
T = 2d pot 82.9 ± 6.1 70.8 ± 3.5<br />
T = 5d pot 72.2 ± 5.0 69.7 ± 5.8<br />
Tab. 1: Abhängigkeit der zur Tumorkontrolle benötigten Gesamtstrahlendosis<br />
in Abhängigkeit von Tumorzellkinetik und Fraktionierungsschema.<br />
Schnell-proliferierende Tumoren, wie z.B. Kopf-<br />
Hals Tumoren, profitieren mehr von einer akzellerierten Therapie<br />
als langsam proliferierende.<br />
Abteilung E040<br />
Medizinische Physik in der Strahlentherapie<br />
rapie die Bewegung von Tumoren sowohl während einer<br />
Fraktion als auch zwischen mehreren Fraktionen dar. In<br />
mehreren Studien wurde der Zusammenhang zwischen<br />
Tumorbewegung und der für die Tumorkontrolle benötigten<br />
Gesamtstrahlendosis abgeschätzt. Für die Tumorbewegung<br />
wurden dabei Werte angenommen, wie sie für<br />
Prostatatumoren typisch sind. In Zusammenarbeit mit der<br />
Arbeitsgruppe „Radiobiologie“ wurden Simulationsergebnisse<br />
von ungestörtem Tumorwachstum und von unterschiedlich<br />
fraktionierten Bestrahlungen mit experimentell<br />
beobachteten Daten von Copenhagenratten mit Dunning<br />
R3327 Prostatatumoren verglichen.<br />
Abb 1: Schnitte durch einen Tumor mit 8 Mio. Zellen. Die Simulation<br />
von Tumorproliferation erfolgte mit einer Zellzykluszeit T =5d, C<br />
einer Wachstumsfraktion von 100%, ohne Apoptose und ohne<br />
Angiogenese. Es gibt nekrotische Zentren im Tumorinneren<br />
(schwarz). Der Anteil oxischer Zellen (blau) ist 56%. Ca. 16%<br />
der Tumorzellen sind hypoxisch (grün). Kapillarzellen (rot) wurden<br />
vom Tumor verdrängt.<br />
Abb 2: Schnitte durch einen Tumor mit 8 Mio. Zellen, der mit denselben<br />
zellkinetischen Parametern simuliert wurde, wie der Tumor<br />
in Abb. 1, aber mit Angiogenese. Es gibt kaum Nekrose, weniger<br />
hypoxische Areale, und die oxische Fraktion beträgt 84%.<br />
Angiogenese wurde von hypoxischen Arealen der Größe 50 oder<br />
mehr hypoxischen Zellen induziert.<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003<br />
299