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369 Der Sinn für das Wunderbare.<br />

daher gern jeden auffallenden V<strong>org</strong>ang durch den Willen eines<br />

ihm ähnlichen lebenden Wesens. Seine geringe Fähigkeit seine<br />

Gedanken, Stimmungen, ja sogar seine Träume von den Wahrnehmungen<br />

scharf zu scheiden, führt ihn dazu, die im Traume erscheinenden<br />

Bilder abwesender oder verstorbener Genossen, selbst<br />

verlorener oder zu Grunde gegangener Gegenstände für wirkliche<br />

schattenhafte Wesen, für Seelen zu halten. Aus dem hierauf<br />

sich gründenden Todtencultus entwickelt sich der Cultus von<br />

Dämonen, Nationalgöttern u. s. w. Der Gedanke des Opfers.^<br />

welcher in den modernen Religionen schon ganz unverständlich<br />

ist, wird begreiflich durch die continuirliche Entwicklung aus dem<br />

rührenden Todtenopfer. Dem Todten gab man gern die Gegenstände<br />

mit, welche sein Schatten im Traum begehrte, damit er<br />

sich an deren Schatten erfreue. Diese Neigung, alles als uns<br />

gleichartig, belebt, beseelt zu betrachten, überträgt sich auf dem<br />

angedeuteten Wege auch auf jeden nützlichen oder schädlichen<br />

Gegenstand, und führt zum Fetischismus. Ein Zug von Fetischismus<br />

reicht selbst bis in die Theorien der Physik. So lange<br />

wir die Wärme, die Elektricität, den Magnetismus als geheimnissvolle<br />

ungreifbare Wesen betrachten, welche in den Körpern<br />

sitzen, und ihnen die bekannten wunderbaren Eigenschaften ertheilen,<br />

stehen wir noch auf dem Standpunkt des Fetischismus.<br />

Allerdings schreiben wir diesen Wesen schon einen festern Charakter<br />

zu, und denken nicht mehr an ein so launenhaftes Verhalten,<br />

wie es bei lebenden Wesen für möglich gehalten wird.<br />

Aber erst wenn die genaue Erforschung der Bedingungen einer<br />

Erscheinung auf Grund von Maassbegriffen an die Stelle dieser<br />

Vorstellungen tritt, wird der bezeichnete Standpunkt ganz verlassen.<br />

Die geringe Scheidung der eigenen Oedanken und Stimmungen<br />

von den Thatsachen der Wahrnehmung die selbst in<br />

wissenschaftlichen Theorien der Gegenwart noch merklich ist,<br />

spielt in der Weltauffassung jugendlicher Individuen und Völker<br />

eine maassgebende Rolle. Was in irgend einer Weise ähnlich<br />

erscheint, wird für verwandt und auch in der Natur xusammenhängend<br />

gehalten. Pflanzen, die irgend eine Formähnlichkeit<br />

mit einem Körpertheil des Menschen haben, gelten als Medicin<br />

für ein örtliches Leiden. Das Herz des Löwen stärkt den Muth,<br />

der Penis des Esels heilt die Impotenz u. s. w. Die altägyp-<br />

Mach, Wärme. 24<br />

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