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412 Die Spraclie.<br />

A n die Thätigkeiten der g e m e i n s a m e n Wirthschaft knüpft<br />

also die Sprachentwicklung an. I n d e m Maasse, als sich jene<br />

vervollkommt, wächst auch diese. E s soll nicht in A b r e d e gestellt<br />

werden, dass auf höherer Entwicklungsstufe auch V<strong>org</strong>änge<br />

u n d Objekte v o n geringerer "Wichtigkeit die sprachliche Bezeichn<br />

u n g auslössen, wie wir z. B. in der Familie oft ein zufälliges<br />

W i t z w o r t die Rolle eines bleibenden Zeichens a n n e h m e n sehen,<br />

allein hierzu m u s s der W e r t h u n d die B e d e u t u n g der Sprache<br />

durch den Gebrauch schon geläufig sein, hierzu gehört eine<br />

Freiheit, eine Entlastung v o n d e m Drückendsten, welche iu den<br />

Kulturanfängen gewiss fehlt.^)<br />

5. Der H a u p t w e r t h der Sprache liegt in der Vermittlung der<br />

OiQdidinkQnübertragiing. D a d u r c h aber, dass die Sprache uns<br />

nöthigt, das N e u e durch Bekanntes darzustellen, also das N e u e<br />

mit d e m Alten vergleichend zu analysiren, gewinnt nicht n u r<br />

der Angesprochene, sondern auch der Sprechende. Ein Gedanke<br />

klärt sich oft dadurch, dass m a n sich in der Phantasie in die<br />

Lage versetzt, denselben einem A n d e r n mitzutheilen. Die Sprache<br />

hat auch hohen W e r t h für das einsame Denken. Die sinnlichen<br />

E l e m e n t e gehen in die verschiedensten Combinationen ein, u n d<br />

haben in diesen das mannigfaltigste Interesse. D a s Wort fasst<br />

alles das z u s a m m e n , w a s für eine Interesserichtung wichtig ist,<br />

u n d zieht alle zusammengehörigen anschaulichen Vorstellungen<br />

wie an einem F a d e n hervor. M e r k w ü r d i g ist, dass wir die<br />

W o r t s y m b o l e auch richtig v e r w e n d e n k ö n n e n , ohne dass die<br />

symbolisirten anschaulichen Vorstellungen alle z u m klaren Be-<br />

Avusstsein k o m m e n , ähnlich wie wir richtig lesen, ohne die B u c h -<br />

staben einzeln zu betrachten. So v e r m u t h e n wir z. B. kein<br />

Portrait in einer M a p p e mit der Aufschrift: Landschaften, auch<br />

w e n n u n s der Inhalt derselben gar nicht geläufig ist.<br />

Die noch i m m e r auftauchende Ansicht, dass die Sprache für<br />

jedes D e n k e n unerlässlich sei, m u s s ich für eine Uebertreibung<br />

halten. Schon L o c k e hat dies erkannt, u n d auch dargelegt, dass<br />

die Sprache, i n d e m sie die G e d a n k e n fast niemals genau deckt,<br />

d e m D e n k e n sogar auch nachtheilig w e r d e n kann. D a s anschauliche<br />

D e n k e n , welches sich ausschliesslich in Association u n d<br />

Vergleichung der anschaulichen Vorstellungen, Erkenntniss der<br />

1) Vgl. Marty, Ursprung der Sprache. Würzburg 1875.<br />

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