06.10.2013 Aufrufe

http://rcin.org.pl

http://rcin.org.pl

http://rcin.org.pl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Sprache. 409<br />

3. Man traut den Thieren nicht die intellektuelle Fähigkeit zu,<br />

welche zur Sprachbildung nöthig ist. Dieselbe soll erst beim<br />

Menschen sich einfinden. Findet sie sich aber beim Menschen<br />

durch ein <strong>pl</strong>ötzliches Wunder ein, oder in allmäligem Entwicklungsübergang?<br />

Ist letztere Annahme zutreffend, die heute wohl<br />

v<strong>org</strong>ezogen werden wird, dann müssen die Keime der menschlichen<br />

Intelligenz auch schon beim Thiere vorhanden sein. Man<br />

bedenke, dass ein blosser Gradunterschied alles erklärt. Ein<br />

Mensch, dessen Arbeitskraft nur etwas mehr leistet, als seinem<br />

Verbrauch entspricht, hat Aussicht, in immer bessere Verhältnisse<br />

zu kommen, während er bei einem minimalen Unterschied in<br />

entgegengesetztem Sinne fast sicher verkommt. So wird auch<br />

eine Thierspecies oder ein Menschenstamm, dessen Intelligenzvariationen<br />

einen so kleinen Spielraum haben, dass sie nach oben<br />

ein bestimmtes Niveau nicht überschreiten, keiner Weiterentwicklung<br />

fähig sein, während eine minimale mittlere Intelligenzerhebung,<br />

deren Wirkung in den folgenden Generationen nicht<br />

wieder ganz verschwinden kann, die weitere Entwicklung sichert.<br />

Die Unterschätzimg der Intelligenz der Thiere war durch<br />

Jahrhunderte conventioneil. Jetzt treffen wir im Gegentheil<br />

nicht selten eine ebenso unberechtigte naive Ueberschätzung der<br />

Intelligenz derselben. Ich selbst habe vor Ueberschätzung der<br />

Intelligenz niederer Thiere gewarnt.i) Eine hohe Entwicklung<br />

derselben ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil sie in den<br />

betreffenden einfachen Lebensverhältnissen unnöthig und nutzlos<br />

ist. Ich hatte beobachtet, wie maschinenmässig Käferchen an<br />

einem Halm immer bergan kriechen, so oft man denselben auch<br />

umdreht, wie andere Insekten ganz mechanisch dem Licht zufliegen<br />

u. s. w. Seither sind die wunderbaren und lehrreichen<br />

Versuche von J. Loeb über ,,Heliotropismus" und „Geotropismus"<br />

u. s. w. der Thiere erschienen, welche die Mechanik der<br />

niederen Organismen in hohem Grad aufklären. Aber Sir John<br />

Lubbock, welcher die Illusionen über die Intelligenz der<br />

Bienen und Ameisen in so dankenswerther Weise auf Grund<br />

zahlreicher exakter Experimente vernichtet hat, scheint mir doch<br />

auf die D arwin'sche Theorie genügendes Gewicht haben. Das Experiment<br />

wäre dem obigen mit den Tauben verwandt.<br />

Beiträge zur Analyse der Empfindungen. Jena 1886. S. 79.<br />

<strong>http</strong>://<strong>rcin</strong>.<strong>org</strong>.<strong>pl</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!