06.10.2013 Aufrufe

http://rcin.org.pl

http://rcin.org.pl

http://rcin.org.pl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

UtHbildiing und Anpassung im naturwissenschaftlichen Denken. 387<br />

bisherige Gewohnheit ist, soweit dies möglich^ beibehalten.^ und<br />

nur so weit als nöthig modificirt, der Widerstreit beruhigt und<br />

bese itigt.<br />

Ein Thier erfasse auf einen optischen Reiz hin, der mit dem<br />

Oescraacksreiz associirt war, etwas üngeniessbares. Durch Wiederholung<br />

dieses V<strong>org</strong>anges wird die Gewohnheit befestigt, bei den<br />

rerschiede7iartigsten Nahrungsobjekten auf den gemeinsamen Geschmacks-<br />

oder Geruchsreiz zu achten, ohne sich durch die Verschiedenartigkeit<br />

des optischen Reizes • beirren zu lassen. Ganz<br />

analog sind Processe, welche im Gebiete der Gedankenanpassiing<br />

stattfinden.<br />

Derartige Anpassungsprocesse haben keinen nachweisbaren<br />

Anfang, denn jedes Problem, welches den Reiz zu neuer Anpassung<br />

liefert, setzt schon eine feste Denkgewohnheit Toraus.<br />

Sie haben aber auch kein absehbares Ende, sofern die Erfahrung<br />

kein solches hat. Die Wissenschaft steht also mitten in dem<br />

natürlichen Entwicklungsprocess, den sie zweckmässig zu leiten<br />

und zu fördern, aber nicht zu ersetzen vermag.<br />

Wenn wir die Geschichte eines uns schon geläufigen Gedankens<br />

überblicken, so können wir in der Regel den ganzen<br />

Werth seines Wachsthums nicht mehr richtig absciiätzen. Wie<br />

wesentliche <strong>org</strong>anische Umwandlungen (der intellektuellen Reflexe)<br />

stattgefunden haben, erkennen wir nur an der kaum fassbaren<br />

Beschränktheit, mit welcher zuweilen gleichzeitig lebende<br />

grosse Forscher einander gegenüberstehen. Haygens' optische<br />

AVellenlehre war einem Newton, und Newton's Gravitationslehre<br />

einem Huygens' unverständlich. Die gewaltigen spontanen<br />

Umwandlungen der Denkgewohnheit, welche bei bahnbrechenden<br />

Menschen eintreten, setzen eben einerseits die Naivetät des<br />

Kindes und andei-seits die Denkenergie des reifen Mannes voraus,<br />

welche letztere eine fremde Dressur nicht annimmt.<br />

6. Indem die durch ältere Gewohnheit befestigten Denkweisen<br />

neuen Vorkommnissen gegenüber sich zu erhalten suchen, drängen<br />

sie sich in die Auffassung jeder neuen Erfahrung ein, und werden<br />

eben dadurch von der unvermeidlichen Umwandlung ergriffen. Die<br />

Methode neue noch unverstandene Erscheinungen durch theoretische<br />

Ideen oder Hypothesen zu erklären, beruht w^esentlich auf<br />

diesem V<strong>org</strong>ang. Indem wir, statt ganz neue Vorstellungen über<br />

die Bewegung der Himmelskörper, über das Fluthphänomen zu<br />

<strong>http</strong>://<strong>rcin</strong>.<strong>org</strong>.<strong>pl</strong><br />

25*

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!