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454 Die Wege der Forschung.<br />

stellt habe. E i n anderes Verhältniss, oder Avenn m a n lieber so<br />

sagt: das GegentJieil^ ist unvorstellbar.^) E b e n s o kann ich mir<br />

den W i n k e l einer Dreieckes wachsend denken, und in einem<br />

hesondern Aufmerksamkeitsakt b e m e r k e n , dass zugleich die<br />

gegenüberliegende Seite wächst. Ich finde aber, dass in d e m<br />

Bilde des wachsenden Winkels die w a c h s e n d e Seite schon mit<br />

enthalten war. Physikalische E r f a h r u n g e n verhalten sich anders.<br />

E i n glühender (leuchtender) Körper ist auch heiss. Ich m u s s aber<br />

beide Eigenschaften nicht in einem sinnlichen A k t w a h r n e h m e n ,<br />

oder vorstellen, wie in den obigen Fällen. Ich k a n n auch Körper<br />

finden, die heiss sind ohne zu leuchten, u n d umgekehrt. Zwei<br />

materielle P u n k t e k a n n ich w a h r n e h m e n . Da^s sie sich aber<br />

anziehen, lehrt mich erst ein besonderer W a h r n e h m u n g s a k t . Die<br />

VntrennharJieit u n d Einfachheit des sinnlichen Erfahrungsaktes,<br />

welcher gewissen mathematischen Erfahrungen zu G r u n d e liegt,<br />

n e b e n der Leichtigkeit die E r f a h r u n g zu wiederholen, begründet<br />

ein besonderes Gefühl der Sicherheit.<br />

I n Bezug auf Geometrie sind die Verhältnisse etwas com<strong>pl</strong>icirter<br />

als in B e z u g auf Arithmetik. U n s e r S e h r a u m ist mit<br />

d e m geometrischen nicht identisch. D o c h entspricht der erstere<br />

d e m letzteren so, dass jedem P u n k t des einen ein P u n k t des<br />

andern zugeordnet ist, u n d dass einer continuirlichen Verschieb<br />

u n g in d e m einen eine eben solche in d e m andern entspricht.<br />

Alle Ordnungsfragen (oder topologischen Fragen) werden also<br />

ohne Hülfe der physikalischen E r f a h r u n g in der Phantasie erledigt<br />

w e r d e n können. Ein guter Theil unserer Geometrie ist<br />

aber eine wirkliche Physik des Raumes. O h n e den Gebrauch eines<br />

starren Maassstabes vorauszusetzen, k ö n n e n die Congruenzsätze<br />

nicht aufgestellt werden.<br />

G e g e n die Auffassung der Geometrie als Physik des R a u m e s<br />

hat m a n vielfach in wunderlicher W e i s e geltend gemacht, dass<br />

die geometrischen Begriffe nirgends in der physikalischen W e l t<br />

exakt repräsentirt seien, dass aber die geometrischen Sätze<br />

dennoch vollkommen genau gelten. D a g e g e n ist zu bemerken,<br />

dass die Geometrie ihre Objekte ganz ebenso idealisirt wie die<br />

Physik, u n d dass die Folgerungen eben in derselben A n n ä h e r u n g<br />

gelten, wie die Voraussetzungen. W e n n ich einen k r u m m e n ,<br />

Vgl. ZiUdler, Beiträge zur Theorie der mathemat. Erkeuutniss.<br />

Wieu 1889. — Meiuoug, Hume-Studieu, Wien, 1877.<br />

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