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Umhildimg und Anpassung im nahirwissenscJiaftlichen Denken. 383<br />

Der Angehörige eines wilden Stammes weiss sich in dem<br />

kleinen Kreise, der seine nächsten Bedürfnisse berührt, vortrefflich<br />

zurecht zu finden, geräth aber jeder ungewöhnlichen<br />

Naturerscheinung, oder jedem Ergebniss der technischen Cultur<br />

gegenüber in Verlegenheit und in Gefahr dasselbe zu missdeuten.<br />

Eine solche Gefahr besteht für den Culturmenschen in geringerem<br />

Maasse. Dessen Gedanken sind eben einem grössern Erfalirungskreise<br />

angepasst, und diese Anpassung wurde ihm dadurch ermöglicht,<br />

dass ihm die Gesellschaft einen beträchtlichen Theil<br />

der S<strong>org</strong>e ums Dasein abgenommen, und ihn von der Nothwendigkeit<br />

befreit hat, seinen Blick nur auf die allernächsten<br />

Bedürfnisse zu richten.<br />

AVenn wir in einem bestimmten Kreise von Thatsachen uns<br />

bewegen, welche mit Gleichförmigkeit wiederkehren, so passen<br />

sich unsere Gedanken alsbald der Umgebung so an, dass sie dieselbe<br />

unwillkürlich abbilden. Der auf die Hand drückende<br />

Stein fällt losgelassen nicht nur wirklich, sondern auch in Gedanken<br />

zu Boden. Das Eisen fliegt auch in der Vorstellung<br />

dem Magnete zu, erwärmt sich auch in der Phantasie am Feuer.<br />

Die Macht, welche zur Vervollständigung der halb beobachteten<br />

Thatsache in Gedanken treibt, ist die Association. Dieselbe<br />

wird kräftig verstärkt durch Wiederholung. Sie erscheint<br />

uns dann als eine fremde von unserm Willen und der einzelnen<br />

Thatsache unabhängige Gewalt, welche Gedanken und Thatsachen<br />

treibt, beide in Uebereinstimmung hält, als ein beide beherrschendes<br />

Gesetz.<br />

Dass wir uns für fähig halten, mit Hülfe eines solchen Gesetzes<br />

zu prophexcien., beweist nur die hinreichende Gleichförmigkeit<br />

unserer Umgebung, begründet aber durchaus nicht die<br />

Nothwendigkeit des Zutreffens der Prophezeiung. In der That<br />

muss letzteres immer erst abgewartet werden. Und Mängel der<br />

Prophezeiung werden stets bemerklich, wenn dieselben auch<br />

gering sind in Gebieten von grosser Stabilität, wie z. B. die<br />

Astronomie. Je einfacher ein Thatsachengebiet und je geläufiger<br />

uns dasselbe geworden ist, desto stärker drängt sich uns der<br />

Glaube an die Causalität auf. In uns neuen Gebieten verlässt<br />

uns aber unsere Propheten gäbe. Dort bleibt uns nur die Hoffnung<br />

auch mit diesem Gebiete bald vertraut zu werden. Wie<br />

wenig die subjektive Ueberzeugung ein Maass ihrer Richtigkeit<br />

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