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375 Der Sinn für das Wunderbare.<br />

Spielern und Antispiritisten nachgeahmt worden; es wurde auch<br />

bekannt gemacht, wie dieselben ausgeführt werden. Zahlreiche<br />

Medien wurden entlarvt und des Gebrauchs von Taschenspielerkiiusten<br />

überwiesen. Die psycholoijischen Grundsätze, nach<br />

w^elchen der Taschenspieler verfährt, sind sehr einfach.Die<br />

zweckmässige psychologische Gewohnheit, sehr Aelmliches für<br />

identisch zu halten, wird vielfach benützt, nicht nur bei Verwechslung<br />

von Objekten, sondern auch dadurch, dass der Gaukler<br />

mit der Miene der grössten Aufrichtigkeit Bewegungen auszufüiiren<br />

scheint^ die er nicht ausführt, die man aber dann für<br />

ausgeführt hält. Ein zweites Mittel besteht in der Concentration<br />

der Aufmerksamkeit auf eine Zeit und einen Ort, wo scheinbar<br />

das Wichtigste v<strong>org</strong>enommen wird, während es in Wirklichkeit<br />

zu anderer Zeit und an einem andern Orte geschieht. Ein<br />

schlagendes Beispiel für die Wirksamkeit dieses Mittels bildet<br />

die bekannte Frage: Soll man sagen 7 und 9 sind 15, oder 7<br />

und 9 ist 15? Unter den so Angesprochenen, deren Aufmerksamkeit<br />

auf die grammatische Form gelenkt wird, w^erden nur<br />

wenige den arithmetischen Fehler sofort bemerken.<br />

Solche Aufklärungen nützen den Gläubigen gegenüber<br />

nichts. Was die Gaukler mit natiirUchen Mitteln zu Stande<br />

bringen, das leisten ihnen eben die Spirits durch ühernatürliche<br />

Kräfte. Die Newton'sehe Eegeln nur tra/i^re Ursachen zur Erklärung<br />

der Erscheinungen zuzulassen, nicht mehr Ursachen<br />

anzunehmen, als zur Erklärung nöthig sind, gleichartige Erscheinungen<br />

überall durch gleichartige Ursachen, zu erklären, scheinen<br />

diesen Herrn fremd zu sein. Aber auch diejenigen, welchen<br />

der Spiritismus instinktiv widerwärtig ist, oder welche dessen<br />

praktische Consequenzen fürchten, haben nicht immer den richtigen<br />

Standpunkt. Häufig bezeichnen sie den Spiritismus als<br />

Aberglauben und empfehlen als Mittel dagegen den „wahren<br />

Glauben". Wer aber soll entscheiden, welcher Glaube der wahre ist?<br />

Könnte von einem Glauben noch die Rede sein, wenn man diese Entscheidung<br />

treffen könnte? Müsste man dann nicht viel mehr von<br />

Wissen sprechen? Die GescJnchte erregt uns die Bes<strong>org</strong>niss, dass<br />

gegen die Gräuel, mit welchen uns die Auswüchse der verschiedenen<br />

„Avahren Glauben" beglückt haben, die Consequenzen des Spiri-<br />

Max Dessoir, the psjchology of legerdemain. „The Open Coout."<br />

1893. N. 291—295.<br />

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