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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. VIII. § 25<br />

EAMUE SCIENS UXOREM DUXERIT, I ET QUI EUM, QUEM IN POTESTATE HABERET,<br />

EARUM QUAM UXOREM DUCERE PASSUS FUERIT: QUAEUE UIRUM PARENTEM<br />

LIBEROSUE SUOS, UTI MORIS EST, NON ELUXERIT: 2 QUAEUE CUM IN PARENTIS<br />

SUI POTESTATE NON ESSET, UIRO MORTUO, CUM EUM MORTUUM ESSE SCIRET,<br />

INTRA ID TEMPUS, QUO ELUGERE UIRUM MORIS EST, NUPSERIT.3<br />

<strong>Das</strong> hier angeführte Fragment zählt unter den Infamen auch Frauen auf,4<br />

und eben darin liegt der unwiderleglichste Beweis dafür, daß es hierhergehört:<br />

denn zur Postulation wie auch — das wird sich unten zeigen —<br />

zur Übernahme der Kognitur waren Frauen, ohne Rücksicht auf Infamie,<br />

lediglich um ihres Geschlechtes willen unfähig; unsere Rubrik ist also die<br />

einzige, unter die das Fragment paßt. Aus den Kommentaren beziehen<br />

sich Ulp. 8 (3. 2) 23,5 Paul. 8 eod. Io ohne allen Zweifel gerade auf unser<br />

Bruchstück.<br />

Die Kommentare ergeben aber ferner auch noch zwei weitere hierhergehörige<br />

Infamiefälle, Ulp. 8 (3. 2) 15:<br />

Notatur quae per calumniam uentris nomine in possessionem<br />

missa est ...<br />

Ulp. 8 eod. 17:<br />

sed ea notatur, quae, cum suae potestatis esset, hoc facit.<br />

Hierzu noch Paul. 8 eod. 16, Gai. 3 eod. 18. Sodann Ulp. 8 eod. 19:<br />

. . . qui calumniae causa passus est filiam, quam in potestate<br />

habebat, in possessionem uentris nomine mitti.<br />

Im übrigen dürften sehr wahrscheinlich die sämtlichen sonstigen Infamen<br />

des Edikts de postulando hier wieder vorgekommen sein. Ich sehe<br />

den Zweck unseres Edikts darin, dem Infamen durch Versagung der<br />

Vertretungsmöglichkeit das Prozessieren zu erschweren .6 Von diesem<br />

Gesichtspunkt aus besteht aber offenbar keine Veranlassung, hier wesentliche<br />

Änderungen des früher gegebenen Verzeichnisses zu vermuten.<br />

Fraglich möchte schließlich noch scheinen, ob nicht der Ausschluß<br />

der Stellvertretung, auch insofern er aus in der Sache liegenden Gründen<br />

stattfindet, in unserm Edikt Ausdruck gefunden hat. In der Tat mag, was<br />

die Kommentare in dieser Richtung bezüglich der Popularklagen enthalten,7<br />

vielleicht an unser Edikt angeknüpft worden sein. Da aber die<br />

1 Ins.: non iussu eius, in cuius potestate<br />

esset. Cf. (3. z) r.<br />

2 Vat. 321.<br />

3 Gordian. C. 15 (2. II [12]) 15.<br />

4 Freilich geleugnet von Wen c k (praef.<br />

ad Hauboldi opuscula I, p. XXXII ff.) und<br />

Rudorff (ZRG 4, 53f.). S. dagegen Karlowa,<br />

a.a.O. 227ff.<br />

5 Im Sinne Ulpians will dies Fragment<br />

betonen, daß die Trauerpflicht allein den<br />

Frauen obliege: arg. Vat. 321, (3.2) 25.<br />

6 Andefs die 1. Aufl., im Anschluß an<br />

S a v i g n y, System II, 218 ff. Gegen diesen<br />

treffend Debray, repr ēsentation en j ustice<br />

(1892) 112. Noch andere m. E. nicht haltbare<br />

Auffassungen widerlegt K a r l o w a,<br />

a. a. O. 222f., dessen eigener Ansicht (die<br />

Beschränkung sei hervorgegangen aus der<br />

allgem ein en „ I de e minderer prozessualischer<br />

Rechtsfähigkeit") ich ebensowenig zu folgen<br />

vermag, wie der von Debray a. a. O. entwickelten.<br />

7 Paul. 8 (47. 23) 1 , 5, h. t. 42 pr. Vgl.<br />

Vat. 34o.

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