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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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170<br />

Tit. XV. § 6o (59)<br />

Publiciana in der i. Aufl. dieses Buchs gefunden haben, ruht auf den Ergebnissen<br />

der Untersuchung, die ich dem Gegenstand in meinen Beiträgen<br />

zur Kunde des prätorischen Edikts (1878) gewidmet hatte. Seither hat die<br />

Literatur über die Frage, wie das Publicianische Edikt zu rekonstruieren<br />

sei, einen gewaltigen Umfang angenommen,' und die Einwendungen<br />

meiner Gegner mußten mich zu erneuten Erwägungen veranlassen, infolge<br />

deren ich meine frühere Hypothese wesentlich modifiziert habe.2<br />

Während ich ehedem annahm, daß das Publicianische Edikt in zwei<br />

Klauseln zerfallen sei — die eine berechnet auf den Fall durch Tradition<br />

erworbenen bonitarischen Eigentums an einer res mancipi, die andere auf<br />

den Fall redlichen Kaufs — und daß es demgemäß auch zwei Formeln<br />

der Publiciana gegeben habe, halte ich es heute für wahrscheinlich, daß<br />

das Album nur ein Edikt und eine Formel enthalten hat.<br />

<strong>Das</strong> Edikt, woraus die Kompilatoren das verderbte 3 Zitat in fr. i pr.<br />

h. t. hergestellt haben, verhieß in seiner ursprünglichen Fassung demjenigen<br />

eine actio, der eine res mancipi ex iusta causa tradiert erhalten, sie<br />

aber noch nicht usukapiert hatte. Daß es diesen Inhalt hatte, geht aus der<br />

Art und Weise, wie die Kompilatoren es verändert und interpoliert haben,<br />

und mit besonderer Deutlichkeit aus fr. i § 2 h. t. 4 hervor. Statt der überlieferten<br />

Worte<br />

Si quis id quod traditur ex iusta causa non a domino et nondum<br />

usucaptum petet, iudicium dabo<br />

ist höchstwahrscheinlich zu lesen:<br />

Si quis id quod mancipio datur traditum ex iusta causa 5 et nondum<br />

usucaptum 6 petet, iudicium dabo.7<br />

Vgl. die Abhandlung von Erman, SZ<br />

11, 212 ff. und die daselbst S. 212 n. 1, 213<br />

angef. Schriften und kritischen Aufsätze<br />

von Appleton, Ferrini, Buonamici,<br />

Brezzo, Bonfante, Carusi, Audibert,<br />

dazu noch S c h i r m e r, krit. Vjschr. 32,483 ff.,<br />

Perozzi, bull. 7, 45ff., Pacchioni, daselbst<br />

118 ff., P e r n i c e, Labeo II = (2. Aufl.),<br />

34off., Karlowa, RG II,1208, v.Seeler, SZ<br />

21, 58ff. (gegen ihn Erman, 23, 449). Gegen<br />

Voigt, RG I, 393 n. 1, bedarf es wohl keiner<br />

Polemik, ebensowenig gegen Ab g a r o w i c z,<br />

preuve dans la r. v. (1912) 13o n. 5.<br />

z Die nähere Begründung des Folgenden<br />

siehe in meiner Abhandlung SZ 2o, 1 1 ff.<br />

3 <strong>Lenel</strong>, Beiträge 1ff. Unter den von<br />

mir daselbst angeführten Argumenten ist<br />

das wichtigste (aber nicht das einzig erhebliche)<br />

die gänzliche Unmöglichkeit des in<br />

fr. 1 pr. als ediktmäßig überlieferten id quod<br />

traditur. Cohn, krit. Vjschr. 24, 29, meint,<br />

an der „logischen Fehlsamkeit" dieser<br />

Wendung dürfe man um deswillen nicht zu<br />

lebhaften Anstoß nehmen, weil es bekanntermaßen<br />

die ältere Ediktredaktion in dieser<br />

Hinsicht nicht allzu genau genommen habe;<br />

er verweist auf das in fr. 1 pr. überlieferte,<br />

von mir beibehaltene ungenaue „si petet"<br />

statt „ si dicetur". Wie mir scheint, ist doch<br />

ein recht großer Unterschied zwischen einer<br />

solchen dem Sprachgebrauch überall sehr<br />

naheliegenden kleinen Ungenauigkeit, die<br />

bei allen älteren Edikten analog wiederkehrt,<br />

und einer dem gemeinen Sprachgebrauch<br />

durchaus fremden, im gesamten Edikt beispiellosen<br />

Seltsamkeit, wie sie in dem id<br />

quod traditur liegen würde.<br />

4 Vgl. meine Beiträge 35 ff. und die zit.<br />

Abh. SZ 20, 17 ff. Der Passus Sed cur fin.<br />

wird freilich von B e s e l e r II, 88 nicht bloß<br />

für verändert, sondern für ganz und gar itp.<br />

erklärt. Schwerlich mit Recht.<br />

5 Ulp. 16 h. t. 3 § 1, 5, 7 p r. -§ 5.<br />

6 Ulp. 16 h. t. 1 § 1. 2, 3 pr.<br />

7 Ulp. 16 h. t. 7 § 6-9. Zu fr. 7 § 7 cf. Pal.<br />

II, 512n.2.

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