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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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310<br />

T i t. XX. § 116<br />

Außer der actio rerum amotarum gehört unter die Rubrik de rebus<br />

amotis noch ein Edikt, wovon uns Ulp. 33 h. t. I r § 2 berichtet:<br />

Qui rerum amotarum instituit actionem, si uelit magis iusiurandum<br />

deferre, cogitur aduersarius iurare nihil diuortii causa amotum esse,<br />

dum prius de calumnia iuret qui iusiurandum defert.I<br />

Ohne Zweifel bezog sich dies Edikt' zugleich auch auf die retentio propter<br />

res amotas; so mag sich erklären, daß Ulpian es schon lib. 33, wo er nur<br />

von der retentio gehandelt haben kann, bespricht, Paulus erst lib. 373 ge-<br />

legentlich der actio.<br />

§ 116. DE MORIBUS 4<br />

Paul. 3 7 ?.s<br />

<strong>Das</strong> iudicium de moribus 6 stand sehr wahrscheinlich zu der retentio<br />

propter mores in dem gleichen Verhältnis, wie das iudicium rerum amotarum<br />

zu der retentio propter res amotas, d. h. es war das Mittel, wodurch die<br />

vermögensrechtlichen Folgen verschuldeter Ehescheidung, insoweit sie nicht<br />

retentionsweise geltend gemacht worden waren, klageweise durchgesetzt<br />

werden konnten. ? Daß die Formel keine Präjudizialformel war, sondern<br />

eine Kondemnation vorsah, geht aus der Pflicht der Beklagten hervor,<br />

cautio iudicatum solui zu stellen (Gai. IV, 102). Vermutlich wird, wo eine<br />

solche Nachklage beabsichtigt war, dieserhalb i. d. R. bei Herauszahlung<br />

der dos ein Vorbehalt gemacht worden sein, ohne daß dies jedoch Voraussetzung<br />

des Klagrechts war.8<br />

Über die Formel wissen wir schlechthin nichts,9 so daß jede diesbezügliche<br />

Hypothese müßig ist. Daß eine solche Formel aber im Edikt proponiert<br />

war, ist trotz des Schweigens der erhaltenen Kommentarfragmente<br />

nicht zu bezweifeln; I° dieses Schweigen erklärt sich genügend daraus, daß<br />

Justinian in c. i i i. f. (s. i7) unser iudicium abgeschafft hat.<br />

Rudorff 1. c. fügt aus fr. 13 h. t. hinzu:<br />

Labeo scribit mulieri non esse permittendum<br />

referre iusiurandum, et ita edictum<br />

ordinatum uidetur. Dieser Satz enthält aber<br />

nicht Bericht über Ediktinhalt, sondern<br />

Schluß aus der Fassung des Edikts, vgl.<br />

h. t. §3.<br />

' Vgl. dazu D e m e l i u s, Schiedseid und<br />

Beweiseid 59f.<br />

3 ([2. 2) 38.<br />

4 Vgl. zu § 116 Klingmüller bei Pauly-<br />

Wiss. s. v. iudic. de moribus.<br />

5 (48. 2) 4.<br />

6 Vgl. Gai. IV, 102, (23. 4) 5 pr., C. Theod.<br />

( 3. 1 3) 1, C. Iustin. (5. 17) I I § 2.<br />

7 Vgl. Bechmann, Dotalrecht I, 89f.,<br />

C z y h l a r z, Dotalrecht 337 f., B r i n i, matri m.<br />

e divorzio (1887-89) III, 3t ff. Brini hat<br />

a. a. 0. meine in n. 9 gemachte Bemerkung<br />

mißverstanden.<br />

8 Arg. (25. 2) 8 pr.<br />

9 Einen Anhalt würde (24. 3) 39 geben,<br />

wenn es sicher wäre, daß die daselbst erwähnte<br />

pronuntiatio „utrumque causam repudii<br />

dedisse" im iudicium de moribus<br />

gefällt war. Allein gerade das ist unwahrscheinlich,<br />

da unser iudicium sonst durchweg<br />

als iudicium de moribus mulieris<br />

erwähnt ist. Vermutlich handelt es sich um<br />

einen Zwischenentscheid im arbitrium rei<br />

12 § uxoriae. Vgl. übrigens noch (48. 5) 3.<br />

13, C. Th. (9. 2o) I.<br />

I° Was Rudorff, EP § 121 n. 6, hiergegen<br />

vorbringt, scheint mir ohne Belang.

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