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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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496<br />

Tit. XLIII. § 268<br />

EX EDICTO MEO COMPETERE ESSEUE OPORTET, I EI SI NON PLUS QUAM ANNUS<br />

EST, 2 CUM DE EA RE QUA DE AGITUR EXPERIUNDI POTESTAS EST, RESTITUAS.3<br />

INTERDUM CAUSA COGNITA ET SI SCIENTIA NON SIT, 4 IN FACTUM ACTIONEM<br />

PERMITTAM.<br />

Dies Referat über das sog. interdictum fraudatorium ist in mehr als<br />

einer Hinsicht verdächtig, und die Unmöglichkeiten, die der Text enthält,<br />

sind gewiß größtenteils nicht Abschreibern, sondern den Kompilatoren auf<br />

Rechnung zu setzen. Dahin gehört zunächst die zwiefache Bezeichnung<br />

des Subjekts, an das restituiert werden soll, zuerst im Plural „illis", dann<br />

im Singular „ei", der auch im Zwischensatz „si eo nomine q. d. a. actio ei<br />

rel." wiederkehrt. Die große Wahrscheinlichkeit spricht hier für die Echtheit<br />

des „illis", desjenigen Pronomens, das in dieser Verwendung allein<br />

dem Interdiktstil gemäß ist und auch in unserm Interdikt an der richtigen<br />

Stelle steht, während das „ei" vor der exceptio annalis sonderbar nachhinkt.<br />

Tribonianisch ist ferner zweifellos der ungeheuerliche Zwischensatz<br />

„si eo nomine q. d. a. actio ei ex edicto meo competere esseue oportet".5<br />

Erwägt man, daß unter den „illi" nur die Gläubiger des fraudator verstanden<br />

werden können, so liegt eine von mir schon in der Palingenesie<br />

gewagte Konjektur ungemein nahe, nämlich zu lesen: „illis quas eo nomine<br />

q. d. a. ex edicto meo in possessionem ire esseue oportet".6 Unmöglich ist<br />

endlich das sonst nirgends nachweisbare „actionem permittam" des Schlußsatzes;<br />

7 man versteht auch nicht, warum der Prätor gegen den inscius eine<br />

actio in factum gewährt, sonst aber interdiziert haben sollte.<br />

Alle diese Interpolationen finden ihre Erklärung darin, daß, wie bereits<br />

im § 225 hervorgehoben wurde, die Kompilatoren aus den zwei Rechtsmitteln,<br />

die das klassische Recht für die Anfechtung frauduloser Veräußerungen<br />

besaß, ein einziges herstellen wollten. Der Prätor hatte Restitution<br />

(§ 2 2 5) nur dem c u r a t o r b o n o r u m verheißen, das fraudatorische<br />

Interdikt dagegen nur den Gläubigern proponiert.8 <strong>Das</strong> neue Rechtsmittel<br />

erhielt den indifferenten Namen „in factum actio" und sollte beiden<br />

zustehen. Darum wurde in das Restitutionsedikt (s. § 225) hinter dem<br />

eod. 4 , Gai. 26 eod. 5, Iulian. 49 eod. 17 § 2.<br />

Zu „fecit" vgl. Rudorff, ZRG 8, 71f.,<br />

v. Schey, ebendaselbst 13, 1 44, 162 und<br />

die dort Angeführten, S o l a z z i, revoca<br />

(1902) 22 f.<br />

Ulp. 73 h. t. 10 § 17.<br />

2 Ulp. 73 h. t. 10 § 18.<br />

3 Ulp. 73 h. t. to § 19-23, Venul. 6 eod. 25<br />

§ 4-6. Fr. 14 eod. Vgl. ferner Paul. (22. i)<br />

38 § 4: uerbum „restituas" quod in hac re<br />

praetor dixit, vgl. S. 499•<br />

4 Venul. 6 h. t. 25 pr. § 1. Diocl. et Max.<br />

C. (7 . 75) 5: scientiae mentione detracta.<br />

5 Gradenwitz, SZ 8, 255f.<br />

6 Unhaltbar m. E. H u v e l i n, ēt. sur le<br />

furt. 4734.<br />

7 „Agere permittam" findet sich in fr. 1<br />

pr. (43, 17), ist- aber zweifellos interpoliert.<br />

Vgl. oben S. 436. Dennoch wird die Beziehung<br />

auf eine actio i. f. auch jetzt wieder<br />

vertreten von Kipp, rev. de der. priv.<br />

1 9 24, 4.<br />

8 Vgl. (46. 3) 96 pr., dazu meine Abh. in<br />

der Straßb. Festschr. für Schultze (1903) 15.<br />

In dieser Abhandlung habe ich mich S. 13 f.<br />

auch über die abweichenden Ansichten geäußert,<br />

die D er n b u rg , Pand. II, § 144, und<br />

K ar l o w a, RG II, 1406, über das Verhältnis<br />

des in fr. I pr. h. t. überlieferten Edikts zum<br />

interdictum fraudatorium aufgestellt haben.<br />

Ich muß, um die Polemik nicht zu weit auszudehnen,<br />

auf das dort Gesagte verweisen.

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