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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. XVII. § 95<br />

dürfte vorher noch der Tatsache der Delation Erwähnung getan haben:<br />

denn mit den Fragen, worüber, von wem, wem unter welchen vom Kläger<br />

zu erfüllenden Voraussetzungen der Eid deferiert werden könne und von<br />

wem im Streitfall dessen Fassung auszugehen habe, beschäftigt sich Ulpian<br />

eod. 34 pr.-§ 5 und 18 und Paul. 28 eod. 35 pr. § i. Weiterhin aber war,<br />

ohne Zweifel in Form einer Bedingung des auszuübenden Zwangs,' —<br />

Ulp. 26 eod. 34 § 7 (§ 8 ist Interpolation) — auch der facultas referendi<br />

gedacht und die Folge der Ableistung, Erlassung 2 oder Verweigerung des<br />

referierten Eids geordnet. Vgl. Diocl. et Maxim. C. (4. i) 9:<br />

Delata condicione iurisiurandi reus (si non per actorem, quo minus<br />

de calumnia iuret, 3 steterit) per iudicem soluere uel iurare, nisi<br />

referat iusiurandum, necesse habet.<br />

Hiermit nun ist der nachweisbare Inhalt des Edikts erschöpft. Rudorff<br />

(EP § 94) zieht noch zwei Stücke hierher. Einmal die Anordnung der actio<br />

auf Grund geleisteten Eids: daß diese nicht hierher gehört, ergibt sich aus<br />

dem in § 54 Ausgeführten, wie auch aus dem Mangel entsprechender Erörterungen<br />

in den zu unserm Edikt gehörigen Kommentaren. Zweitens<br />

das bei Gell. N. A. X i 5 § 3 i überlieferte Ediktstück:<br />

Sacerdotem Vestalem et flaminem Dialem in omni mea iuris dictione<br />

iurare non cogam.4<br />

Daß diese Klausel zu unserm Edikt gehört, halte auch ich für nicht unwahrscheinlich:<br />

sowohl wegen der Form „non cogam", wie auch deswegen,<br />

weil unser Edikt das älteste unter den auf den Eid bezüglichen sein dürfte.<br />

<strong>Das</strong> „in omni mea iuris dictione" könnte dann Einschiebung eines spätern<br />

Prätors sein, der der Ausnahme allgemeine Beziehung geben wollte. Von<br />

Gewißheit ist trotz alledem selbstverständlich keine Rede.<br />

Was die Art und Weise des wider den Beklagten geübten prätorischen<br />

Zwangs betrifft, so kann nur an die allgemeinen Exekutionsmittel gedacht<br />

werden:5 wer weder zahlt noch schwört, fällt unter den Begriff „qui non<br />

uti oportet se defendit".6 Ganz abwegig ist m. E. die Deutung, die B i o n d i 7<br />

dem ediktalen cōgam geben will. Er meint, das Zahlen oder Schwören sei<br />

nur ein Mittel gewesen, wodurch sich der Beklagte dem mit Durchführung<br />

der actio verbundenen Sponsionszwang (s. unt. S. 238) habe entziehen können.<br />

Diese Behauptung, nicht glaublich schon an sich (um B.s Gedanken auszudrücken,<br />

hätte der Prätor sagen müssen: ni soluet auf iurabit, sponsionem<br />

Mißverstanden hat mich D ebray, NRH<br />

1908, 362.<br />

2 Vgl. auch Paul. sent. II, i § 3. [§ 2.<br />

3 Ulp. 26 (12.2) 34 § 4, Paul. sent. 1I, i<br />

4 Vgl. dazu auch die lex civ. Narb. (CIL<br />

12, 6038) lin. 7.<br />

5 Namentlich nicht an Einsetzung eines<br />

iudicium. Fr. 34 § 9 (12. 2) ist eine Interpolation.<br />

6 Vgl. auch Paul. sent. II, i § 5. Es tritt<br />

hiernach also missio in bona ein. Ohne<br />

daß dem Beklagten cessio bonorum gestattet<br />

wäre? hierher Ulp. 26 (42. 3) 8? s. dagegen<br />

Wlassak bei PW III, 1998. Anders als<br />

oben wird der prätorische Zwang gedeutet<br />

von D e b r a y, NRH 1 .908, 144f.<br />

7 a. a. O. 3 0, 39f.

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