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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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394<br />

Tit. XXXIV. § 187<br />

mentar dazu alles auf das Erfordernis der arma Bezügliche strichen, auch<br />

die erste Klausel auf jede Art von uis anwendbar gemacht. Da lag es<br />

ungemein nahe, durch weitere Interpolationen diesen Kommentar auch<br />

auf den Fall des Raubes zu erstrecken und in der zweiten Klausel das<br />

Wort „ui", das ihr bis dahin ihren besondern Charakter gegeben hatte, zu<br />

beseitigen.' Daß bei diesem Verfahren die Harmonie des Kommentars in<br />

die Brüche ging, daß da und dort Ulpian in Widerspruch mit sich selbst<br />

gesetzt wurde, ist begreiflich genug; die Kompilatoren hat es nicht gestört.'<br />

Außer den bereits angedeuteten Veränderungen hat das Edikt des<br />

fr. 2 pr. noch einige weitere erlitten. Ausgefallen ist die Richtung der<br />

actio auf das quadruplum, h. t. 2 § 13; im Originaledikt muß ferner neben<br />

dem „si seruus fecisse dicetur" auch der Fall „si familia fecisse dicetur"<br />

erwähnt gewesen sein — Ulp. 56 h. t. 2 § 14-16.19, (50.16) 4o § 1 -3 —<br />

und ist wahrscheinlich auch noch die Bezeichnung des iudicium als re-<br />

cuperatorium 3 und die Annalbeschränkung zu ergänzen, — Ulp. 56 h. t. 2<br />

§ 13, Paul. 54 h. t. 3.<br />

Hiernach lautete das ganze Edikt:<br />

SI CUI DOLO MALO HOMINIBUS ARMATIS COACTISUE 4 DAMM QUID FACTUM<br />

ESSE DICETUR 5 SIUE CUIUS BONA UI RAPTA ESSE DICENTUR, 6 IN EUM QUI ID<br />

FECISSE DICETUR, 7 IN ANNO, QUO PRIAlUM DE EA RE EXPERIUNDI POTESTAS<br />

FUERIT, 8 IN QUADRUPLUM, 9 POST ANNUM IN SIMPLUM 1° 1UDICIUM RECUPE-<br />

RATORIUM DABO. ITEM SI SERUUS 11 FAMILIAUE 12 FECISSE DICETUR, IN<br />

DOMINUM IUDICIUM NOXALE^ 3 DABO.<br />

Nach einer verbreiteten Meinung soll aus unserm Edikt nur eine<br />

actio erwachsen sein, die den Namen actio ui bonorum raptorum führte<br />

und beide ediktale Fälle umfaßt habe.' 4 Dementgegen halte ich es für<br />

gewiß, daß hier zwei Formeln proponiert waren, die eine für den Fall<br />

gewaltsamer Beschädigung — es ist dies die in Ciceros Rede pro Tullio<br />

erläuterte Formel —, die zweite die actio ui bonorum raptorum, die, wie<br />

schon ihr Name zeigt, ebenso aber die sämtlichen auf sie bezüglichen<br />

L e v y, Konk. I, 43o 5 , spricht das Wort,<br />

wie ich glaube: nicht mit Recht, auch hier<br />

schon dem Album ab.<br />

Z C o h n, z. röm. Vereinsrecht 187f.,<br />

nimmt an, die Kompilatoren hätten in fr. 2<br />

pr. h. t. zwei im Album getrennte Edikte<br />

vereinigt: ein Edikt über das damnum<br />

hominibus coactis factum und ein zweites<br />

über den Raub: daher dann die großen<br />

Veränderungen im Kommentar Ulpians.<br />

Für diese Hypothese, der sich auch Karlowa,<br />

RG II, 1338, anschließt, sehe ich<br />

keine ausreichenden Gründe. Die Ordnung<br />

des Kommentars spricht gegen sie.<br />

3 S. oben S. 27 n. 3 u. 4.<br />

4 Ulp. 56 h. t. 2 § 2-8, Gai. 21 (5o. 16) 41.<br />

Coactisue, nicht coactisque: Keller, semestr.<br />

564f.<br />

5 Ulp. 56 h. t. 2 § 9.<br />

6 Ulp. 56 h. t. 2 § I I.<br />

7 Ulf). 56 h. t. 2 § 12. (h. t. 3.<br />

8 Ulp. 56 h. t. 2 § 13, 4 § 8, Paul. 54<br />

9 U1P.56h.t. 2§ 134§7•<br />

C. h. t. 2-Ult.<br />

11 Ulp. 56 (5o. 16) 40 § I.<br />

12 Ulp. 56 h. t. 2 § 14. 15, (5o. 16) 40 § 2. 3.<br />

Vgl. eod. 195 § 3. Ī(3. 41) 4.<br />

^3 Ulp. 56 h. t. 2 § 16, Gai. IV, 76, C.<br />

^ 4 Vgl. Huschke, 1. c. 187, Keller, 1. c.<br />

6o1; Rudorff, EP § 185, dagegen nimmt<br />

formulae an; ebenso K a r l o w a, RG II,<br />

1 339 f.

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