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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. XIV. 58<br />

§ 58. DE NOXALIBUS ACTIONIBUS I<br />

Ulp. 23, 2 Paul. 18, 3 Gai. 6, 4 Iulian. 9,5 Callistr. 2.6<br />

Ulp. 2 3 h. t. 2 I § 2 :<br />

Praetor alt: SI IS IN CUIUS POTESTATE 7 ESSE DICETUR NEGABIT 8 SE IN SUA<br />

POTESTATE SERUUM 9 IIABERE: UTRUM ACTOR UOLET, 1O UEL DEIERARE IUBEBOII<br />

IN POTESTATE SUA NON ESSE NEQUE SE DOLO MALO FECISSE, QUO MINUS ESSET,<br />

UEL IUDICIUM DABO SINE NOXAE DEDITIONE.12<br />

<strong>Das</strong> obige Edikt betrifft im überlieferten Wortlaut nur den Fall der<br />

Klage aus Sklavendelikt. Diese Beschränkung dürfte auf die Kompilatoren<br />

zurückgehen; der ursprüngliche Wortlaut wird die Noxalhaftung aus den<br />

Delikten aller der Personen umfaßt haben, wegen deren überhaupt Noxalklage<br />

erhoben werden konnte. I3<br />

Der Sinn des Edikts scheint mir völlig klar. Nach ius ciuile, wie nach<br />

ius honorarium, untersteht nur der b es i t z ende Gewalthaber der Noxalhaftung,<br />

jedenfalls der Regel nach: 14 hätte man von dieser Voraussetzung<br />

absehen wollen, so würde dem Erfolg nach der Eigentümer eines entflohenen<br />

und nicht wiedererlangten Sklaven für alle dessen Delikte mit der<br />

I D. (9. 4), C. (3 . 4 1 ), I. (4. 8).<br />

2 h.t.21.<br />

3 eod. 22, 24, 26, (39 . 3) 7, (5 o . 17) 136 cf.<br />

Ulp. 23 h. t. 21 § 1.<br />

4 (2. 9) 4, h. t. 1 5, 2 3, 25, 27, 29.<br />

5 h. t. 39.<br />

6 h. t. 32.<br />

7 Ulp. z3 h. t. 21 §3, Paul. 18 h. t. 22 pr.-§ 2.<br />

Vgl. (5o. 16) 215.<br />

8 Paul. 18 h. t. 22 § 3.<br />

9 Gelegentlich unseres Edikts wurden<br />

auchnoch andere analoge Fälle besprochen:<br />

Paul. 18 (3 9. 3) 7 . Vgl. Demelius, die Confessi.o,<br />

333 ff.<br />

1p Paul. 18 h. t. 22 § 4.<br />

I1<br />

Ulp. 23 h. t. 21 § 4-6.<br />

12 Paul. 18 h. t. 24, 26 pr.-§ 5, vgl. h. t. 12.<br />

^3 So EP I . Mit Unrecht anders EP 2 . Die<br />

Itp. verrät sich durch die verkehrte Stellung<br />

des Worts seruum. Hütte das Edikt sich<br />

nur auf den seruus bezogen, so wäre er<br />

schon vorher genannt gewesen und würden<br />

wir an Stelle des seruum nur ein eum finden.<br />

Vgl. auch B eseler, SZ 46, 114.<br />

^ 4 Vgl. z. B. Paul. II, 31 § 37 ; h. t. 7, 12, 26<br />

§ 2,<br />

(47. 2) 1 7 § 3, C. (6. 2) 21. Der Grund-<br />

Satz war ein offenbares Gebot der Billigkeit<br />

(s. oben im Text). Sehr auffallend ist daher,<br />

daß fr. 2 7 § 3 (9. 2) für die actio legis Aquiliae<br />

das Erfordernis zu verneinen scheint.<br />

Schol. 15 Bas. LX, 3, 27 (bei Heimb. V, 289)<br />

deutet die Stelle dahin, nicht daß der Eigen-<br />

159<br />

tümer durante fuga hafte, sondern daß er<br />

(unter den gewöhnlichen Voraussetzungen)<br />

auch für die Delikte hafte, die der flüchtige<br />

Sklave begehe. Dieser Deutung schloß ich<br />

mich in EP I (S. 124) an; ebenso Naber,<br />

Mnemos. 3o, 173. Mit Recht bemerkt<br />

Girard, NRH 1887, 431f. (m ēl. II, 3322),<br />

daß diese Deutung mit den Worten des<br />

fr. 27 § 3 (an is qui seruum in fuga habet<br />

teneatur) schwer zu vereinbaren sei, und es<br />

kann Naber a. a. 0. nicht zugegeben werden,<br />

daß fr. 19 § 1 (9. 4), eine mit Sicherheit<br />

nicht zu deutende Stelle (vgl. über sie unten<br />

§ 77 g. E.), einen Beweis dafür enthalte, daß<br />

auch ex lege Aquilia nur der besitzende<br />

Eigentümer gehaftet habe (so die sch. 6 und<br />

8 Bas. LX, 5, 19, bei Heimb. V, 353). Andererseits<br />

fehlt jede Erklärung für die angebliche<br />

Singularität der Aquilischen Klage,<br />

und wirkliche Schwierigkeit bereitet fr. 19<br />

§ 2 eod.: wenn die Noxalhaftung ex lege<br />

Aquilia nur vom Eigentum abhängt, warum<br />

haftet im Fall der Stelle der dominus für<br />

die Tat des uicarius nicht direkt? Die<br />

Lösung dürfte in Interpolationen zu suchen<br />

sein. Vgl. auch Beseler, SZ 46, 1o8. 112,<br />

dessen Rekonstruktion von fr. 27 § 3 cit. mir<br />

aber sehr viel weniger einleuchtet<br />

von fr. 19 § 2 cit. In fr. 27 § 3 fällt<br />

t auf, daß<br />

der Jurist, statt einfach zu sagen: der dominus<br />

hafte auch, wenn er nicht besitze, nur<br />

den besondern Fall der fuga erwähnt.

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