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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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150<br />

Tit. XIV. § 54<br />

jener Fall der interrogatio bei Ulpian erst lib. 23, unser Edikt aber schon<br />

lib. 22 besprochen wird.'<br />

Es zerfällt aber unser Edikt in zwei Abschnitte. Der eine verheißt<br />

für den Fall, daß der zu Belangende den deferierten Schiedseid leistet oder<br />

er ihm erlassen wird, denegatio actionis und ist, mit Ausnahme des den<br />

Erlaß betreffenden Zwischensatzes, bei Ulp. 2 2 h. t. 3 pr., 7 pr. vollständig<br />

zitiert. Er lautet:<br />

SI IS CUM QUO AGETUR CONDICIONE DELATA IURAUERIT 2 siue id Zusiurandunz<br />

ei remissum fuerit,3 EIUS REI [DE QUA IUSIURANDUM DELA-<br />

TUM FUERIT?] 4 NEQUE IN IPSUM NEQUE IN EUM AD QUEM EA RES PERTINET<br />

ACTIONEM DABO.5<br />

Der zweite Abschnitt verhieß unter den gleichen Voraussetzungen<br />

dem Kläger eine actio „in qua hoc solum quaeritur, an iurauerit [darf sibi<br />

oportere] uel, cum iurare paratus esset, iusiurandum ei remissum sit". 6 Die<br />

Ediktmäßigkeit dieser actio ist ausdrücklich überliefert,7 und die Kommentare<br />

zeigen auf Schritt und Tritt, daß sie just hier proponiert war;8<br />

R u d o r f f (EP § 94) setzt sie fälschlich erst in den Abschnitt de rebus<br />

creditis.<br />

Dem ersten Abschnitt unseres Edikts entspricht die exceptio iurisiurandi,<br />

die aber nicht hier, sondern erst im vorletzten Abschnitt des<br />

edictum perpetuum bei den Exzeptionen unter der rückweisenden Rubrik<br />

QUARUM RERUM ACTIO NON DATUR proponiert war.9 Bei Erlassung unseres<br />

Edikts selbst dürfte schwerlich schon an diese exceptio, sondern vielmehr,<br />

worauf auch die eben genannte Rubrik führt, an ein eigentliches actionem<br />

non Bare, d. h. denegare gedacht gewesen sein.'° Die Frage, ob der Eid<br />

geleistet, bzw. erlassen worden sei, wurde damals im Fall der Bestreitung<br />

wohl i. d. R. noch in iure erledigt; wurde sie aber an den iudex gewiesen,<br />

so dürfte das in jener Zeit in Form einer praescriptio, d. i. einer bedingten<br />

Gewährung der actio („ea res agatur, si ..."), geschehen sein.<br />

Die Musterformel der actio in factum II scheint auf den Fall der actio<br />

certae creditae pecuniae berechnet gewesen zu sein ; 12 sie ist nicht über-<br />

Vgl. auch Demelius, die Confessio,<br />

306 n. 5, Schiedseid und Beweiseid § 3.<br />

2 Ulp. 22 h. t. 3, 5 pr.-§ 3.<br />

3 Ulp. 22 h. t. 5 § 4 cf. 9 § I, Paul. i8 h.t. 6.<br />

4 Gradenwitz, SZ 8, 275 u. 34, 2 57 hält<br />

die Worte „de qua iusiurandum delatum<br />

fuerit" wohl mit Recht für nicht ediktal.<br />

5 Ulp. 22 h. t. 7, 9 pr., Paul. 18 h. t. B.<br />

6 Ulp. 22 h. t. 9 § 1-3, Tryphon. h. t. 29,<br />

C. (4. I) B.<br />

7 Paul. 18 h. t. 28 § 10, 3o pr., I. (4. 6) I.<br />

8 Man werfe nur einen Blick auf Ulp. 22<br />

fr. 9, I i, 13 U. Paul. 18 fr. 28 § 9. 10, 3o h.t.<br />

9 Vgl. Ulp. 76 (44 . 5) 1 pr.-§3, Paul. 71<br />

eod. 2 pr.<br />

1°<br />

S. auchDernburg,Festgabenf.Heffter<br />

(1873) 128ff.<br />

11<br />

h. t. I I § I.<br />

12<br />

So EP I. Dafür berief ich mich freilich<br />

zu Unrecht auf h. t. 9 § I, wo die Worte „dari<br />

sibi oportere" ganz deplaciert und allem Anschein<br />

nach itp. oder Glossem sind. In E132<br />

nahm ich an, der Fall der Musterformel sei<br />

vielmehr der Eid über das Eigentum gewesen,<br />

weil in Ulpians Kommentar in der<br />

Erörterung über den Gegenstand der<br />

Eideszuschiebung (Ulp. nr. 672. 673) dieser<br />

Fall in ausführlicher Behandlung an der<br />

Spitze stehe, während vorher (Ulp. nr. 670.<br />

671) von andern Fragen die Rede sei.

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