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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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T i t. XIV. § 58 1 6 1<br />

überlieferten Edikt mit aller Bestimmtheit darauf hin, daß sich dies Edikt<br />

ausschließlich auf den Fall der absentia serui bezog. Vor allem Paul. 18<br />

h.t. 22§ 3:<br />

Dominus qui seruum in sua potestate esse confitetur, aut exhibere<br />

eum debet aut absentem defendere: quod nisi faciat, punitur,I<br />

atque si praesentem non noxae dederit.<br />

Ebenso bezeichnet Ulp. 23 h. t. 21 § 4 den Delinquenten als absens:<br />

Quod si reus iurare floht, similis est ei qui neque defendit absentem<br />

neque exhibet: qui [condemnantur quasi contumaces].2<br />

Desgleichen Paul. 18 h. t. 26 § 5:<br />

nam liberum esse debet defendenti absen tem seruum huius edicti<br />

poenam euitare<br />

Unter dieser Beleuchtung gewinnt es Bedeutung, daß Ulpian in fr. 21<br />

§ i h. t., unmittelbar vor der Stelle, wo uns der Wortlaut unseres Edikts<br />

überliefert wird, den Unterschied zwischen den Fällen der absentia und<br />

der praesentia serui hervorhebt:<br />

Eos quorum nomine noxali iudicio agitur etiam absentes defendi<br />

posse placuit: sed hoc ita demum, si proprii sint serui: [nam si<br />

alieni, praesentes esse oportet, aut si dubitetur, utrum proprii sint<br />

an alieni]. quod ita puto accipiendum, 3 ut si constet uel bona fide<br />

seruire, etiam absentes possint defendi.4<br />

Nach alledem darf es als sicher gelten, daß unser Edikt nur den Fall<br />

der absentia serui ordnete. 5 Und das ist leicht zu begreifen. War der<br />

Sklave in iure gegenwärtig, so hatte es schlechterdings keinen Sinn, den<br />

in ius vozierten Gegner zu fragen, an seruum in potestate habeat. Der<br />

Sklave war ja da, er war „exhibiert", die Frage nach der facultas exhibendi<br />

also gegenstandslos. Nur darauf konnte es hier ankommen, ob der Gegner<br />

sich als dominus bekannte oder nicht. Wenn ja, so mußte er entweder<br />

die Defension des Sklaven, d. h. das iudicium noxale übernehmen 6 oder<br />

den Sklaven noxae dedieren;7 tat er keines von beiden, so unterlag er selbst<br />

I ducitur hieß es sehr wahrscheinlich im<br />

Original. Partsch, SZ 31, 412 1. Ganz anders<br />

B es e l er, Beitr. III, 9. SZ 46, 114.<br />

2 Der Schluß scheint interpoliert. Ulpian<br />

wird geschrieben haben: ducuntur. Vgl. 1.<br />

Rubr. c. 22 und Naber, a. a. O. 177.<br />

3 Diese Wendung deutet auf ein vorhergegangenes<br />

Zitat, das die Kompilatoren gestrichen<br />

oder verdunkelt haben.<br />

4 Die Echtheit des Schlusses (s. B e s e l e r,<br />

SZ 46, 113) kann hier dahingestellt bleiben;<br />

intakt ist er nicht.<br />

5 Dagegen betrifft fr. 21 pr. h. t., wie aus<br />

der Erwähnung der noxae deditio hervorgeht,<br />

augenscheinlich den Fall der praesentia<br />

serui, da ja nur der praesens noxae<br />

dediert werden kann. Der Schluß der Stelle<br />

L e n e l, <strong>Das</strong> <strong>Edictum</strong> <strong>Perpetuum</strong>. 3. Aufl.<br />

von „aut si id non faciat" an ist augenscheinlich<br />

interpoliert. Der dominus, der<br />

den praesens weder defendierte noch noxae<br />

dedierte, unterlag nach klassischem Recht<br />

der ductio oder missio in bona. Vgl. Nab er,<br />

a. a. O. 177. Verkannt von Karlowa, RG<br />

II, 1175.<br />

6 Doch genügte vorläufig auch Stellung<br />

des Vadimoniums, vgl. (2. 9) 2 § 1.<br />

7 Dies leugnet Naber, a. a. O. 175 n. 10.<br />

Er meint, aus der Deditionspflicht des wirklichen<br />

dominus könne man nicht auf die des<br />

bloßen fassus se dominum schließen, und<br />

beruft sich auf fr. 27 § 1 ict. 28 11. t. Allein<br />

aus diesen Stellen geht keineswegs hervor,<br />

daß der faiso confessus se dominum esse<br />

nicht die gleiche alternative Verpflichtung<br />

II

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