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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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234<br />

Tit. XVII. j 95<br />

den nicht überarbeiteten Schriften der klassischen Juristen kommt weder<br />

die certi condictio noch das certum condicere vor. Umgekehrt wissen wir,<br />

daß der eigentlich technische Ausdruck für die auf certa pecunia gerichtete<br />

condictio von den Zeiten Cäsars bis in die der letzten klassischen Juristen<br />

ein anderer - nämlich actio certae creditae pecuniae - gewesen ist.' Und<br />

diese Bezeichnung wiederum, die sich noch in zahlreichen Stellen der<br />

Kompilation wörtlich oder in Anklängen erhalten findet, vermissen wir<br />

merkwürdigerweise gerade da, wo die condictio certae pecuniae ex professo<br />

behandelt wird, in den Kommentaren zu dem Titel de rebus creditis, insbesondere<br />

bei Ulpian, dessen ganzes 26. Buch neben dem Eidesedikt allein<br />

dieser Klagformel in ihren verschiedenen Anwendungen gewidmet ist. 2 All<br />

dies zusammen führt m. E. notwendig zu dem Schluß: die condictio certi<br />

des fr. 9 cit. ist dem Ulpian ebenso fremd, wie die Deutung des „si certum<br />

petetur" in fr. i pr. cit.; die Kompilatoren waren es, die die actio certae<br />

creditae pecuniae durch ihre condictio certi ersetzten, vermutlich im Anschluß<br />

an einen schon zuvor bei den Byzantinern verbreiteten Sprachgebrauch.<br />

Wie die Byzantiner die uns geläufigen technischen Bezeichnungen<br />

für die einzelnen Anwendungen der condictio geschaffen haben,<br />

bald mit bald ohne Anlehnung an Wendungen der klassischen Juristen, so<br />

verdanken wir ihnen auch die formelle Einteilung in condictio certi und<br />

condictio triticaria. Denn auch letzterer Ausdruck, den wir nirgends finden,<br />

als in dem verdächtigen fr. i pr. cit., ist sicherlich der klassischen Jurisprudenz<br />

als technischer Ausdruck fremd.4<br />

Haben wir den Gegensatz des certum in der Rubrik nicht in der<br />

certa res der condictio triticaria finden können, so fragt sich, wo wir ihn<br />

sonst zu suchen haben. Man möchte zunächst an die sog. condictio incerti<br />

denken. Allein es findet sich in den erhaltenen Stücken der Kommentare<br />

nicht die leiseste Spur davon, daß unter dem Titel de rebus creditis die<br />

condictio incerti ex professo behandelt worden wäre; sie war wahrschein-<br />

' L. Rubria c. 21, 22. Tab. Heracl. lin.<br />

44. 45. Quinctil. IV, 2 § 6. 61; VIII, 3 § 14;<br />

XII, to § 70. Seneca de benef. III, 7, r. Gai.<br />

IV, 13. 171. Tryphon. (zo. 5) 12 § 1, Scaeu.<br />

(3. 3) 7o, Papin. (14. 3) 19 i. f., Gordian. C.<br />

(8. 41 E42]) 2. Vgl. ferner Gai. IV, 50, Pompon.<br />

(12. 1) 8, Scaeu. (12. 6) 67 § 4, Afric.<br />

(17.1) 34 pr., Paul. (45. 1) 126 § 2, Alex. C.<br />

(4. 3o) 5. S. auch die weitern bei Voigt,<br />

Condictiones 259 n. 196, und bei Heimbach,<br />

Creditum 44f., angef. Stellen.<br />

2 Allgemeines: fr. 9 pr.- § 3. Creditum:<br />

h. t. 9 § 4-9, 11, 1 3, (45 . 1) 48, h. t. 7.<br />

Condictio c. d. c. n. s.: (12. 4) 1, 3. Ob turpem<br />

causam: (12. 5) 2, 4. Indebiti: (12.6) 1,<br />

26, (2. 1 4) 51. Zu fr. 7 (33 . 2) vgl. das unten<br />

in § 140 Ausgeführte. Daß gelegentlich<br />

auch einmal Übergriffe nach Seiten der<br />

condictio certae rei erfolgen - (12. 6) 26<br />

§ 4. 5 . 7 -, beweist natürlich nichts gegen<br />

die Behauptung im Text.<br />

3 Andere m. E. irrige Ansichten über das<br />

Verhältnis der beiden Ausdrücke bei Hei mb<br />

ach, a.a.O. 553ff., Voigt, a. a.O., Baron,<br />

a. a 0. 178f., Karlowa, RGII, 595f.,<br />

W. St i n t z i n g, Beiträge zur röm. RG 1 ff.<br />

Alle Versuche, zwischen actio c. c. p. und<br />

condictio certae pecuniae zu unterscheiden,<br />

scheitern m. E. daran, daß unterscheidende<br />

Merkmale zwischen den angeblichen beiden<br />

Formeln nicht nachweisbar sind. S. auch<br />

Jobb ē -D u v al, ētudes sur 1'hist. etc. (1896)<br />

I, 78ff., v. Mayr, SZ 24, 26off., v. Koschembahr-Lyskowski,<br />

a. a. 0. 39ff.<br />

Auch aus den Resten der Ediktkommentare<br />

ist keinerlei Spur einer zwiefachen Formel<br />

ersichtlich.<br />

4 Vgl. Naber, obs. 19 (1. c. 184f.).

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