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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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2 4^<br />

Tit. XVII. § 96<br />

actio unter den Beispielen der arbitrariae aufgezählt wird, habe ich mich<br />

schon in meinen Beiträgen mit der Annahme eines solchen Satisfaktionsbefehis<br />

und der entsprechenden Formelklausel nicht befreunden können,•<br />

weil mir alle bisherigen Versuche, diesem iussum Inhalt und Richtung zu<br />

geben, total verunglückt schienen. In der Tat bin ich auch heute nicht<br />

anderer Meinung und glaube zu den Argumenten, die ich dort gegen die<br />

von der früher herrschenden Meinung 2 beliebte Formelklausel „nisi ea<br />

pecunia ... Ephesi soluetur" (oder wie die Formulierung sonst lauten mag)<br />

beigebracht habe und die ich nach wie vor für entscheidend halte,3 noch<br />

ein neues hinzufügen zu können, und zwar ein sehr erhebliches. Hätte<br />

nämlich der iudex wirklich ein iussum als letzte Aufforderung, am bestimmten<br />

Erfüllungsorte zu leisten, erlassen, so hätte, meine ich, auch die<br />

Interesseberechnung dieser Aufforderung entsprechend eingerichtet sein<br />

müssen, d. h. der iudex hätte der Interesseberechnung den in der fruchtlos<br />

gebliebenen Aufforderung bezeichneten oder subintelligierten Leistungstermin<br />

zugrunde legen müssen, die condemnatio hätte lauten müssen<br />

„quanti alterutrius intererit Ephesi solui, condemnato". Statt dessen<br />

weisen umgekehrt eine ganze Reihe von Stellen in ganz unzweideutiger<br />

Weise vielmehr in die Vergangenheit zurück. So vor allem c. un. h. t.:<br />

in qua uenit aestimatio, quod alterutrius interfuit .. .<br />

So ferner fr. 2 § 8 h. t.:<br />

und<br />

und<br />

ut, si i n t e r f u i s s e t rei ..., ratio eius haberetur .. .<br />

actoris habuit rationem, cuius p o t u i t interesse . . .<br />

in hanc arbitrariam quod i n t erf u i t ueniet . . .<br />

• S. auch Co hn, actio de eo q. c. 1.<br />

135f. Windscheid, Pand. §46n.4,Brinz,<br />

Pand. (2. Aufl.) II, 333 n. 3o.<br />

2 Vgl. wieder Puntschart, a. a. 0.<br />

3 Was Puntschart a. a. 0. in bezug auf<br />

fr. 4 § i h. t. ausführt, berührt dieselben gar<br />

nicht. Auch die anderweiten Vorschläge,<br />

die neuerlich von Dernburg, Pand. 1 § 133<br />

n. z, Ubbelohde, Interdikte II, 28f., Kar-<br />

Iowa, RG II, 1368, Gradenwitz, SZ 24,<br />

238ff. gemacht worden sind, kann ich nicht<br />

für glücklich halten. Dernburg meint,<br />

das iussum habe den Beklagten i. d. R.<br />

dazu aufgefordert, die richterlich ermittelte<br />

Schätzungssumme am Klage o r t zu zahlen,<br />

und auf eben dies kommt auch die Rekonstruktion<br />

von Gradenwitz hinaus. Hiergegen<br />

spricht m. E. entscheidend die Erwägung,<br />

daß, wenn einmal der Judex die<br />

Schätzungssumme festgestellt hat,schlechterdings<br />

nicht abzusehen ist, warum er nicht<br />

zur Vermeidung aller Weiterungen sofort<br />

darauf kondemniert. Wenn er dem Beklagten<br />

sagt: „gib 99, sonst verurteile ich dich<br />

auf ioo", so wird der Beklagte, falls er kann,<br />

natürlich die 99 zahlen (Gradenwitz, 245);<br />

eben darum aber ist es nicht glaublich, daß<br />

die Formel dem Judex ein iussum solchen<br />

Inhalts zur Pflicht machte, statt ihn sofort<br />

zur Kondemnation auf 99 zu ermächtigen.<br />

Dernburg vermutet, das iussum habe den<br />

Zweck gehabt, dem Beklagten die Vermeidung<br />

der poena tertiae partis zu ermöglichen.<br />

Aber zu unserer actio arbitraria paßt die<br />

sponsio (und restipulatio!) tertiae partis ganz<br />

und gar nicht (a. M. Arangi o-Ruiz a. a. 0.<br />

164); sie wird hier auch nirgends erwähnt.<br />

U b b e 1 o h d e s Vermutung steht und fällt mit<br />

seiner Auffassung des iussum de restituendo<br />

überhaupt, die m. E. weder den Quellen entspricht<br />

noch praktikabel ist.

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