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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. XXXIV. § 187<br />

dolus habet in se et uim: et sine ui, si quid callide admissum est,<br />

aeque continebitur).I<br />

So konnte der Jurist sich nicht ausdrücken, wenn er im Edikt die Worte<br />

gelesen hätte: dolo malo ui. Es bleibt aber eine Schwierigkeit. In fr. 2<br />

§ 7 sagt uns Ulpian, daß nach den Ediktworten (non puto deficere uerba),<br />

auch der hafte „qui solus uim fecerit". 2 <strong>Das</strong> verträgt sich nicht mit dem<br />

angeführten Text, kann auch nicht, wie Savigny3 meint, mittels einer<br />

„etwas" gewaltsamen Interpretation aus ihm herausgelesen worden sein.<br />

Bei der Fassung „dolo malo hominibus coactis" stehen wir vor einem<br />

Rätsel: die Behauptung, daß diese Worte auch denjenigen treffen „qui<br />

solus uim fecerit" gehen gegen den klaren Text. Wie sollen wir diesen<br />

offenbaren Widerspruch zwischen zwei Paragraphen desselben Fragments<br />

lösen? Vielleicht finden wir den Schlüssel, wenn wir dem andern von<br />

Cicero überlieferten, in dem Edikt der Digesten verschwundenen Worte<br />

— armatis — nachspüren.<br />

Savigny 4 und Keller s sprechen das Wort „armatis" dem edictum<br />

perpetuum ab. Mir 6 scheint umgekehrt aus fr. 2 § 7 (vgl. auch fr. 2 § 2)<br />

mit Sicherheit hervorzugehen, daß Ulpian das Wort im Album vor Augen<br />

gehabt haben muß. Ulpian erörtert hier, wie schon bemerkt, die Frage,<br />

ob auch der durch eine einzige Person gewaltsam verursachte Schaden<br />

unter die Ediktbestimmung falle, und begründet die bejahende Antwort<br />

mit den Worten:<br />

hoc enim quod ait „hominibus coactis", ut siue solus uim fecerit<br />

siue etiam hominibus coactis, sic accipere debemus etiam hominibus<br />

coactis uel armatis uel inermibus hoc edicto teneatur.<br />

Der Satz ist augenscheinlich in der Kompilation etwas in Unordnung geraten.<br />

Savigny, a. a. 0. 235, emendiert glücklich nach Heise:<br />

hoc enim quod ait „hominibus coactis" sic accipere debemus: „etiam<br />

hominibus coactis", ut siue solus uim fecerit siue etiam hominibus<br />

coactis uel armatis uel inermibus hoc edicto teneatur.<br />

Jedenfalls ist der Sinn klar. Ich frage nun: was kann Ulpian in diesem<br />

Zusammenhang, wo auf die Frage der Bewaffnung gar nichts ankam,<br />

zur Berührung dieses Punkts veranlaßt haben, wenn nicht der Wortlaut<br />

des Edikts selber? Und diese Folgerung aus Ulpians Kommentar erhält<br />

ihre Bestätigung durch Gaius, der in fr. 41 (50. 16) gelegentlich unseres<br />

Edikts — die Inskription lib. 21 duldet keine andere Beziehung — den<br />

Begriff arma erörtert:<br />

Arm orum appellatio non utique scuta et gladios et galeas significat,<br />

sed et fustes et lapides.<br />

Freilich wird das Wort armatis schwerlich durch bloßes Abschreiber-<br />

Anders faßt die Itp. L e v y, Konk. I,<br />

4903 im Anschluß an Keller.<br />

2 Vgl. auch fr. 2 § 9 h. t.<br />

3 Verm. Schr. III, 233.<br />

4 a. a. O.<br />

5 a. a. O. 564f.<br />

6 Ebenso Rudorff, EP § 185 n. 7.

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