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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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544<br />

Tit. XLV. § 290<br />

Von dieser actio nun finden wir in den oben zitierten Büchern der<br />

Kommentare ganz unverkennbare, wenn auch durch Interpolationen ver-<br />

deckte Spuren.<br />

Ich beginne mit derjenigen Stelle, wo die Interpolationen am handgreiflichsten<br />

vorliegen,' Iulian. 57 fr. 39 h. t. 2 Betrachten wir zunächst §<br />

und 5 des Fragments:<br />

Qui statu liberum t radit, nisi dixerit eum statu liberum esse,<br />

euictionis nomine perpetuo 3 obligatur. (§ 5) Qui seruum uenditum<br />

t r a d i t et dicit usum fructum in eo Seii esse, cum ad Sempronium<br />

pertineat, Sempronio usum fructum petente perinde tenetur, ac si<br />

in t r a d e n d o dixisset usus fructus nomine aduersus Seium non<br />

teneri . et si re uera Seii usus fructus fuerit, legatus autem ita, ut,<br />

cum ad Seium pertinere desisset, Sempronii esset, Sempronio usum<br />

fructum petente tenebitur, Seio agente recte defugiet.<br />

Ich denke, es wird nicht erst des Beweises bedürfen, 4 daß ursprünglich<br />

hier überall statt „tradere" stand: „mancipare", statt „euictionis nomine"<br />

geschrieben war: „auctoritatis nomine", 5 und daß am Schluß vor „defugiet"<br />

das Wort „a u c t o r i t a t e m" ausgefallen ist, kurz daß hier von der gesetzlichen<br />

Haftung des Manzipanten die Rede war. Erwägt man dies, so wird man<br />

nicht zweifeln können, daß eben dieselbe Haftung auch in § 2 des Fragments<br />

in Frage steht und daß es daher in § 2, wenn der eingeschachtelte Bedingungssatz<br />

überhaupt Echtes enthält, bei Julian statt „acceperas" und „tradiderat"<br />

hieß: mancipio acceperas und mancipio dederat. Eine ganz besonders<br />

interessante Interpolation anderer Art findet sich aber weiter im pr. der<br />

Stelle:<br />

Minor uiginti quinque annis fundum uendidit Titio, eum Titius<br />

Seio: minor se in ea uenditione circumscriptum dicit et inpetrat<br />

cognitionem non tantum aduersus Titium, sed etiam aduersus Seium:<br />

Seius postulabat apud praetorem utilem sibi de euictione stipulationem<br />

in Titium dari: ego dandam putabam . . . nam si ei<br />

fundus praetoria cognitione ablatus fuerit, aequum erit per eundem<br />

praetorem et e u i c t i o n e m restitui.<br />

Utilem sibi de euictione stipulationem in Titium dari! euictionem restitui!<br />

Es liegt zutage, daß Julian schrieb: „utilem a c t i o n e m dari" und „a u c t o -<br />

ritatem restitui:" 6 Was die Kompilatoren an dessen Stelle gesetzt haben,<br />

ist der bare Unsinn. 7 Als utilis aber will Julian die auctoritatis actio statt-<br />

I A. M. Karlowa, RG II, 406 n. 2.<br />

2 Vgl. zu diesem fr. jetzt noch Girard,<br />

mel. II, 16 4 3. 221. 224. 251. 268 und die<br />

dortigen Noten.<br />

3 Perpetuo: weil hier die Usukapion ausgeschlossen<br />

ist. Dies gegen Karl o w a, a. a. 0.<br />

4 Vgl. auch Bechmann, a.a.O. 244..<br />

5 Vgl. h. t. 69 § 1-4, wo die gleichen Interpolationen<br />

wiederkehren.<br />

6 Die Interpolationsvermutung Donat<br />

u t i s, iustus (ann. Perug. XXXIII) 18, scheint<br />

mir sehr gewagt.<br />

7 A. M. K a r l o w a a. a. O. Er führt gegen<br />

den Text an, daß der Ausdruck „ stipulatio<br />

nem dare 4C auch in echten Stellenvorkomme.<br />

<strong>Das</strong> war mir nicht unbekannt. Die Frage<br />

ist, ob er in unserer Stelle echt sein<br />

kann.

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